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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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anderen Ende des Raumes.
    Ich folgte ihm.
    Im Speisesaal standen ein paar Klapptische um einen großen gemauerten Kamin herum. Darin brannte ein Feuer und erfüllte den Raum mit dem Geruch nach Herbst. Die einzigen anderen Gäste waren ein älteres Paar, das an einem der Tische Karten spielte, und ein Mädchen in einem schwarzen Kapuzenpullover, das an einem anderen Tisch saß. Sie hielt einen leeren Kaffeebecher in beiden Händen und schaute aus dem Fenster in den Schnee.
    Sie alle schauten auf, als ich den Raum betrat.
    An der gegenüberliegenden Wand standen ein lindgrüner Kühlschrank und eine Art gasbetriebenes Stövchen mit einer blauen Kaffeekanne darauf, in der es blubberte. Auf einer Platte daneben türmten sich Rühreier mit Speck.
    Kein Obst.
    Ich machte einen Schritt vorwärts und hielt dann inne.
    Die ältere Frau schaute über die dicksten Brillengläser hinweg, die ich je gesehen hatte, und sagte: «Bedien dich, Schätzchen. Butch ist nur eben rausgegangen, der ist gleich wieder da. Du kennst ihn doch schon, oder?»
    Ich nickte.
    Der Mann, der ihr gegenübersaß, machte ein herablassendes Geräusch und sagte: «Wir nehmen an, dass er den Laden hier führt.» Er schaute weiter in seine Karten. «Vielleicht gehört er ihm sogar, weiß der Teufel.»
    Die ältere Frau runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Es wirkte gleichzeitig missbilligend und entschuldigend. Ich musste lächeln. Wie Sara und ich in vierzig Jahren wohl sein würden?
    «Ich glaube, der Laden gehört ihm», sagte ich. «Das ist zumindest der Eindruck, den ich habe.»
    Der ältere Mann sagte nichts darauf, also ging ich direkt zur Kaffeekanne. Die Becher standen daneben. Ich nahm einen und wollte nach der Kanne greifen.
    «Pass auf», sagte die Frau. «Sonst machst du danach keine Fingerabdrücke mehr.» Sie deutete auf einen Topflappen. «Nimm den. Du wirst es mir danken.»
    Ich nahm den Topflappen und fasste damit den Henkel an. Selbst durch den dicken Stoff spürte ich, wie heiß er war.
    Ich nahm einen Pappteller und häufte Rührei und ein paar Streifen Speck darauf, dann setzte ich mich an einen freien Tisch.
    Die Eier waren richtig gut. Der Kaffee war phantastisch.
    «Du hast wohl noch nie eine benutzt, oder?»
    Ich schaute hoch und sah direkt in das Gesicht der Frau. «Was hab ich noch nie benutzt?»
    «So eine Kaffeemaschine», sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Sie da auch nicht.» Sie zeigte auf das Mädchen am Fenster. «Ihr seid wohl beide zu jung. Marcus und ich haben so ein Ding zum Campen, falls wir Lust auf Kaffee kriegen, aber es gibt sie nicht mehr so oft.»
    «Nur noch hier», sagte Marcus. «Sie haben bestimmt noch nie von Mr.   Coffee gehört.»
    «Mr.   Coffee funktioniert doch großartig ohne Strom, oder?», fügte die Frau hinzu. «Diese altmodischen Dinge hatten schon was für sich, und man sollte dankbar sein für das, was man hat.» Sie schaute mich an. «Unglaublich, wie schnell der Sturm gekommen ist, oder? Wann bist du denn angekommen?»
    Ich zuckte die Schultern und fügte dann hinzu: «Ziemlich spät.»
    «Wir auch», sagte sie. «Ihm gefällt es gar nicht, dass wir hier sind, aber mir ist es egal. Dieses Motel erinnert mich an früher. Wie ein altes Foto.»
    Ich schaute mich um. Alle Wände waren vertäfelt. Darauf hingen ein paar staubige Gemälde mit Bauernhöfen und Sonnenuntergängen. Die Decke war voller Wasserflecken und der Teppich ausgeblichen und abgewetzt.
    «Bist du ganz allein?»
    «Meine Verlobte ist im Zimmer», sagte ich. «Sie fühlt sich nicht so gut.»
    «Tut mir leid», sagte die Frau. «Ich heiße übrigens Caroline. Und das ist mein Mann Marcus.»
    Marcus klopfte sich mit dem Fingerknöchel an die Schläfe, nahm dann ein paar blaue und weiße Pokerchips von einem Stapel, der vor ihm stand, schob sie in die Mitte des Tisches und sagte: «Raise.»
    Caroline achtete nicht auf ihn. «Und das dahinten ist Megan. Sie ist noch ganz spät hier angekommen, als die Straße schon gesperrt war.» Sie beugte sich vor und flüsterte: «Sie kommt aus Russland und studiert hier Medizin.»
    Ich nickte und lächelte Megan zu. Sie lächelte zurück, aber es wirkte nicht so, als legte sie Wert auf meine Bekanntschaft. Ich auch nicht, aber ich fand es richtig, höflich zu sein.
    «Ich heiße Nate», sagte ich. «Sara ist noch im Zimmer.»
    «Nichts Ernstes, hoffe ich.»
    «Nein, alles okay.»
    «Das ist gut.» Sie zeigte auf meine Hand und runzelte die Stirn. «Das sieht aus, als ob es

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