Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
erwischen!«
Schließlich erreichte ich den letzten Treppenabsatz, rannte aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gebäude und kam schlitternd auf dem oberen Hof zum Stehen. Ich riss den Kopf erst nach rechts, dann nach links, während ich nach Atem rang, konnte aber Preston und das Schnittermädchen nirgendwo entdecken. Auch Metis war nirgendwo zu sehen. Schüler tummelten sich wie gewöhnlich auf dem Hof, lachten, unterhielten sich und simsten, während sie auf dem Weg zu dem waren, was sie eben nach der Schule vorhatten.
Ein paar Leute reagierten auf mein verzweifeltes Keuchen und mein gerötetes Gesicht mit irritierten Blicken, aber ich ignorierte sie. Was würden Preston und das Schnittermädchen jetzt tun? Wo würden sie hingehen? Denk nach, Gwen, denk nach.
Dann erkannte ich die Antwort.
Du erledigst mich besser jetzt, Gypsy. Oder ich werde eines Tages freikommen, und dann töte ich diese tattrige alte Großmutter, die du so sehr liebst.
Grandma Frost, dachte ich, als ich mich an Prestons schreckliches, schreckliches Versprechen erinnerte.
Irgendwoher wusste ich einfach, dass das ihr Ziel war. Preston würde sich die Chance nicht entgehen lassen, mich zu verletzen, indem er meine Grandma tötete. Und Grandma hatte keine Ahnung, dass er unterwegs war und in welch schrecklicher Gefahr sie schwebte.
Bei dem Gedanken verkrampfte sich mein Herz vor Angst, aber ich zwang dieses Gefühl beiseite und dachte nach. Ich wusste nicht, wie das Schnittermädchen an all den Sicherheitsmaßnahmen des Gefängnisses vorbeigekommen war. Aber wenn sie dafür klug genug war, hatte sie sicherlich auch einen Plan für Prestons Flucht. Sie würde ihn so schnell wie möglich vom Campus schaffen, und ich bezweifelte, dass die Sphinxe sie aufhalten würden, wenn sie das Gelände verließen. Und dann … und dann was?
Ein Auto, dachte ich. Sie hatte sicherlich ein Auto vor der Akademie geparkt, um Preston fortzuschaffen, aber der Schnitter würde sich nicht sofort verstecken. Nein, erst würde er beim Haus meiner Grandma haltmachen. Ich wusste es einfach. Das bedeutete, dass ich auch ein Auto brauchte, wenn ich eine Chance haben wollte, sie zu retten.
Ich füllte meine Lungen mit kalter Winterluft und rannte los.
Im Laufen zog ich mein Handy aus der Jeanstasche. Da ich nicht gleichzeitig rennen, simsen und Vic festhalten konnte, entschied ich mich, einfach die Schnellwahlnummern durchzuprobieren. Zuerst rief ich meine Grandma an.
»Heb ab«, keuchte ich im Laufen. »Bitte, bitte, heb ab.«
Aber das tat sie nicht.
Angst schnürte mir die Kehle zu, aber ich drängte sie zurück. Die Schnitter konnten noch nicht in ihrem Haus sein, also musste Grandma gerade für einen Klienten die Zukunft vorhersagen. Da ging sie nie ans Telefon. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und ich hinterließ eine konfuse Nachricht darüber, wie das Schnittermädchen Preston befreit hatte und dass sie mich in dem Moment anrufen sollte, in dem sie die Nachricht abhörte. Ich hätte noch weitergesprochen, aber das Band schaltete sich ab.
Fluchend wählte ich die nächste Nummer auf meiner Liste. Das war Daphne. Aber anscheinend war die Walküre immer noch wütend auf mich, denn sie hob ebenfalls nicht ab. Als Nächstes versuchte ich es bei Logan, aber auch der Spartaner ging nicht dran.
Warum musste ausgerechnet heute jeder sauer auf mich sein?
Also wählte ich die Nummer der vierten Person auf meiner Liste. Und endlich entschied sich jemand, tatsächlich an sein dämliches Handy zu gehen.
»Hey, Gypsy.« Olivers sanfte Stimme erklang an meinem Ohr. »Was geht?«
»Du musst dein Auto holen und mich am Haupttor treffen. Sofort!«
»Gwen?« Olivers Stimme wurde scharf, als er meine Panik hörte. »Was ist los?«
»Preston ist gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen«, stieß ich keuchend hervor. »Ich glaube, er ist auf dem Weg zum Haus meiner Grandma Frost, um sie umzubringen. Du musst mich hinfahren, also triff mich so bald wie möglich am Haupttor. Und bring Waffen mit. Wir werden sie brauchen.«
»Gwen …«
Ich legte auf, bevor Oliver noch etwas sagen konnte. Ich wusste, dass der Spartaner mir helfen würde. Dafür hatte man ja schließlich Freunde.
Ich lief weiter, während ich wieder und wieder versuchte, Grandma Frost, Daphne und Logan zu erreichen – aber niemand hob ab. Dann fluchte ich noch ein bisschen. Wofür hatte man denn Handys, wenn niemand dranging? Schließlich, als ich kaum noch Energie hatte, erreichte ich das
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