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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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bleiben immer noch wir.»
    «Das reicht nicht.»
    Sie sah mich lange schweigend an, dann kam sie herüber und küsste mich, zart und langsam. «Liebst du mich?»
    Ich nickte.
    «Dann wird alles gut.»
    Wir blieben eine Weile so, dann fügte sie hinzu: «Und du wirst ein großartiger Vater sein.»
    Sie musste das sagen, und obwohl ich nicht ihrer Meinung war, widersprach ich ihr nicht. Sie liebte mich zu sehr, um es anders sehen zu können, und ich war klug genug, sie nicht vom Gegenteil zu überzeugen.
    Sie würde es ohnehin irgendwann herausfinden.
    In der Liebe fand es jeder irgendwann heraus.

27
    Ich stand wieder am Fenster und schaute zu, wie der Schnee auf den Parkplatz fiel. Ich dachte über Zack nach. Sara saß auf dem Bett. Sie hatte Spielkarten gefunden und übte Black Jack, um sich auf die Zukunft vorzubereiten.
    Ein gutes Zeichen.
    «Ich kann hier nicht mehr bleiben.» Sara stapelte die Karten und legte sie auf den Nachttisch. «Ich werde hier noch verrückt. Ich muss unbedingt raus hier.»
    «Die Straßen sind immer noch   …»
    «Dieses Zimmer, Nate. Ich muss aus diesem Zimmer raus.» Sie ging zum Tisch und nahm ihre Jacke. «Ich muss was essen. Sonst kippe ich um.»
    «Wohin gehst du?»
    «Zur Rezeption. Vielleicht haben sie ja was da.»
    «Aber   …»
    «Wird schon gehen», sagte sie. «Ich weiß, was ich tue.»
    Ich stand auf und griff nach meiner Jacke.
    «Du musst nicht mitkommen», sagte sie. «Ich mach das schon.»
    Aber ich ging trotzdem mit.
    Vielleicht würde uns die frische Luft guttun.
    ***
    Sara sah sie zuerst.
    Die Frau stand allein am Rand des Spielplatzes und starrte hinaus auf das Feld und die einsame Pappel in der Ferne.
    «Wer ist das?»
    Ich blieb stehen und drehte mich um. Als ich sie sah, drehte sich mir fast der Magen um. Ich konnte nicht sofort antworten.
    «Nate, wer ist   …»
    «Ich weiß es nicht», sagte ich.
    Wir standen einfach nur da und beobachteten sie. Sie drehte sich um und ging auf die andere Seite des Spielplatzes.
    «Das ist Caroline», sagte ich.
    «Was tut sie da?»
    Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Ich konnte nur den Kopf schütteln.
    «Meinst du, es geht ihr gut?», fragte Sara. «Ob sie wohl Hilfe braucht?»
    «Der geht es gut», sagte ich. «Los, komm.»
    Ich wandte mich um und ging weiter auf die Rezeption zu.
    Sara folgte mir.
    Es war beunruhigend, Caroline da draußen zu sehen, ausgerechnet an dieser Stelle. Irgendwie zu vertraut, zu zufällig, und irgendwas daran brannte sich irgendwo in meinem Hinterkopf ein.
    Ich sagte mir, dass sie es vermutlich auch satthatte, immer nur drinnen zu sitzen, und dass sie einfach nur einen Spaziergang machen wollte, auch wenn sie dazu durch den Schnee gehen musste. Es klang überzeugend, und ich sagte es Sara, obwohl ich es selbst nicht glaubte.
    Sie glaubte es auch nicht, und als wir an der Rezeption ankamen, spürte ich, dass sie sich Sorgen machte.
    «Was hat sie da draußen gemacht?»
    «Einen Spaziergang.»
    «Aber warum gerade dort?»
    «Du fängst schon wieder damit an.» Ich bemühte mich, ruhig zu klingen. «Entspann dich.»
    Sara runzelte die Stirn, aber sie sagte nichts mehr.
    Ich öffnete die Tür, und wir traten ein.
    Es war heiß in der Rezeption. Wir konnten Syl im Frühstücksraum stöhnen hören, und wir folgten dem Geräusch.
    «Wo sind sie denn alle?»
    Der Raum war leer, nur Syl lag vor dem Kamin auf dem Boden. Er wand sich unter den Laken wie ein riesiger gelber Wurm. Als ich näher trat, sah ich, dass die Haut in seinem Gesicht ganz trocken war und sich in dünnen, grauen Fetzen abschälte.
    «Wer sollte denn alles hier sein?», fragte Sara. «Und was machen wir, wenn er aufwacht und etwas braucht?»
    Ich sah sie an. Sie schien plötzlich zu begreifen, was sie da sagte, und wandte sich ab.
    «Bist du sicher, dass du damit zurechtkommst?»
    Sie nickte. «Warum wartest du nicht nebenan, und ich suche mir etwas zu essen?»
    «Nein.»
    «Es könnte aber einfacher sein.»
    «Wir nehmen uns einfach etwas zu essen und gehen wieder.»
    Wir schauten uns um, fanden aber nicht viel.
    Es gab ein paar einzeln verpackte Salzcracker auf der Anrichte und Haferflocken. Wir stopften uns die Cracker in die Taschen und ließen die Haferflocken stehen.
    «Wenn es hier nur Obst gäbe», sagte Sara. «Für einen Apfel würde ich töten.»
    Hinter uns hustete Syl und sagte: «Nein, ich weiß es nicht.»
    Wir drehten uns um.
    Syls Augen waren geschlossen.
    Eine Sekunde später hustete er erneut. Dann verstummte

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