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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Anscheinend kochte Powell alles auf dem Ofen,
obwohl nur wenige Töpfe oder Pfannen zu sehen waren. Fest davon überzeugt, dass
er irgendwo Lebensmittel aufbewahren musste, stieg sie die Leiter hinauf und
untersuchte den engen ersten Stock. Auch hier gab es nichts, aber immerhin
zeigte diese obere Etage ein paar persönliche
Elemente. Powell schlief auf einer Matratze am Boden. Die Laken waren
sauber untergeschlagen wie im Krankenhaus. Neben dem Kopfkissen stand eine
Kerosinlampe und wurde von Bücherstapeln flankiert – jahrzehntealten eselsohrigen Taschenbüchern. Alles Mögliche von Zane
Grey über Spionageromane bis zu Arztromanen. Am Fuß des Betts erhob sich ein
sauberer Stapel aus Lehrbüchern und technischen Handbüchern, größtenteils über
Wissenschaft. Chemie, ein Führer über essbare Pflanzen,
Vermessungskundeund Bauwesen. Kein Buch war weniger als sieben Jahre alt. Das
neueste war ein abgenutztes Exemplar des Old Farmer’s
Almanac von 2001. Am anderen Ende des Dachbodens fand sie ein paar
abgenutzte Bände mit Kreuzworträtseln. Die Rätselspalten waren mit Bleistift
ausgefüllt und sorgfältig wieder ausradiert worden – klebrige
Radiergummireste rieselten von den Seiten, als sie sie umblätterte –, um danach erneut gelöst zu werden. Hinter dem Stapel
fand sie einen Zauberwürfel, der zum Teil in seine Grundstellung bewegt,
dann aber sich selbst überlassen worden war, wie die dicke Staubschicht auf der
Oberseite verriet.
    Nachdem Chey so viel wie irgend möglich in Erfahrung gebracht hatte,
stieg sie die Leiter wieder hinunter und schnüffelte auf der Suche nach etwas
Essbarem weiter herum. Die gebratene Baumrinde, die Dzo ihr gegeben hatte, hatte ihren Appetit angeregt. Ihr
Magen knurrte und grollte, als hätte er zehn Tage lang vergessen, dass
es so etwas wie Nahrung gab, nur um sich nun wieder daran zu erinnern. Aber sie
fand wenig Genießbares. Abgesehen von einigen verstaubten Dosen mit Mais und
Erbsen waren Powells Schränke leer, und sie glaubte nicht, dass man das Zeug
noch essen konnte. Selbst wenn sie eine Möglichkeit gefunden hätte, sie zu
öffnen. Die verblichenen Etiketten zeugten von einer anderen Ära.
    Sein Getränkeschrank war vielversprechender. Sie entdeckte ein paar halb volle Flaschen Scotch und
dachte darüber nach, wie gern sie sich einfach hingesetzt und etwas getrunken
hätte – aber dann hörte sie, wie die Männer um das Haus herumkamen.
Sie verstand nicht genau, was sie sagten, also hockte sie sich unter ein
Fenster, wo sie besser hören und die beiden sogar zum Teil sehen konnte, ohne
selbst entdeckt zu werden.
    »Ich habe ihren Knöchel gesehen«, sagte Powell. »Sie hat sich
kratzen lassen. Sie gehört jetzt zum Klub oder wird zumindest sehr bald
dazugehören.«
    Dzo hob die Schultern. »Klar, darum habe ich sie ja hergebracht.«
    »Das erschien dir in diesem
Augenblick wohl vernünftig«, sagte Powell. Er blieb unmittelbar vor dem Fenster
stehen, sah aber nicht herein. »Ich kann nicht zulassen, dass sie sich
verwandelt. Sie wird jemanden verletzen. Möglicherweise verbreitet sie diese
Sache sogar weiter. Das kann ich nicht zulassen.« Er wog etwas in den Händen.
Es war eine Axt. Die Sorte, mit der man Bäume fällte. Die Klinge war matt und
rostig. Sie hatte die gleiche Farbe wie Dzos Truck. »Willst du es tun?«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Dzo
und schüttelte die Felle. Hinter der weißen Maske konnte Chey sein Gesicht
nicht erkennen.
    »Dann mache ich es. In wenigen Minuten geht der Mond auf. Schlagen
wir ihr den Kopf ab, dann ist vermutlich alles in bester Ordnung.«
    Als er zur Tür kam, war Chey verschwunden.

8   Chey
hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie gehen konnte. Gleichgültig, wie
gut der Knöchel auch verheilt sein mochte, so war er doch zumindest immer noch
verstaucht, und die Humpelei durch den Wald hatte das Bein steif und wund
gemacht. Aber wenn die Alternative im Enthaupten bestand, konnte sie wunderbar
laufen, wie sie feststellte.
    Es schmerzte! Jeder Knochen
vibrierte vor Schmerz, aber Adrenalin, Endorphine oder ein anderer
gesegneter Stoff in ihrem Blut machten sie beweglich.
    Sie stürzte in die Lücke zwischen den beiden Schuppen neben dem
Haus, stieß mit der Hand gegen eine uralte Holzwand und rannte blindlings in
den Wald hinein. Die Bäume hießen sie kommentarlos willkommen, als sie sich den
Weg an ihnen vorbei suchte und ihre Füße in dem dicken Teppich aus
Kiefernnadeln versanken. Sie sprang über einen

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