Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Schlamassel geraten war. Der Spartaner hatte mir sein Geheimnis anvertraut. Ich hielt es für fair, ihm dafür eines von meinen zu erzählen. Außerdem hatte Oliver bei meiner Rettung geholfen, indem er Logan eine SMS geschrieben und ihm gesagt hatte, dass wir in Schwierigkeiten steckten. Und dann, nachdem Preston mir und Logan gefolgt war, hatte Oliver Nickamedes und den anderen Professoren geschrieben und ihnen erzählt, was los war. Er hatte zwar nicht seine spartanischen Kampfkünste eingesetzt, aber Oliver war trotzdem ein Held.
Nachdem ich mit meiner Geschichte fertig war, musterte Oliver mich mit neuem Interesse. »Logan hat immer gesagt, dass du der Wahnsinn bist, aber ich habe ihm nie wirklich geglaubt – bis jetzt.«
»Warum? Weil ich die meiste Zeit das spitze Ende eines Schwertes nicht vom Heft unterscheiden kann?«
»Etwas in der Art.«
Wir grinsten uns an.
Doch nach ein paar Sekunden verblasste mein Lächeln. Dieses Mal war ich diejenige, die den Blick senkte und am Laken herumspielte. »Also … Logan findet, ich bin der Wahnsinn?«
Oliver verzog das Gesicht. »Ähm, ich, na ja, sollte eigentlich gar nicht darüber reden.«
Ich starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Spuck es aus, Spartaner.«
Für einen Moment dachte ich, er würde die Antwort einfach verweigern, aber dann seufzte er. »Ja, Logan findet, du bist der Wahnsinn. Er redet ständig von dir. Dieser Junge ist vollkommen von dir besessen, Gwen.«
»Und warum ist er dann mit Savannah zusammen und nicht mit mir?« Bei dieser Frage verkrampfte sich mein Herz schmerzhaft in meiner Brust, aber ich wollte den Grund erfahren – ich musste den Grund erfahren.
»Logan hat Probleme damit, Mädchen an sich ranzulassen. Ich meine, wirklich nah ranzulassen, nicht nur für …« Oliver brach ab.
»Sex?«, fragte ich trocken.
Er wurde ein bisschen rot. »Ja, Sex. Ich glaube, du machst Logan Angst, weil er dich jetzt schon so sehr mag. Wenn er dich noch näher an sich ranlässt, wäre er vollkommen verloren.«
Ich fragte Oliver nicht, warum Logan kein Mädchen an sich heranlassen wollte. Ich wusste, dass die Antwort mit dieser schrecklichen Erinnerung zusammenhing, die ich gesehen hatte – die von einem jungen Logan, der über den blutigen Leichen seiner Mutter und seiner Schwester stand.
»Also … ist alles klar zwischen uns?«, fragte Oliver und unterbrach damit meine Gedanken.
»Du meinst, weil du mir eine Höllenangst eingejagt hast?«
Er schluckte schwer, dann nickte er.
Ich grinste. »Ja, alles klar.«
Oliver zögerte. »Und das mit Kenzie und wie ich in Bezug auf ihn empfinde …«
Ich fiel ihm ins Wort. »Es ist dein Geheimnis. Behalt es für dich, solange du willst, und ich tue dasselbe. Aber wenn du je jemanden zum Reden brauchst, bin ich da. Ich bin ziemlich gut im Zuhören.« Mein Grinsen wurde breiter. »Immerhin bin ich, na ja, der Wahnsinn und so.«
Oliver schnaubte und verdrehte die Augen, als wünschte er sich jetzt schon, er hätte mir nie davon erzählt. Aber ich hatte fest vor, die Freude über Logans Kommentar möglichst lange auszukosten. Nach einem Moment streckte Oliver mir die geballte Faust entgegen.
»Freunde?«, fragte er leise.
Ich verstand, dass aus diesem ganzen Schlamassel etwas unerwartet Gutes entstanden war. Ich wollte mich in nächster Zeit keinem Schnitter mehr stellen. Okay, okay, ich wollte mich eigentlich nie wieder einem Schnitter stellen und gegen ihn kämpfen, aber ich fand, dass der Kampf dieses Mal die Belohnung wert gewesen war.
Ich lehnte mich vor und schlug meine Faust leicht gegen Olivers. »Definitiv Freunde.«
Oliver und ich verließen die Krankenstation und zogen los, um uns den anderen zu stellen.
Professor Metis, Trainer Ajax und Nickamedes wollten uns zusammen mit Logan darüber ausfragen, was auf der Baustelle passiert war, also stapften wir alle in ein Büro neben der Krankenstation. Sie drehten uns ungefähr eine Stunde lang durch die Mangel. Ich erzählte die Geschichte dreimal von Anfang bis Ende mit ein paar kleinen Veränderungen. Zum Beispiel behauptete ich, Preston habe auch den Versuch, mich mit dem Auto zu überfahren, und den Schuss in der Bibliothek zugegeben.
Oliver streckte mir unter dem Tisch, wo die Profs es nicht sehen konnten, wieder die Faust entgegen. Ich rammte sie erneut leicht mit meiner, um ihn wissen zu lassen, dass alles okay war. Logan starrte uns an und fragte sich offensichtlich, was wir da taten, aber keiner von uns sah in
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