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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Herz raste. Ihr ganzer Körper
brannte vor Schmerzen. Sie war fertig.
    »Ganz schön miserabel, aber es reicht, um zu bestehen«, verkündete
der Sergeant. »Also gut, Sie sind fertig.«
    Und das war es. Sie begab sich zu der Stelle, an der Bobby und Onkel
Bannerman auf Lagerstühlen saßen, und kippte vor ihnen ins Gras. Ihr fehlte die
nötige Kraft, etwas zu sagen, und die beiden beglückwünschten sie auch nicht.
Sie unterhielten sich angeregt und schienen kaum wahrzunehmen, dass sie da war.
Die gleiche Unterhaltung, die sie immer wieder führten, seit sie sich
kennengelernt hatten.
    »Das ist Ihr brillanter Plan. Eine Frau gegen ein Monster zu
schicken.«
    »Eine entschlossene Überlebenskünstlerin, die ihre angeknackste
Psyche heilen will. Und dank Ihrer Hilfe inzwischen
eine ausgezeichnet ausgebildete Überlebenskünstlerin.«
    »Sie ist nicht einmal fünfundzwanzig, und jetzt werden Sie beide Ihr
Leben wegwerfen. Wissen Sie eigentlich, dass sie Angst vor Hunden hat?«, wollte
Bannerman wissen. »Wie soll sie denn dicht genug an einen Lykanthropen
herankommen, um ihn zu erschießen, wenn sie schon Angst vor Hunden hat?«
    »Er nimmt nicht die ganze Zeit Wolfsgestalt an. Manchmal ist er so
menschlich wie Sie oder ich. Zumindest hat es den Anschein.«
    Bannerman machte ein abschätziges
Geräusch. »Trotzdem wird er stärker und schneller als sie sein. Trotzdem
wird er ein Killer sein. Sie ist nicht einmal eine Soldatin, ob nun mit oder
ohne Grundausbildung.«
    »Könnte ich Soldaten schicken, dann täte ich es. Ich würde nur allzu
gern ein Infanterieregiment in Marsch setzen«, sagte Bobby. »Ich würde nur
allzu gern einen Luftschlag befehlen. Aber wir haben es hier mit einem cleveren
Tier zu tun. Es würde die Gefahr wittern und vor unserer Ankunft einfach
weiterziehen.«
    »Und Sie müssten auch eine
offizielle Erlaubnis haben«, fügte Bannerman hinzu. »Und die bekommen
Sie niemals.«
    »Ja, das auch. Sehen Sie. Ich habe alles so simpel wie möglich
geplant. Wir warten bis zum Hochsommer, damit Chey dort oben nicht erfriert.
Sie zieht los und sieht aus wie eine verirrte Ökotouristin, falls jemand Fragen
stellen sollte. Wir glauben, dass dieser Werwolf möglicherweise menschliche
Komplizen hat, die auf ihn aufpassen. Sie wird die perfekte Tarnung haben. Sie
muss bloß dicht genug für einen Schuss an ihn herankommen, und dann ist sie
fertig, das ist auch schon alles.«
    »Einmal davon abgesehen, dass sie aus einem sehr schwierigen Gelände
herausgeholt werden muss. Soll sie die Komplizen auch erschießen?«
    Bobby fuchtelte mit der Hand vor
dem Gesicht herum, als verscheuche er Fliegen. »Ich habe einen Hubschrauber
bereitstehen, der sie auf Abruf evakuieren kann. Diese Mission ist zu
überleben. Glauben Sie, ich will sie auf diese Weise verlieren? Sie ist meine
Freundin.«
    »Sie ist ein Opfer. Ich weiß nicht, was Ihnen diese Sache einbringt,
aber ich weiß, dass Sie ihren Tod in Kauf nehmen.«
    Als Chey das hörte, geriet ihr Herz kurz ins Stolpern. Aber sie gab
nicht auf. Sie setzte sich auf und sah die beiden Männer an.
    »Warum sind Sie nur so scharf auf diesen Lykanthropen?«, wollte
Bannerman wissen.
    »Wie ich bereits sagte, ist das eine Frage der öffentlichen
Sicherheit. Ich will nicht, dass noch weitere Kanadier gefressen werden.« Aber
es gelang ihm nicht, diese Worte mit
unbewegter Miene auszusprechen. Eigentlich hatte Bobby Chey nie richtig erklärt,
wo sein Interesse bei dieser Angelegenheit lag. Ihr wurde bewusst, dass
sie ihn auch nie ernsthaft gefragt hatte.
    »Sagen Sie die Wahrheit, mein Sohn!« Bannermans Gesicht hatte sich
in Stein verwandelt. Seine Augen waren wie geschärfte Feuersteinspitzen.
    Chey kannte diesen Blick. Nicht einmal Bobby konnte ihn ertragen und
weiterhin irgendeinen Scheiß erzählen.
    »Also gut«, sagte er. »Wollen Sie es wissen? Es geht um Öl.«
    »Entschuldigung?«, fragte ihr Onkel.
    Bobby hob die Schultern. »Nicht gerade schrecklich originell. Ich
weiß. Trotzdem ist es wichtig. Mir stehen Satelliteninformationen zur
Verfügung, denen zufolge es direkt am Polarkreis eine unerschlossene Ölreserve
gibt. Möglicherweise sechshundert Millionen Barrel. Und sie sind nicht in
Ölsand oder Ölschiefer gebunden – da würde die Gewinnung mehr kosten, als
das Ganze wert wäre. Hier ist die Rede von dem echten flüssigen Zeug. Da gibt
es nur ein Problem. Ein Werwolf sitzt drauf. Schicken wir nun Leute dort rauf,
um nach diesem Hauptgewinn zu bohren, werden

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