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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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weder den Atem noch die Energie dafür übrig. Ich konzentrierte mich vollkommen auf Preston. Er kauerte ungefähr einen halben Meter von mir entfernt. Seine Hosenbeine waren nach oben gerutscht, als er in die Hocke gegangen war, und ich konnte zwischen seinen Socken und der Hose ein Stück helle Haut sehen. Näher und näher kroch ich an den Fuß des Schnitters heran, wobei ich eine Blutspur auf dem Boden hinterließ. Mein Blick war einzig und allein auf das kleine bisschen bloße Haut gerichtet.
    Preston lächelte über meine jämmerlichen Bemühungen. Es amüsierte den Schnitter, zu beobachten, wie ich auf ihn zukroch. An diesem Gefühl hielt ich mich fest und nutzte es, um meine Wut über alles zu schüren, was heute Abend geschehen war. Dass Vivian mich ausgetrickst hatte, dass Loki befreit worden war, dass Nott gestorben war.
    Der letzte Gedanke hätte mich fast meine Kraft gekostet – die Vorstellung, dass Nott tot war –, aber dann erinnerte ich mich an das Winseln der Wölfin und daran, dass sie mich angesehen hatte, als hätte sie mich im Stich gelassen statt andersherum. Nott hatte sich in dem Versuch, mich zu retten, in den Kreis aus Schnittern geworfen. Das Mindeste, was ich tun konnte, um ihr selbstloses Opfer zu würdigen, war, meinen verrückten Plan auszuprobieren, selbst wenn er nicht funktionierte. Ich hatte nichts mehr zu verlieren.
    Also warf ich mich das letzte Stück vorwärts, streckte den Arm aus und schlang die Hand um Prestons Knöchel – doch ich spürte nur seine Socke.
    Der Stoff war weich, glatt und glitschig unter meinen blutigen, tastenden Fingern, aber er war nicht, was ich brauchte. Ich musste seine bloße Haut berühren. Ich musste einfach. So funktionierte meine Magie – und nur so würde mein Plan funktionieren.
    Falls er funktionierte.
    »Gypsy«, murmelte Preston. »Was tust du? Merkst du nicht, dass das Kaschmirsocken sind? Und du hast sie gerade ruiniert. Allein dafür könnte ich dich noch mal erstechen.«
    Die Tränen rannen mir offen über das Gesicht, während ich versuchte, seinen Knöchel zu finden. Meine Nägel kratzten über den Stoff, als ich mich bemühte, die Socke nach unten zu ziehen, um die Finger auf seine Haut zu legen.
    Preston runzelte die Stirn, als ginge ihm zum ersten Mal auf, dass ich nicht nur wegen der Schmerzen und der Trauer auf ihn losging, sondern ihn tatsächlich mit einer bestimmten Absicht berührte. »Was glaubst du, was du da tust …?«
    Mit meiner letzten Energie zog ich seine Socke nach unten. Meine Finger schlossen sich um den Knöchel des Schnitters, und dann riss ich an ihm.
    Das war das einzige Wort, das mir einfiel, um zu beschreiben, was ich tat. Prestons Erinnerungen und Gefühle fluteten fast sofort meinen Geist wie immer, wenn ich eine andere Person berührte. Doch dieses Mal drängte ich diese Gedanken und Empfindungen zur Seite und tauchte tiefer ein, um nach seiner Magie zu suchen, nach dem Funken, der Preston zu, na ja, Preston machte.
    Und ich fand ihn.
    Es war schwerer als bei Daphne – so viel schwerer –, wahrscheinlich weil Preston nicht die Heilmagie der Walküre besaß. Ich wusste nicht genau, welche Art Magie der Schnitter hatte, aber ich konnte fühlen, wie sie in ihm pulsierte. Ein hässlicher roter Funke, der im Gleichtakt mit seinem Herzen wuchs und schrumpfte. Ich stellte mir vor, wie ich die Hand um sein Herz legte, die Finger um diese Energie schloss, diesen Funken im Mittelpunkt seines Seins. Und dann riss ich ihn in meine Richtung.
    Im Geiste zog ich mit all meiner Kraft an seiner Magie, an diesem starken, pulsierenden Gefühl, nahm Preston die Macht weg und sog sie in meinen eigenen Körper.
    Für ein paar Sekunden verstand Preston nicht, was vor sich ging, oder vielleicht dauerte es auch so lange, bis das, was ich tat, überhaupt zu wirken begann. Doch plötzlich sog er zitternd Luft in seine Lungen.
    »Was … was tust du da?«
    Ich ignorierte die Frage. Ich wusste ja selbst nicht, was ich tat. Ich merkte nur, dass der Schmerz in meiner Brust nachließ und ich endlich wieder atmen konnte.
    Schließlich verstand der Schnitter, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Er versuchte aufzustehen und sich von mir zu entfernen, aber da fühlte ich mich bereits stark genug, um auch die andere Hand zu heben, seine zweite Socke nach unten zu schieben und die Finger um seinen anderen Knöchel zu schließen. Preston sprang auf, aber seine Arme ruderten nur durch die Luft, und sein Hintern knallte sofort wieder

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