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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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war, gab es immer mindestens ein Schlupfloch, und dieses hier wollte ich auf jeden Fall nutzen.
    »Aber warum haben Sie die Schale der Tränen zerstört?«, fragte Sergei. »Sie war ein wertvolles Artefakt, eines der Dreizehn Artefakte, die während der letzten Schlacht des ersten Chaoskrieges verwendet wurden. Sie war unersetzlich, und doch haben Sie die Schale zerschlagen, als wäre sie nur eine gewöhnliche Schüssel.«
    »Ich habe die Schale zerschlagen, weil Jasmine gerade drauf und dran war, mich fertigzumachen, und die Schale ihr auf irgendeine Art mehr Macht verliehen hat«, sagte ich. »Ich dachte, wenn ich die Schale zerstörte, würde der magische Hokuspokus, den sie angefangen hatte, vielleicht enden – und so war es auch.«
    Die Mitglieder des Protektorats starrten mich an. In ihren Blicken standen Zweifel und Unglaube. Dann sahen Linus, Sergei und Inari zu der Natter, als würden sie damit rechnen, dass die Schlange sich nach vorne warf und die Zähne ein weiteres Mal in meiner Haut vergrub. Doch es verging eine Minute, dann eine weitere, und trotzdem blieb die Schlange ruhig auf dem Tisch liegen.
    »Lasst uns weitermachen«, sagte Linus schließlich.
    Ich atmete auf. Die erste Runde der Inquisition lag hinter mir. Jetzt ging es in Runde zwei.

Linus schob wieder ein paar Papiere über den Tisch, und die anderen folgten seinem Beispiel.
    »Im Protokoll wird festgehalten, dass Miss Frost bis jetzt zugegeben hat, eine Mitschülerin getötet und ein wichtiges Artefakt zerstört zu haben«, sagte Linus.
    Agrona nickte, und erst in diesem Moment fiel mir auf, dass auf dem Tisch neben ihr ein kleiner Kasten stand – er sah aus wie ein digitales Aufzeichnungsgerät. Also würde es eine offizielle Mitschrift meines Prozesses geben. Wie wunderbar.
    »Sie verdrehen alles«, protestierte ich. »Ich habe das nur getan, um mich und meine Freunde zu verteidigen.«
    »Sie werden nicht reden, außer man spricht Sie an oder stellt Ihnen eine Frage, Miss Frost«, sagte Linus.
    Ich öffnete wieder den Mund, aber Nickamedes legte mir eine Hand auf den Arm und schüttelte warnend den Kopf. Also presste ich die Lippen aufeinander.
    »Dann beschäftigen wir uns mit dem nächsten Verstoß in Miss Frosts Akte«, erklärte Linus. »Eine Serie von Vorfällen, die sich im Powder Skiresort während des jährlichen Winterkarnevals ereignet hat. Miss Frost wird beschuldigt, eine Lawine ausgelöst zu haben, die Schüler, Lehrer und Angestellte sowohl der Akademie als auch des Hotelkomplexes gefährdet hat. Außerdem wurden dadurch große Sachschäden verursacht. Sie hat einen Fenriswolf auf dem Hotelgelände laufen lassen; zwei spartanische Krieger, Oliver Hector und Logan Quinn, verletzt und Preston Ashton angegriffen, den Bruder von Jasmine Ashton, deren Tötung sie bereits zugegeben hat. Miss Frost, was haben Sie zu diesen Anklagepunkten zu sagen?«
    »Nicht schuldig«, witzelte ich.
    Anscheinend amüsierte mein Sarkasmus Trainer Ajax, denn er lachte leise. Linus warf ihm einen bösen Blick zu, aber Ajax verschränkte nur die Arme vor der Brust und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Nach einem Moment richtete Linus seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.
    »Also leugnen Sie, dass Sie während des Karnevals eine Lawine ausgelöst haben?«, fragte er.
    »Natürlich leugne ich das, weil es nicht wahr ist«, erklärte ich entnervt. »Preston war derjenige, der die Lawine ausgelöst hat. Er wollte Rache für Jasmines Tod nehmen, und er wollte mich dafür zahlen lassen, dass ich sie get…«
    Die Natter auf dem Tisch bewegte sich, während ihre Zunge erneut die Luft kostete und mich so daran erinnerte, dass ich sehr, sehr vorsichtig sein musste. Ich mochte ja einen Weg gefunden haben, die Magie der Natter auszutricksen, aber ein einziges falsches Wort, ein Versprecher, und ich war trotzdem tot.
    Ich holte tief Luft. »Er wollte mich für das zahlen lassen, was mit seiner Schwester geschehen ist. Also hat Preston vorgegeben, mich zu mögen, weil er hoffte, mich so allein erwischen und töten zu können. Einmal wäre es ihm sogar fast gelungen, während einer Party im Sonnwend-Café.«
    »Und was hat ihn davon abgehalten, Sie in dieser Nacht zu töten?«, fragte Linus.
    Ich sah ihn an. »Ihr Sohn. Logan kam in dem Moment aus dem Café, als ich mit Preston weggehen wollte. Logan ist der Grund dafür, dass ich an diesem Abend nicht mit Preston gegangen bin.«
    Dazu hatte Linus nichts zu sagen. Er zögerte einen Augenblick, bevor er sich

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