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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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die Mythos-Schüler Nickamedes vielleicht tatsächlich etwas bedeuteten – sogar ich.
    »Gwendolyn?«, fragte Nickamedes wieder. »Wo ist Logan?«
    »Es geht ihm gut. Er ist losgezogen, um nach Ihnen zu suchen.«
    Langsam senkte ich das Schwert. Kalte Erschöpfung breitete sich in meinem Körper aus, als würde man eisiges Wasser in ein Glas gießen. Ich starrte die toten Schüler und die Überlebenden an, die blutend und weinend im Raum verteilt waren.
    »Geht es dir gut?«, fragte Nickamedes sanft.
    »Ich bin nicht verletzt, falls Sie das meinen.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß nicht, ob es mir jemals wieder gut gehen wird.«

Ich erinnere mich nicht an viel von dem, was danach geschah. Na ja, das ist eigentlich nicht richtig. Ich erinnere mich – ich werde mich immer erinnern –, obwohl ich das alles eigentlich nur vergessen will.
    Nickamedes rief die Mächtigen der Mythos Academy, und eine halbe Stunde später kamen die ersten Leute. Die meisten von ihnen waren Professoren an der Akademie, wie Mr. Llew, mein Mathelehrer, Mrs. Banba, die Wirtschaftsprofessorin, und Trainer Lir, der das Schwimmteam der Schule leitete. Niemand rief die Polizei. Die normale, menschliche Polizei würde nicht verstehen, was geschehen war, und sie war einfach nicht darauf vorbereitet, gegen Schnitter zu kämpfen – oder mit der tödlichen Zerstörung umzugehen, die diese Schurken hinterlassen hatten.
    Es erschienen noch einige andere Erwachsene, Männer und Frauen in schweren, schwarzen Overalls. Sie öffneten die Türen zum Kolosseum und schoben Metallbahren mit schwarzen Beuteln darauf in den Raum. Ich wusste, weswegen sie hier waren – um die Leichen abzuholen und sie in die Leichenhalle der Akademie zu bringen. Ein Schauder lief mir über den Rücken, und ich hielt den Blick abgewandt.
    Professor Metis und Trainer Ajax tauchten ebenfalls auf, da sie zum Sicherheitsrat der Akademie gehörten. Metis und Ajax waren zusammen mit Nickamedes für die Sicherheit der Schüler von Mythos verantwortlich. Doch im Moment befanden wir uns nicht in der Akademie – und heute war niemand in Sicherheit gewesen.
    Am meisten überraschte mich, dass Raven ins Museum kam. Raven war die Frau, die den Kaffeewagen in der Bibliothek der Altertümer führte, eine der vielen Pflichten, die sie in der Akademie zu haben schien. Sie war eine alte Frau mit weißem Haar, schwarzen Augen und einem faltendurchzogenen Gesicht. Raven trug eine fließende weiße Robe von der Art, wie auch die Angestellten des Museums sie getragen hatten. Unter dem langen Saum ragten ein paar schwarze Kampfstiefel hervor.
    Raven stand an einer Wand des Museums und betrachtete die Zerstörung. Ihre Arme waren vor der Brust verschränkt, und ich erkannte dort alte, verblasste Narben neben braunen Leberflecken. Sie bemerkte, dass ich sie anstarrte, und unsere Blicke trafen sich. Für einen Moment flackerte ihr Bild, als verstecke sich unter ihren Falten ein anderes, jüngeres, hübscheres Gesicht. Doch das wirklich Seltsame war, dass ich etwas empfand, als ich ihr in die Augen sah – Schmerz und Trauer, die so intensiv waren, dass mir Tränen in die Augen traten. Als wäre der Angriff heute allein ihre Schuld …
    Ich blinzelte – und sie war wieder einfach nur Raven, die alte Frau, die in der Bibliothek Snacks verkaufte. Der Schmerz und die Trauer waren verschwunden, ebenso wie die Tränen, die ich glaubte, auf meinem Gesicht gespürt zu haben. Ich hob die Hand, aber meine Haut war vollkommen trocken. Seltsam. Wirklich seltsam.
    Ich sah erneut zu Raven, aber sie ignorierte mich und ging stattdessen zu der Frau, die gerade Samsons Leiche auf eine Metallbahre lud, um sich mit ihr zu unterhalten. Raven bewegte sich durch die Menge und sprach mit den Erwachsenen, die gekommen waren, um das Blut und die Trümmer fortzuräumen. Sie zu beaufsichtigen musste eine weitere ihrer gelegentlichen Aufgaben sein. Wahrscheinlich hätte mich das nicht überraschen sollen, immerhin saß sie mit Metis und den anderen im Sicherheitsrat der Schule.
    Nach einer weiteren Minute vergaß ich Raven. Ihr flackerndes Gesicht war nicht das Schlimmste, was ich heute gesehen hatte. Mein Blick blieb an einer Blutschliere auf dem weißen Marmorboden hängen.
    Bei Weitem nicht das Schlimmste.
    Eine Stunde nach dem Angriff stand ich in einem Büro im hinteren Teil des Kolosseums und beobachtete Metis dabei, wie sie Carson untersuchte. Die Professorin hatte den Musikfreak auf einen Schreibtisch gesetzt

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