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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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unmethodischer und wesentlich anstrengender waren als die, die Luca sich für mich ausgedacht hatte.
    »Und wenn ich dich hier packe, was ist deine erste Reaktion?«, fragte Arian. Seine rechte Hand schloss sich fest um meinen linken Unterarm.
    »Ich würde … dich schlagen«, sagte ich zögernd und versuchte die kleine Gruppe von Bergwächtern nicht weiter zu beachten, die sich um den Übungsplatz scharte.
    Arian verdrehte die Augen und blickte zum Himmel, als flehe er ihn um Hilfe an. »Und wohin würdest du mich schlagen?«
    Ich ballte meine rechte Hand zu einer Faust und tat so, als schlüge ich auf Arians rechten Arm, knapp oberhalb der knochigen Stelle am Handgelenk.
    »Gut. Das ist besser, als wenn du versuchst deinen Arm herauszuwinden. Aber wenn du mich hier oder hier schlägst« – er nahm mit seiner freien Hand meine Faust und führte sie zur Innenseite seines Armes, kurz über der Armbeuge, dann zu einem anderen Punkt neben dem runden Muskelball auf seiner Schulter – »würde mein ganzer Unterarm taub werden. Ich müsste dich loslassen und könnte meine Hand zumindest für ein paar Minuten nicht einsetzen. Versuch es mal.«
    »Ich soll richtig zuschlagen?«, fragte ich entsetzt. Einer der Zuschauer prustete vor Lachen.
    »Du musst richtig zuschlagen«, sagte Arian mit überraschender Geduld. »Wie willst du es denn sonst lernen? Los, mach.«
    Ich atmete aus, nahm die Faust zurück und bewegte sie vorsichtig auf die Stelle zu, die Arian mir gezeigt hatte. Bevor ich ihn traf, packte er erneut meine Hand.
    »Zu langsam«, sagte er. »Durch dein Zögern hast du die Chance verspielt, dich einfach und problemlos von mir zu befreien. Was machst du jetzt?«
    Ich bewegte meine Arme versuchsweise mit einem kräftigen Ruck. Luca hätte in dieser Situation sofort losgelassen; Arians Griff wurde fester, nicht so, dass es wehtat, aber es reichte, um mir klarzumachen, dass ich so nicht loskam.
    »Ich würde dich treten«, sagte ich entschieden. »Ich würde … du weißt schon … zwischen die Beine zielen. Die meisten Männer bekommen Panik, wenn man das macht.«
    »Gut. Versuch es.«
    »Wirklich?«
    »Frost!« Livias ungeduldiger Schrei kam irgendwo aus der Menge. Ich zuckte zusammen. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie sich unter den Zuschauern befand. »Weißt du, was manche Leute hier im Lager für diese Einladung geben würden? Mach einfach, was er sagt!«
    Während die anderen Bergwächter in Gelächter ausbrachen, nahm ich meine Kraft zusammen und zielte mit dem Stiefel genau auf seinen Schritt.
    Blitzschnell verlagerte er sein Gewicht zur Seite, und statt ihn zu treffen, erwischte mein Fuß nur Luft. Dann stand er plötzlich vor mir, seine Füße zwischen meinen, und drehte mir den Arm auf den Rücken.
    »Wieder hast du gezögert und deine Chance vertan. Und jetzt?«, fragte er.
    Trotz der Panik, die sich in mir breitmachte, konzentrierte ich mich darauf, langsam und gleichmäßig zu atmen. Deshalb wolltest du ihn als Lehrer, rief ich mir ins Gedächtnis. Du musst mit so etwas klarkommen.
    »Soll ich es dir sagen oder es einfach tun?«, fragte ich und war überrascht, dass ich nicht stotterte.
    »Tu es«, sagte Arian.
    Ich nickte – und ließ den Kopf vorschnellen. Arian sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um dem Kopfstoß auszuweichen, und ließ meine Hände los. Die Zuschauer klatschten. Livia stieß einen gellenden Pfiff aus.
    Arians Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, doch in seinen Augen leuchtete Anerkennung, es war wie ein Lächeln, das es nicht bis zu seinen Lippen schaffte. »Gut. Aber du hast nur erreicht, dass ich dich loslasse. Ich werde so lange nicht von dir ablassen, bis du mich zu Boden zwingst.«
    Er versuchte wieder mich zu packen. Ich sprang zur Seite, wich seinen Händen aus und stampfte hart auf, um seinen Fuß zu treffen. Doch der war nicht mehr da. Arian drehte sich um die eigene Achse und umklammerte mich von hinten mit beiden Armen. Sein Körper presste sich gegen meinen Rücken. Es war die gleiche Position, deretwegen ich schon einmal in Panik geraten war.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er so leise, dass es außer mir keiner hören konnte.
    Ich nickte. Mein Herzschlag war schneller geworden, doch noch hatte ich alles im Griff.
    »Dann zeig mir, wie du dich aus dieser Umklammerung befreien würdest.«
    Meine Oberarme waren an meinen Körper gedrückt, doch meine Unterarme und meine Hände waren frei. Ich nahm all meinen Mut zusammen und begann mich zu winden, bis ich

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