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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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und stark er war. Außerdem hatte er wahrscheinlich ein total geheimes Protektoratstraining durchlaufen, das ihn zu einem noch besseren Kämpfer machte, als er von Natur aus sowieso schon war.
    »Ich gehe in die Bibliothek«, erklärte ich ihm. »Ich arbeite dort ein paar Nachmittage die Woche, sozusagen als Nebenjob.«
    Alexei zuckte mit den Achseln, als interessiere es ihn nicht im Geringsten, was ich tat oder nicht tat. Ich verdrehte die Augen, verschloss die Tür und ging die Treppe hinunter.
    Ich ging Richtung Bibliothek, während Alexei mir folgte. Es war nach vier Uhr nachmittags, und die Schüler bewegten sich über den Campus. Sie wanderten über den oberen Hof zu ihren Wohnheimen und zurück, während sie Clubtreffen, ihr Training oder andere außerschulische Aktivitäten besuchten. Ich entdeckte Carson, der mit einem dicken Packen Noten im Arm Richtung Turnhalle rannte, weil er zur Bandprobe musste.
    Carson war ein Kelte, ein Kriegsbarde, was bedeutete, dass er ein besonderes Talent für Musik besaß. Er konnte quasi jedes Instrument spielen, das er anfasste, und er war einer der Bandleader. Seit wir aus den Ferien zurück waren, sprach er fast ununterbrochen über die Vorbereitungen für das jährliche Winterkonzert, das am Samstag im Aoide-Auditorium in Asheville stattfinden würde.
    Carson winkte mir zu, und ich winkte zurück – doch dann wurde mir klar, dass ich das besser gelassen hätte. Die Bewegung zog die Aufmerksamkeit der Schüler auf dem Hof auf mich.
    »Verräterin.«
    »Mörderin.«
    »Schnittermiststück.«
    Das waren noch die netteren Kommentare, die die Leute murmelten, als ich an ihnen vorbeiging. Falls Alexei den griechischen Chor der Bösartigkeit hörte, ließ er es sich nicht anmerken. Ich fragte mich langsam, ob er überhaupt noch etwas anderes konnte, als andere Leute ausdruckslos anzusehen. Bis auf das sanfte Lächeln, das er heute Morgen Oliver geschenkt hatte, hatte sich Alexeis Miene den gesamten Tag über kaum verändert. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass ich der Staatsfeind Nummer eins auf Mythos war.
    Während ich auf die Bibliothek zueilte, wurde mir klar, dass sich nicht alle Schüler damit zufriedengeben würden, mich zu verfluchen. Ein paar Kerle lösten sich von ihren Freunden und folgten mir über den Hof.
    »Wo willst du hin, Schnittermädchen?«, rief einer von ihnen. »Musst du noch ein paar unserer Freunde umbringen? Willst du Leute mit deinem Schwert aufspießen?«
    Ich wurde wütend und ging langsamer. Für einen Moment dachte ich darüber nach, mich umzudrehen und den Kerlen entgegenzutreten. Aber eigentlich brachte das nichts. Sie würden ihre Meinung über mich nicht ändern, egal was ich sagte. Außerdem entdeckte ich aus dem Augenwinkel zu meiner Linken einen weiteren Kerl, der mich flankierte. Ich wollte die Erfahrung aus dem Speisesaal heute Morgen nicht wiederholen – besonders da Logan nicht hier war, um mir zu Hilfe zu eilen.
    Also beschleunigte ich meine Schritte wieder. Die Kerle, die mir folgten, taten dasselbe. Ihr Gebrüll wurde immer lauter und lauter, je schneller ich ging. Ich hatte gerade die Treppe zur Bibliothek erreicht, als der Kerl links von mir seine Limo warf. Ich schaffte es, zurückzuspringen, bevor die Dose mich traf, trotzdem ergoss sich die Flüssigkeit über meine Jeans. Ich war so überrascht, dass ich einfach nur dastand und auf meine nasse Hose starrte.
    Natürlich hielten die Kerle das für das Lustigste, was sie je gesehen hatten. Einen Augenblick später flog schon die nächste Dose in meine Richtung. Dieser konnte ich ganz ausweichen. Sie segelte über mich hinweg und traf eine der Greifenstatuen, die rechts und links der Bibliothekstreppe standen.
    Adlerköpfe. Löwenkörper. Angelegte Flügel. Rasiermesserscharfe Schnäbel. Lange, gebogene Klauen, die in der schwachen Wintersonne glitzerten. Die Greifen gehörten zu den imposantesten Statuen der Schule. Seit Monaten fand ich alle Statuen mit ihren allsehenden Augen düster und unheimlich. Aber die Greifen machten mich besonders wahnsinnig, weil sie mich ständig zu beobachten schienen, mehr als jede andere Statue auf dem Campus. Selbst mehr als die Sphinxe. Doch seit ich erfahren hatte, dass meine Mom den Helheim-Dolch in einem geheimen Fach im Sockel einer der Statuen versteckt hatte, bewunderte ich die Greifen und sah in ihnen die Beschützer der gesamten Akademie – und damit auch meine Beschützer.
    Dementsprechend hatte ich es vielleicht verdient, mit

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