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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Tag aus dem Weg gegangen. Er hatte sie im Dezernat vergeblich warten lassen, und als er aus der Schule abgeholt werden sollte, war er nicht dort. Auf Anrufe reagierte er nicht, deshalb schlug Elínborg vor, zu ihm nach Hause zu gehen. Erlendur war damit einverstanden.
    »Er ist mit dem Auto zur Werkstatt gefahren«, erklärte seine Frau.
    »Ach so«, sagte Erlendur.
    Da es auf den Abend zuging, war die Frau in der Küche mit dem Abendessen beschäftigt gewesen, als sie anklingelten. Sie gab keine weiteren Erklärungen wegen des Autos ab, sondern sagte, Kjartan habe sich zuletzt am Nachmittag telefonisch gemeldet und seitdem nicht mehr. Erlendur sah ihr an, dass sie wegen des Besuchs der Kriminalpolizei besorgt war. Er versuchte, sie zu beruhigen, indem er Elínborgs Worte, dass es sich um reine Routine handele, wiederholte.
    Die Frau schien nicht so recht überzeugt, und als sie wieder in die Küche ging, nahm sie ihr Handy mit. Die beiden Kinder folgten ihr, aber an der Küchentür blieben sie stehen und starrten Elínborg und Erlendur mit großen Augen an. Elínborg lächelte ihnen zu. Die Stimme der Frau drang bis ins Wohnzimmer, und sie hörten, wie sie einmal gereizt zischte, dann verstummte sie. Es verging eine Weile, bis sie wieder zu ihnen hereinkam. Sie schien sich beruhigt zu haben.
    »Kjartan ist etwas aufgehalten worden«, sagte sie und versuchte zu lächeln. »Er kommt in fünf Minuten.«
    »Vielen Dank«, sagte Elínborg.
    »Kann ich euch etwas anbieten?«, fragte die Frau.
    »Kaffee, vielen Dank, wenn es keine Mühe macht«, antwortete Erlendur.
    Die Frau ging zurück in die Küche, während die Kinder immer noch an der Tür standen und die beiden Polizisten anstarrten.
    »Vielleicht geht das hier ein bisschen zu weit«, sagte Elínborg nach längerem Schweigen leise zu Erlendur, ohne die Kinder aus den Augen zu lassen.
    »Es war deine Idee«, sagte Erlendur.
    »Ich weiß nicht, ist das nicht ein bisschen
too much

    »Tumatsch?«, sagte Erlendur.
    »Wir können ja so tun, als müssten wir zu einem dringenden Einsatz. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass es so peinlich werden könnte. Wenn er kommt, schnappen wir ihn uns draußen vor der Tür.«
    »Vielleicht hättest du die Geologie doch nicht an den Nagel hängen sollen?«, sagte Erlendur.
    »Die Geologie?«
    »Ist das nicht ein Fach, bei dem es keine unangenehmen Situationen gibt?«, sagte Erlendur.
    »O Mann!«, seufzte Elínborg.
    Sie hatte es geschafft, ihn unterwegs im Auto gründlich zu verärgern, indem sie damit angefangen hatte, ihn nach Valgerður zu fragen und was sie für die Zukunft planten. Erlendur verfiel prompt in Schweigen, aber Elínborg ließ nicht locker, auch nicht, als er ihr sagte, sie solle mit dieser verdammten Fragerei aufhören. Sie wollte trotzdem unbedingt wissen, ob Valgerður noch Verbindung zu ihrem Exmann habe, was Erlendur hätte zugeben müssen, falls er sich zu einer Antwort bequemt hätte. Und ob Valgerður vorhabe, zu ihm in seine Wohnung zu ziehen, woran er aber noch keinen Gedanken verschwendet hatte. Elínborgs Versuche, etwas über sein Privatleben in Erfahrung zu bringen, nervten ihn, auch die Fragen nach Eva Lind und Sindri Snær oder nach seiner eigenen Befindlichkeit. Sie schien ihn einfach nicht in Ruhe lassen zu können.
    »Ihr wollt vielleicht eine Beziehung auf Distanz?«, bohrte Elínborg weiter. »Viele finden das besser, als zusammenzuwohnen.«
    »Hör jetzt endlich auf damit«, sagte Erlendur. »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.«
    Elínborg schwieg eine Weile, und dann begann sie, ein paar Zeilen aus einem bekannten Gedicht von Steinn Steinarr zu trällern, in dem es um Kadett Jón Kristófer von der Heilsarmee ging und um Leutnant Valgerður, die Zeugnis ablegte.
    Das ging so lange, bis Erlendur die Geduld verlor.
    »Ich weiß nicht, was daraus wird«, erklärte er. »Und dich geht das auch gar nichts an.«
    »In Ordnung«, sagte Elínborg, immer noch summend.
    »Leutnant Valgerður legt Zeugnis ab!«, stieß Erlendur hervor.
    »Was?«
    »Was dir nicht alles einfällt!«
    Kjartans Frau kam mit zwei Tassen aus der Küche zu ihnen. Jetzt hatte ihr Gesicht einen zutiefst beunruhigten Ausdruck angenommen. Die Kinder kamen hinter ihr her und wussten mitten im Wohnzimmer nichts mit sich anzufangen. Als ihre Mutter kehrtmachte, um den Kaffee zu holen, öffnete sich die Haustür und Kjartan erschien. Elínborg und Erlendur standen auf.
    »Muss das wirklich sein?«, fragte Kjartan, der

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