Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Woche auf der Akademie sein noch Kenzie dazu machen. Das hätte uns beide verletzt. Ich habe schon genug, womit ich mich rumschlagen muss – schwul sein, ein Spartaner sein, lernen, wie man gegen Schnitter kämpft. Ich kann es echt nicht brauchen, dass alle hinter meinem Rücken kichern und SMS schreiben, weil ich zu allem anderen auch noch in meinen besten Freund verliebt bin, verstehst du?«
Ich verstand. Als ich neu auf der Akademie gewesen war, hatte ich mich mies gefühlt, weil ich nicht dazugehört hatte, weil ich so offensichtlich nicht dort hingehört hatte. Selbst jetzt, da Daphne und Carson meine Freunde waren, gab es noch Tage, an denen ich mich so fühlte – als wäre ich für die anderen immer noch nur Gwen Frost, dieses seltsame Gypsymädchen, das Dinge berührte und Bilder sah. Doch, ich wusste, wie Oliver sich fühlte.
»Ich weiß, was du durchmachst«, sagte ich. »Aber findest du nicht, dass das Auto und der Pfeil ein wenig … extrem waren? Du hättest mich auch einfach bitten können, Kenzie nichts zu sagen. Ich hätte bei etwas, das dir so wichtig ist, ganz bestimmt den Mund gehalten.«
Oliver verzog das Gesicht. »Ich weiß, aber ich war an diesem Morgen in der Turnhalle so gemein zu dir und habe mich über dich lustig gemacht. Ich dachte, du würdest es Kenzie auf jeden Fall erzählen, auch wenn ich dich bitte, es nicht zu tun. Gib es doch zu. Rache ist auf Mythos so eine Art Schulsport.«
»Und warum warst du so gemein zu mir? Das hatte ich mich sowieso gefragt.«
»Weil Kenzie gesagt hat, es wäre cool, dass du Superhelden magst. Er hat schon seit ein paar Wochen immer wieder Andeutungen gemacht, dass er auf jemanden steht. Ich dachte, du wärst es, und ich war eifersüchtig. Deswegen habe ich mich über dein Shirt lustig gemacht.«
»Aber stattdessen ist Talia Pizarro das Mädchen, das Kenzie mag.«
Oliver nickte und holte wieder tief Luft. »Logan hatte mir und Kenzie erzählt, dass du ein paar Zusammenstöße mit Schnittern hattest. Dass das der Grund ist, warum wir dich trainieren, für den Fall, dass sie wieder hinter dir her sind. Ich weiß, dass ich überreagiert habe, aber dir Angst einzujagen und dich glauben zu lassen, es wäre wieder ein Schnitter hinter dir her, erschien mir wie der leichteste, schnellste Weg, dich vergessen zu lassen, dass ich in Kenzie verliebt bin.«
Oliver sah mich aus hellen, ernsten grünen Augen an. »Aber ich wollte dich nicht verletzen. Nicht wirklich. Wenn du nicht aus dem Weg gesprungen wärst, wäre ich mit dem Escalade auf die andere Straßenseite ausgewichen, und bei dem Pfeil in der Bibliothek habe ich sehr darauf geachtet, dass er mindestens dreißig Zentimeter von deinem Kopf entfernt einschlägt. Ich wollte dir nur Angst einjagen. Das ist alles, Gwen. Das schwöre ich.«
Seine Logik ergab Sinn, wenn auch auf seltsame Art und Weise. Oliver hatte mir einfach etwas anderes zum Nachdenken geben wollen neben der Tatsache, dass er in jemanden verliebt war, der seine Gefühle wahrscheinlich nie erwidern würde. Ich war selbst schuld, dass ich die falschen Schlüsse gezogen hatte und dumm genug gewesen war, Preston nicht als den Bösewicht zu erkennen, der er wirklich war.
Das Ganze war wie auf dem Jahrmarkt, als ich Carson nach all den seltsamen Spielen und Dekorationen gefragt hatte. Carson hatte an den ganzen Schnittermasken und den Nemeischen Pirschern nichts Ungewöhnliches gefunden, weil sie einfach Teil der Welt waren, in der er aufgewachsen war. Für Carson war das normal, genauso wie es für einen wilden Spartanerkrieger wie Oliver normal war, zu kämpfen und seinen Feinden Angst einzujagen. So wie es für Daphne normal war, sich einfach in ein Computersystem zu hacken und die Noten eines anderen Mädchens zu ändern, oder für mich, in die Zimmer von Leuten einzubrechen, um ihre Geheimnisse aufzudecken. Vielleicht taten wir alle Dinge, die uns zu diesem Zeitpunkt vollkommen vernünftig erschienen, obwohl wir tief in uns wussten, dass sie falsch waren oder dass andere Leute uns weder verstehen noch uns zustimmen würden.
Ich schüttelte den Kopf. »Na ja, auf jeden Fall hast du ganze Arbeit geleistet. Ich dachte, ein Schnitter würde versuchen, mich zu töten – wegen der Sache mit Jasmine.«
Oliver kniff die Augen zusammen. »Was hattest du mit Jasmine zu tun?«
Also erzählte ich ihm alles über Jasmine, die ihren eigenen Tod vorgetäuscht und versucht hatte, Morgan Loki zu opfern, und wie ich mitten in diesen ganzen
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