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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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dem Laufband ausgetobt und Hanteln gestemmt, bis er schweißgebadet war.
    »Seid ihr schon weitergekommen mit den Ermittlungen?«, fragte Bergþóra, als sie im Bademantel in der Küche erschien.
    »Nein«, sagte Sigurður Óli. »Überhaupt nicht. Wir wissen nicht einmal im Ansatz, was passiert ist.«
    »Es hat doch bestimmt etwas mit Fremdenfeindlichkeit zu tun?«
    »Ich weiß es nicht. Das muss sich noch herausstellen.«
    »Der arme Junge. Und die Mutter, das muss die reinste Hölle für sie sein.«
    »Ja. – Wie geht es dir?«
    Sigurður Óli hatte eigentlich vorgehabt, ihr zu sagen, dass Elías in dieselbe Schule gegangen war wie er früher und dass es irgendwie merkwürdig gewesen sei, in die alte Schule zurückzukehren und ein Bild von sich zu sehen, das aus den siebziger Jahren stammte. Aber er sagte nichts darüber – ohne wirklich zu wissen, warum. Vielleicht war er müde.
    Aber nicht zu müde, um ins Fitnessstudio zu gehen, hätte Bergþóra dies kommentiert.
    Es hatte Zeiten gegeben, wo er ihr froh alles berichtet hatte, was ihm tagsüber passiert war.
    »Mir geht’s ausgezeichnet«, sagte Bergþóra.
    »Ich glaube, ich geh direkt in die Falle«, sagte Sigurður Óli und stellte das Glas in die Spüle.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte Bergþóra.
    »Können wir das nicht morgen tun?«, fragte Sigurður Óli. »Morgen ist jetzt«, entgegnete sie. »Ich habe wer weiß wie oft mit dir reden wollen, aber du bist ja nie zu Hause. So langsam habe ich den Eindruck, dass du dein Zuhause meidest.«
    »Es ist wahnsinnig viel los bei der Arbeit. So ist es halt manchmal bei mir. Wir arbeiten im Übrigen beide viel. Ich meide gar nichts.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich weiß es nicht, Begga«, antwortete Sigurður Óli. »Meiner Meinung nach ist das ein sehr großer Schritt.«
    »Jahraus, jahrein adoptieren alle möglichen Leute Kinder«, sagte Bergþóra. »Warum sollten wir das nicht tun?«
    »Ich sage ja nicht … Ich will bloß nichts überstürzen.«
    »Vor was hast du Angst?«
    »Ich habe noch nie darüber nachgedacht, ein Kind zu adoptieren. Das ist ein ganz neuer und ziemlich fremder Gedanke für mich. Für dich anscheinend nicht, und das kann ich gut verstehen, aber für mich ist er das.«
    »Ich weiß, was für ein großer Schritt das ist.«
    »Möglicherweise zu groß.«
    »Was meinst du damit?«
    »Vielleicht ist Adoption nicht jedermanns Sache.«
    »Du meinst, vielleicht ist es nichts für dich.«
    »Ich weiß es nicht. Können wir nicht darüber schlafen?«
    »Das sagst du immer.«
    »Ja.«
    »Dann geh doch schlafen!«
    »Wir streiten uns schon viel zu lange darüber. Kinderkriegen, Adoptieren …«
    »Ja.«
    »Das liegt mir den ganzen Tag im Magen.«
    »Ja.«
    »Können wir das nicht einfach vergessen?«
    »Nein«, erklärte Bergþóra, »das können wir nicht.«

Zwanzig
    Immer noch wurde das Haus, in dem Sunee wohnte, bewacht. Erlendur wechselte ein paar Worte mit dem Beamten im Treppenhaus, doch es gab nichts Bemerkenswertes zu berichten. Die Leute waren einer nach dem anderen am späten Nachmittag von der Arbeit zurückgekehrt, und diverse Kochdüfte hatten sich im Treppenhaus ausgebreitet. Sunee war den ganzen Tag zu Hause geblieben, und ihr Bruder war bei ihr. Der Polizist erklärte, zwar Stimmen unterscheiden zu können, aber er könne nicht hören, was gesagt würde.
    Es war bereits sehr spät. Auf dem Weg nach Hause hatte Erlendur noch einiges zu erledigen. Zuerst fuhr er ins Leichenschauhaus am Barónsstígur. Er sah gleich, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, denn zwei mit Laken zugedeckte Leichen wurden auf Bahren hineingebracht, und immer mehr Menschen trafen ein. Erlendur erfuhr den Grund: Unweit von Mosfellsbær war auf der Ringstraße ein schwerer Verkehrsunfall passiert. Er hatte keine Nachrichten gehört. Es hatte drei Tote gegeben, eine ältere Frau und zwei junge Männer, der eine davon hatte erst kürzlich den Führerschein gemacht. Vor dem Haus fuhr ein weiterer Wagen mit der dritten Leiche vor. Die Angehörigen waren fassungslos. Irgendjemand erbrach sich.
    Erlendur wollte gerade wieder gehen, als ihm der obduzierende Pathologe über den Weg lief. Erlendur kannte ihn beruflich und glaubte zu wissen, dass er mit dem schwarzen Humor, den er manchmal an den Tag legte, das, was er bei seiner Tätigkeit zu Gesicht bekam, kompensierte. Jetzt war aber nichts davon zu spüren. Der Arzt sah Erlendur ratlos an, der schnell erklärte, er würde später noch einmal

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