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Frostengel

Frostengel

Titel: Frostengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamina Berger
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entlarvt hatte, würde er es nicht wagen, mir weiter nachzustellen. Mein Nervenkostüm war einfach zu dünn. Ich redete mir Dinge ein, die nicht da waren.
    Endlich blinkte das Symbol, dass der Kopierer fertig war. Ich raffte die Blätter an mich und ging, so schnell ich konnte, Richtung Treppe.
    Ich lenkte meine Gedanken auf Leon, der wahrscheinlich schon draußen auf mich wartete. Und ich war viel zu spät dran! Ich legte noch einen Zahn zu, lief beschwingt den Gang entlang. Ich konnte es nicht mehr abwarten, ihn endlich wiederzusehen!
    Gerade hatte ich den ersten Stock passiert, als ich hinter mir eine flüchtige Bewegung wahrnahm. Bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich einen Stoß im Rücken und sah im nächsten Augenblick die Treppen auf mich zurasen. Verzweifelt ruderte ich mit den Armen, doch ich hatte keine Chance, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Stöhnend kam ich am Fuß der Treppe zum Liegen. An meinem ganzen Körper spürte ich nichts anderes als Schmerz. Um mich herum lagen die Kopien verstreut. Unfähig, mich aufzurichten, drehte ich ächzend den Kopf in Richtung Treppe. Die Schmerzen in meinem Kopf pochten. Ich sah jemanden hochlaufen, konnte aber nicht erkennen, wer es war. Die jähe Bewegung meines Kopfes schickte einen stechenden Schmerz in meinen Rücken, mein Kopf sackte zu Boden. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, dass mich jemand gestoßen hatte. Und dieser Jemand hatte schwarze Turnschuhe mit einer rot-weißen Sohle getragen. Dann wurde alles dunkel um mich.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich angeschnallt auf einer Trage in einem Krankenwagen. Eine Sirene war zu hören, eine braune Decke über meinen Körper gebreitet, Leon saß neben mir. Er war leichenblass.
    Ich wollte etwas sagen, doch ich brachte kein Wort heraus. Leon sah, dass ich bei Bewusstsein war, und drückte sofort meine Hand. »Theresa, was machst du für Sachen? Ich dachte im ersten Moment, du wärst tot, so verrenkt wie du dagelegen hast.«
    Mein Kopf, nein, mein ganzer Körper tat weh und eine Welle der Übelkeit kam in mir hoch. Ich schloss die Augen. Doch auch das brachte nur geringe Linderung, doch immerhin drehte sich nicht mehr alles um mich herum. Irgendetwas war passiert. Doch was? Es war … es lag ganz knapp unter der Oberfläche, ich musste es bloß zu fassen kriegen. »Wohin …?«, krächzte ich mühsam.
    »Wir bringen dich ins Krankenhaus«, antwortete Leon. Ich wollte protestieren. Ich hasste Krankenhäuser, doch nicht einmal das schaffte ich. Mir war einfach kotzübel, ich fühlte mich schwach. Gleich darauf spürte ich, dass der Wagen zum Stillstand kam, ich wurde mit der Trage hochgehoben und aus dem Wagen geschoben. Die ganze Zeit über hielt Leon meine Hand, als würde er sie nie wieder loslassen wollen.
    Ich wünschte, ich hätte die Augen aufmachen können. Ich hasste es, nur auf meine anderen Sinne angewiesen zu sein, aber schon beim Blinzeln hatte ich das Gefühl, in meinem Kopf hätte ein Blitz eingeschlagen, also ließ ich meine Augenlider zu.
    »Sturz von der Treppe«, hörte ich einen der Sanitäter sagen. Jemand tastete mit geübten Fingern meine Gliedmaßen ab, drehte sie ein wenig hin und her und meinte, es sei wenigstens nichts gebrochen. »Hörst du mich? Wie heißt du?«
    Leon antwortete statt meiner. »Ihr Name ist Theresa Kleistner. Sie ist meine Freundin, ich hab sie vorhin in der Schule gefunden.«
    »Theresa, ich werde jetzt mit einer Taschenlampe in deine Augen leuchten«, warnte mich die Ärztin. Ich wappnete mich auf das Licht, das mir mit Sicherheit wieder Kopfschmerzen bereiten würde.
    »Kannst du dich aufsetzen?«, fragte die Ärztin.
    »Ja«, murmelte ich und spürte Leons Hand in meinem Rücken, die mich stützte. »Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Das glaub ich«, meinte die Ärztin. »Gott sei Dank ist dir nicht mehr passiert.«
    Ich schaffte es nun endlich, die Augen aufzumachen. Mit ernster Miene leuchtete eine blonde, große Frau in weißem Kittel zuerst ins eine, dann ins andere Auge. »Scheint alles in Ordnung zu sein. Wir werden vorsichtshalber ein CT machen und dich über Nacht zur Beobachtung hierbehalten.«
    »Was hab ich denn?« Ich merkte selbst, wie verzagt und weinerlich meine Stimme klang. Schon der Gedanke, dass ich über Nacht bleiben musste, machte mir Angst.
    »Eine leichte Gehirnerschütterung. Du wirst dich schonen müssen. Kein Fernsehen, nichts lesen, Bettruhe. Wie ist es denn passiert?«
    »Alles, woran ich mich erinnern kann, ist, dass

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