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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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züchtete. Er hatte
eine Tüte Möhren dabei und verfütterte sie eine nach der anderen methodisch an
sein Lieblingstier Vulcan, das mit dem Schweif wedelte.
    Es war 2006, das Jahr, in dem in Kanada die Konservativen an die
Macht kamen, und es hatte den Anschein, dass sie endlich –
möglicherweise – ihre Chance bekamen. Falls sie es diskret anstellten.
Aber sie brauchten Onkel Bannermans Hilfe, also waren sie zu zweit nach
Colorado geflogen, um ihn persönlich anzusprechen. Es war Januar, und auf dem
Boden breiteten sich noch Schneepfützen aus. Chey wäre gern ins Haus gegangen,
wo es warm war.
    Bobby biss das Ende seiner Zigarre ab und spuckte es ins Gras.
Bannerman verfolgte das Projektil mit seinem Blick und starrte es an, wo es auf
dem Boden auftraf. Vermutlich merkte er sich die Stelle, damit er es später
aufheben konnte. Bobby steckte die Zigarre unangezündet in den Mund und
nuckelte daran.
    »Brauchen Sie ein Streichholz?«, fragte Bannerman.
    »Scheiße, nein. Glauben Sie, ich will Lungenkrebs kriegen? Ich mag
bloß den Geschmack.«
    Bannerman wandte den Blick ab. »Zungenkrebs bekommt man genauso
leicht.« Er schüttelte den Kopf, offensichtlich bereit, es aufzugeben.
»Cheyenne sagte, Sie wollen mich um einen Gefallen bitten. Schätze, ich sollte
zumindest Ihre Frage abwarten.«
    »Ja. Ich brauche Ihre Hilfe, um einen Werwolf zu killen.«
    Bannerman zeigte nicht die geringste Reaktion. Er verfütterte die
letzte Karotte an sein Pferd, zerknüllte die Tüte und steckte sie in die
Tasche.
    »Das ist eine Angelegenheit der öffentlichen Sicherheit«, versuchte
Bobby zu erklären. »Kanadische Bürger sind in Gefahr, und Sie können mir
helfen, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Sicherlich wissen Sie das zu schätzen.
Dieses Arschloch fraß Ihren Bruder.«
    Dieses Mal zuckte Bannerman deutlich sichtbar zusammen. Dann
sammelte er sich, hob die Hand und tätschelte Vulcans Stirnlocke. Das Pferd
schnaubte und scharrte an dem eisigen Boden.
    Bobby schlug eine andere Taktik ein. »Das ist sozusagen meine
Lebensaufgabe. Können Sie das verstehen? Sie haben eine ziemlich verdienstvolle
Karriere hinter sich. Ich stehe am Anfang der meinen.«
    »Ich diente meinem Land, so gut ich konnte, das ist alles.«
Bannerman strich dem Pferd einige Male durch die Mähne und schnalzte mit der
Zunge. Das Pferd wusste genau, was das zu bedeuten hatte, und lief zur anderen
Seite der Koppel. Die Hufe warfen hellen Schnee auf. »Sagen Sie mir bitte, was
genau ich für Sie tun soll!«
    »Ein Anruf. Das ist schon alles«, sagte Bobby. »Sie waren in der
Nationalgarde von Colorado eine ganz schön wichtige Person. Ich möchte, dass
Sie jemanden der höheren Ränge in der Basis
in Buckley anrufen. Jemanden, der anordnen kann, dass ein Zivilist einen
Crashkurs in der Grundausbildung machen kann, ohne dass allzu viele Fragen
gestellt werden.«
    »Sie wollen, dass ich einen Ihrer Agenten in unserem
Ausbildungslager aufnehme. Nun, das ist sehr interessant, und es verrät mir,
dass Sie mir nicht die ganze Geschichte erzählen. Soweit ich weiß, unterhalten
die kanadischen Streitkräfte ein völlig adäquates Ausbildungslager bei
Saint-Jean in Quebec. Aber aus irgendeinem
Grund können Sie Ihren Agenten nicht in diesem Lager unterbringen.«
    »Ja, das trifft zu.« Bobby hob entschuldigend die Hände. »Ich
arbeitete da sozusagen als Subunternehmer. Alles schrecklich geheim. Ich kenne
jemanden, der wäre ideal für meine Zwecke,
hat aber noch nie mit einer Waffe geschossen. Wissen Sie, bei uns oben
im Norden erhält nicht jeder eine Schusswaffenausbildung. Wir haben da unsere eigenen Sitten, was das betrifft.«
    Onkel Bannerman nickte. »Zufällig
kenne ich jemanden, der das in die Wege leiten könnte. Darf ich fragen,
wer Ihr Agent ist? Oder ist das geheim?«
    Eine Weile kratzte sich Bobby am Kopf. »Nun, irgendwie ist das eine witzige Geschichte. Wissen Sie, ich versuche diese
Operation schon seit Jahren in Gang zu bringen. Ich habe meine Leute angebettelt,
mir einen guten Mann zu überlassen, einen schlauen Kerl, der das zustande
bringt. Aber ich streite mich schon so lange mit der Bürokratie herum, dass ich
in dieser Angelegenheit ganz kleine Brötchen backen muss. Ich musste um
Freiwillige bitten. Menschen, deren Leben diese Kreatur vernichtet hat.
Menschen, die bereit sind, sich einem geringen Risiko auszusetzen, um auf
Silberkugelreichweite an einen Werwolf heranzukommen.«
    Sein Blick glitt zur Seite. Bannerman folgte der Richtung.

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