Frozen Time (German Edition)
Säuglinge und Kleinkinder in den JuniorCentern eingesetzt, natürlichin einer anderen Metropole, damit sie den Kindern nicht begegnen, die sie selbst ausgetragen haben. Und das machen sie dann ein Leben lang.«
Milo erwidert nichts mehr, als Kaya ihre wütende Rede beendet hat, und auch mir fällt dazu nichts ein. Schließlich erlöst Robin uns aus dem Schweigen.
»Zurück zu diesem Insignal«, sagt er und deutet auf das Band in Kayas Hand. »Könntest du es bitte deaktivieren?«
»Klar«, gibt Kaya kurz angebunden zurück, dann scheint sie sich einen Moment zu sammeln und wendet sich erneut an Milo. »Irgendwelche Besonderheiten, irgendwelche Sicherheitseinstellungen, von denen ich wissen sollte, bevor ich mich diesem Teil widme? Ich habe keine Lust auf eine ähnliche Überraschung wie beim letzten Mal.«
»Überraschung? Wieso?« Sie muss mein Insignal meinen, aber ich habe keine Ahnung, worauf sie anspielt.
»Ein spezieller Alarmcode, der einen Teil der abgespeicherten Daten sicherte. Als ich versuchte, diese Daten zu löschen, ist er beinah losgegangen, dann hätten wir die Officer wahrscheinlich schneller hier gehabt, als ich Alarmcode sagen kann.«
»Was für Daten waren das?« Mein Herz flattert aufgeregt in meiner Brust. Kann Kaya mir etwas über meine Vergangenheit verraten? Etwas, das man mir bisher verschwiegen hat? Denn warum sonst sollten Informationen auf meinem Insignal mit einem Extracode gesichert sein?
»Keine Ahnung«, macht Kaya meine Hoffnung sofort wieder zunichte. »Ich konnte sie ja nicht auslesen. »Selbst die meisten deiner Personendaten waren so verschlüsselt, dass ich keinen Zugriff darauf hatte. Eigentlich habe ich nur Zugangsregistrierungender letzten vier öffentlichen Einrichtungen gefunden, die du betreten hast ‒ mehr als vier werden auf dem Chip nie gespeichert ‒, zwei medizinische Center und zwei FreizeitCenter.«
»Zwei?« Mein Herz beschleunigt sein Tempo erneut. Auch Milo schaut Kaya verwundert an.
»Jep«, bestätigt Kaya gelangweilt. »Die MediCenter waren in Block A-V-01 und C-V-12, die FreizeitCenter in Block B-VI-07 und in Block A-I-02.«
Sie rattert die Informationen herunter, als hätte sie alles auswendig gelernt oder einfach ein ungeheuer gutes Erinnerungsvermögen. Was würde ich in diesem Moment darum geben, wenn ich mir nur ein winziges Stückchen davon leihen könnte. Vielleicht würde es mir helfen, mich zu erinnern …
Dass ich in zwei MediCentern war, muss nichts zu bedeuten haben, denn vermutlich haben sie mich während meiner Krankheit einfach von einem ins andere verlegt. Aber ich wüsste zu gern, was ich in diesem zweiten FreizeitCenter getan habe, von dem Kaya gesprochen hat. Denn an eines erinnere ich mich genau: Seit ich erwacht bin, war ich nur in einem einzigen FreizeitCenter, und zwar zusammen mit Milo.
»Dieses FreizeitCenter«, flüstert Milo, als wir sehr viel später nebeneinander auf weich gepolsterten Matratzen am Boden liegen. »Was hast du dort gemacht?«
Auch wenn die Schlafzimmer, in denen die Matratzen nur durch von der Decke hängende Stoffbahnen voneinander getrennt sind, wenig Privatsphäre bieten, ist es das erste Mal seit unserer Ankunft, dass wir halbwegs ungestört miteinander reden können. Nach unserem Gespräch mit Kaya und Robin hatte Robingleich Arbeit für uns: Wir mussten den gesamten Abwasch erledigen, meine Hände sind noch immer leicht gerötet.
Dann gab es zum Abendessen gegrillten Fisch, der viel besser schmeckte als der gedünstete, den man uns sonst serviert. Selbst Milo hat, nachdem er seine gesundheitlichen Bedenken gegenüber Gegrilltem überwunden hatte, kräftig zugelangt. An das Essen hier könnte ich mich gewöhnen, denke ich. An die Sanitäranlagen direkt neben den stinkenden Tanks der Fäkalienentsorgung jedoch sicher nicht.
Während des gemeinsamen Essens mussten wir viele Fragen beantworten. Einige der Abgetauchten haben ihre anfängliche Skepsis uns gegenüber schnell überwunden, doch obwohl Robin auch vor den anderen beteuerte, dass er mir vertraut, wurde ich den Eindruck nicht los, dass manche mir nicht glauben, dass ich mich an rein gar nichts aus meiner Vergangenheit erinnern kann.
»Tessa, schläfst du schon?« Milos Flüstern wird etwas lauter.
»Nein«, gebe ich leise zurück. »Ich habe nur nachgedacht.«
Ich drehe mich auf die Seite, sodass ich Milo ansehen kann. Er hat sich aus dem schier unerschöpflichen Kleidervorrat der Abgetauchten eine bequemere Alternative zu seinem
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