Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
und fragte mich, was ich tun sollte, um sie aufzuhalten. Ich konnte nirgendwohin, weil ich in der Bibliothek festsaß, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Jasmine sich befreit hatte.
    Ich hatte keine Ahnung, wie es bei Logan und dem Pirscher lief, aber ich konnte die Kreatur immer noch heulen hören, was bedeutete, dass sie noch nicht tot war. Selbst wenn Logan das Monster umbrachte, ohne selbst dabei zu sterben … ich war mir keineswegs sicher, dass er Jasmine auch noch besiegen konnte. Sie besaß dieselbe Kriegerausbildung wie er. Und wenn der Pirscher ihn verletzt hatte, war er schwer im Nachteil.
    Ich biss mir auf die Lippe und sah mich um, während ich mich bemühte, ruhig zu bleiben und darüber nachzudenken, was meine Mom in einer solchen Situation getan hätte. Okay, meine Mom war nie einer verrückten Walküre begegnet, die ihre nuttige beste Freundin einem bösartigen Gott opfern wollte, aber sie hatte sich in ihrer Zeit als Polizistin vielen Schurken entgegengestellt. Ich erinnerte mich daran, wie sie manchmal nach Hause gekommen war, die Pistole vom Gürtel genommen hatte, und …
    Ich kniff die Augen zusammen. Natürlich. Ich brauchte eine Waffe.
    Nicht, dass ich wirklich gewusst hätte, wie ich eine Waffe einsetzen musste, aber alles war besser, als weiter vor Jasmine wegzurennen oder, schlimmer noch, mich von dem Schwert in Stücke hacken zu lassen.
    Meine nackten Füße schienen sich von selbst zu bewegen, und ich huschte zwischen die Regalreihen. Ich dachte nicht mal richtig darüber nach, wo ich hinrannte, bis ich schlitternd vor der Glasvitrine zum Stehen kam.
    Vor Der Vitrine – die mit dem seltsamen Schwert darin.
    Ich kämpfte mit dem Verschluss und betete, dass er nicht verriegelt oder magisch versiegelt war. Zu meiner Überraschung öffnete sich der Deckel sofort, und ich empfing auch keine unerwünschten Schwingungen. Ich klappte die gläserne Abdeckung Der Vitrine nach oben, streckte die Hand nach dem Schwert aus – und hielt inne. Ich wusste nicht genau, was passieren würde, wenn ich es hochhob. Welche Schwingungen oder Visionsblitze ich empfangen würde. Aber ich wusste, dass irgendetwas passieren würde – etwas Großes. Etwas, das mein Leben für immer verändern würde.
    Hinter mir hörte ich ein gewaltiges Brüllen, und Jasmines Lachen füllte erneut die Bibliothek. Sie hatte sich unter dem Regal hervorgearbeitet. Wenn ich das Schwert nicht an mich nahm, würde der Rest meines Lebens kurz sein. Sehr, sehr kurz.
    »Gypsy«, zischte Jasmine, und ihre Stimme hallte zu mir herüber. »Ich werde es genießen, dich zu töten.«
    Ich hörte schnelle Schritte, die sich mir näherten. Meine Zeit war abgelaufen, also griff ich in Die Vitrine und packte das Schwert.

Sobald sich meine Finger um den Griff schlossen, öffnete sich das Auge und bedachte mich wieder einmal mit seinem grau-purpurnen Blick.
    »Gypsy«, schien eine alte, mürrische Stimme in meinem Kopf zu flüstern. » Endlich. «
    Okay, anscheinend konnte das Schwert auch noch sprechen. Supergruselig, aber inzwischen war ich über die Grenze hinaus, vor der es mir noch etwas ausgemacht hätte. Meine Finger umschlangen den Knauf, und ich riss das Schwert aus Der Vitrine . Das Heft war so geformt, dass meine Hand die untere Hälfte des Männergesichts umschloss – vom Mund abwärts. Die Hakennase hing über meine Hand wie eine Art Parierstab – zumindest glaube ich, dass es so hieß –, und das Auge war darüber klar zu sehen. Das Auge, das mich immer noch anstarrte. Für einen Moment geschah gar nichts.
    Dann trafen mich die Gefühle.
    Das Schwert war alt – uralt –, wie die Schale der Tränen alt war. So viele Dinge blitzten in meinen Gedanken auf. So viele Bilder. Überwiegend Schlachten. Hunderte, Tausende Schlachten, die alle in einer einzigen Sekunde stattfanden. Große, kleine, leise, laute. Ich roch Rauch und Blut. Hörte schmerzerfüllte und wütende Schreie. Fühlte andere Schwerter, andere Klingen, die in mein Fleisch schnitten, sodass ich gleichzeitig vor Schmerz aufschrie und von Wut überschwemmt wurde.
    Ich konnte nichts weiter tun, als einfach nur dort zu stehen, mir die Bilder anzusehen und die Gefühlswellen zu reiten, die über mir zusammenschlagen wollten. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich das Schwert nicht loslassen können. Nach einer Weile kamen die Bilder langsamer, sodass ich sie verstehen konnte. Ich erkannte, dass ich Schlachten im Laufe der Geschichte beobachtete. Verschiedene Orte,

Weitere Kostenlose Bücher