Frostglut
Sache anders aus.«
»Und deswegen liebst du mich und meine wilde Walkürennatur«, schnurrte Daphne.
Carson lächelte und küsste sie zurück. Kenzie lachte.
Logan und ich lösten uns voneinander. Am anderen Ende der Turnhalle wurde eine Tür aufgerissen, und Oliver Hector rannte in den Raum. Der Spartaner eilte über die Matten und warf seine Tasche zu den anderen, dann drehte er sich um und lächelte.
»Hey, Leute, tut mir leid, dass ich zu spät …«
Oliver verstummte in dem Moment, als er Alexei entdeckte. Ich hatte erwartet, dass Alexeis Anwesenheit den Spartaner überraschen würde, aber er benahm sich eher, als hätte er einen Geist gesehen. Sein Gesicht wurde weiß, und er riss die grünen Augen auf, als könnte er einfach nicht glauben, was er da sah.
»Alexei? Was machst du hier?«, fragte Oliver.
Alexei riss den Kopf hoch, als er die Stimme des Spartaners hörte. Er verlor seine Konzentration, und der Kampfstab, den er gerade noch so elegant herumgewirbelt hatte, rutschte ihm in hohem Bogen aus den Fingern und rollte über die Matten.
»Oliver! Ich wusste nicht, ob du heute Morgen kommen würdest oder nicht.« Alexei ging auf Oliver zu, der neben mir und Logan stand. »Ich habe gestern auf der Versammlung nach dir Ausschau gehalten, konnte dich aber in der Menge nicht entdecken. Es ist schön, dich wiederzusehen.«
»Ich habe dich genauso wenig bemerkt.« Oliver zögerte. »Ich freue mich auch, dich zu sehen.«
Und mehr sagten sie nicht. Schweigend standen wir vier da, während Daphne, Carson und Kenzie uns beobachteten.
Schließlich räusperte ich mich. »Alexei wurde vom Protektorat beauftragt, mich zu … auf mich aufzupassen, während in den Anklagepunkten gegen mich ermittelt wird.«
Olivers Miene wurde hart, und er warf Alexei einen bösen Blick zu. Statt ebenso böse zurückzustarren, huschte ein trauriger Ausdruck über das Gesicht des Bogatyrs, bevor er ihn verbergen konnte.
»Ich werde mit der Walküre und dem Kelten arbeiten«, erklärte Alexei steif, dann drehte er sich um und ging.
»Ich helfe ihnen kurz«, sagte Logan und folgte ihm.
Ich zog fragend die Augenbrauen hoch und wartete darauf, dass Oliver die Situation erklärte. Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das sandblonde Haar. Dann sah er mich an, als hoffte er, dass ich nicht nachhakte. O bitte. Das sollte er besser wissen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn weiter an.
»Spuck’s aus, Spartaner«, sagte ich. »Denn es ist offensichtlich, dass du und Alexei euch heute nicht zum ersten Mal seht.«
Oliver seufzte wieder. »Alexei ist derjenige, von dem ich dir erzählt habe. Derjenige, mit dem ich mir SMS schreibe.«
»Der, den du im Winterurlaub getroffen hast?«
Er nickte.
»Oh. Oh. «
Oliver war schwul. Lange Zeit war er in Kenzie verliebt gewesen, der sein bester Freund und außerdem hetero war. Aber Oliver hatte mir erzählt, dass er in den Ferien jemanden getroffen hatte, jemanden, mit dem sich vielleicht etwas anbahnte. Ich hätte niemals gedacht, dass es sich bei dieser Person um Alexei handelte.
Oliver sah mich fragend an. »Ich habe seit den Ferien ein paarmal mit Alexei hin- und hergesimst. Aber er hat mir nicht verraten, dass er nach Mythos kommt. Er hat mir nichts von alldem hier erzählt. Hätte er es getan, hätte ich dich gewarnt. Das weißt du, Gwen.«
Ich wusste es. Der Spartaner war einer meiner Freunde. Immerhin war damit geklärt, warum Alexei gesagt hatte, er wüsste einiges über mich und meine Freunde – Oliver hatte ihm wahrscheinlich viel von mir, Logan und allen anderen erzählt.
Ein Teil von mir konnte nicht anders, als deswegen sauer zu sein. Meine Magie ließ mich die Geheimnisse anderer Leute sehen – aber es gefiel mir gar nicht, wenn andere meine Geheimnisse kannten. Außerdem war Oliver mein Freund gewesen, bevor er Alexei getroffen hatte. Oliver sollte in dieser Sache auf meiner Seite stehen und mir versichern, dass er nichts mehr mit Alexei zu tun haben wollte – nie mehr. Und ich wusste, dass er genau das tun würde, wenn ich ihn darum bat.
Aber dann sah Oliver den russischen Krieger an, und ich konnte die Sehnsucht in seinem Blick erkennen. Es war vollkommen offensichtlich, dass Oliver in Alexei verliebt war. Ich wusste, wie schwer es ihm gefallen war, dabei zuzusehen, wie Kenzie mit Talia ausging. Ich wollte nicht, dass Oliver meinetwegen auf sein Glück verzichtete. Ich seufzte. Manchmal bedeutete eine gute Freundin zu sein, dem
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