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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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sichtlich erregt war.
    »Wir haben den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen«, anwortete Elínborg.
    Kjartans Frau kam mit der Kaffeekanne herein.
    »Was ist eigentlich los?«, fragte sie ihren Mann.
    »Nichts«, sagte er, riss sich zusammen und wandte sich in beruhigendem Ton an seine Frau. »Ich hab dir das doch schon am Telefon gesagt, es ist wegen des Jungen, der überfallen worden ist.«
    »Und was hat das mit dir zu tun?«
    »Gar nichts«, sagte Kjartan und sah hilfesuchend zu Elínborg und Erlendur hinüber.
    »Wir unterhalten uns mit sämtlichen Lehrern der Schule, wie ich dir vorhin schon gesagt habe«, erklärte Elínborg. »Können wir uns vielleicht irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    Sie richtete ihre Worte an Kjartan, der zögerte. Er ließ seine Blicke von einem zum anderen wandern. Alle drei warteten darauf, dass er etwas sagte. Schließlich nickte er.
    »Ich habe ein Arbeitszimmer im Keller«, sagte er widerstrebend. »Dahin können wir uns zurückziehen. In Ordnung?«, wandte er sich an seine Frau.
    »Nehmt den Kaffee mit nach unten«, sagte sie.
    Er nahm das jüngere Kind in den Arm und gab ihm einen Kuss, dem älteren streichelte er über den Kopf.
    »Papa kommt gleich wieder«, sagte er. »Er muss nur mit diesen Leuten reden, und dann kommt er wieder nach oben.«
    Wie rührend, dachte Erlendur im Stillen.
    Kjartan ging vor ihnen die Kellertreppe hinunter. Er hatte sich dort einen kleinen Raum als Arbeitszimmer eingerichtet, mit Schreibtisch, auf dem ein Computer und ein Drucker standen, und Bücherregalen voller Bücher und Zeitschriften. Er setzte sich auf den einzigen Stuhl, der sich in dem kleinen Raum befand. Elínborg und Erlendur blieben an der Tür stehen. Auf dem Weg nach unten hatte Kjartan geschwiegen, aber jetzt brach die Wut aus ihm heraus.
    »Was hat das eigentlich zu bedeuten, dass ihr einen derart im eigenen Heim belästigt?«, stieß er hervor. »Vor den Augen der Familie! Habt ihr nicht die Mienen der Kinder gesehen? Findet ihr so ein Verhalten normal?«
    Erlendur schwieg. Elínborg wollte etwas darauf entgegnen, aber Kjartan schnitt ihr das Wort ab.
    »Bin ich ein Krimineller? Hab ich vielleicht irgendwas verbrochen, das eine solche Behandlung rechtfertigt?«
    »Wir haben den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen«, sagte Erlendur. »Du hast auf keinen Anruf reagiert. Es blieb uns nichts anderes übrig, als nachzusehen, ob du zu Hause bist. Deine Frau hat uns liebenswürdigerweise hereingebeten und Kaffee gekocht, und dann kamst du. Gibt’s da einen Grund, sich aufzuregen? Wir sind nur gekommen, um zu sehen, ob du zu Hause warst. Hast du vor, deswegen eine Beschwerde einzureichen?«
    Kjartans Blicke gingen von einem zum anderen.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte er.
    »Vielleicht sollten wir mit etwas beginnen, was sich ›Väter Islands‹ nennt.«
    Kjartan lächelte. »Damit glaubst du sicher, den Fall gelöst zu haben, nicht wahr?«
    »Ich glaube gar nichts«, entgegnete Erlendur.
    »Ich war damals achtzehn«, erklärte Kjartan. »Das waren jugendliche Torheiten, das kannst du dir doch wohl vorstellen. ›Väter Islands‹! Nur Kinder kommen auf so etwas. Jugendliches Gehabe.«
    »Ich kenne viele Achtzehnjährige, die ›Weimarer Republik‹ nicht einmal buchstabieren könnten.«
    »Wir waren eine Gruppe von Jungen aus dem Gymnasium«, sagte Kjartan. »Das sollte ein Jux sein, und es ist fünfzehn Jahre her. Ich kann es nicht fassen, dass ihr mir nun damit kommt, weil das mit dem Jungen passiert ist.«
    Kjartans zynischer Tonfall gab ihnen zu verstehen, dass er es vollkommen absurd fand, ja, sogar fast grotesk, dass sie ihn mit dem Fall in Verbindung brachten und er Elínborg und Erlendur für nichts anderes als Witzfiguren hielt, die völlig im Dunkeln tappten. Die Art, wie er da mit gespreizten Beinen saß, sich zurücklehnte und sich offenbar das Grinsen über ihre Blödheit nicht verkneifen konnte, hatte etwas ungeheuer Überhebliches an sich. Er schien sie zu bemitleiden, weil sie von nichts eine Ahnung hatten. Elías’ Schicksal schien ihn nicht im Geringsten zu berühren.
    »Was hast du damit gemeint, als du uns gesagt hast, dass ein solcher Überfall, wie er auf Elías verübt worden ist, nur eine Frage der Zeit war?«, fragte Elínborg.
    »Das liegt doch wohl auf der Hand. Was erwarten die Leute eigentlich, wenn man diese Typen ins Land holt? Alles Friede, Freude, Eierkuchen? Wir sind überhaupt nicht imstande, die damit verbundenen Probleme in den Griff zu

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