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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zu sehen, aber das Bild von Jane Watkins ging ihm nicht aus dem Kopf, und der starke Blütengeruch der Apfelbäume, der irgendwie altmodisch wirkte, ließ Janes Bild in seinen Gedanken sepiafarben erscheinen.
    Der Reitweg endete bei zwei riesigen steinernen Einfahrtsposten, auf denen sich noch ein paar zerfallene Reste von Skulpturen hielten. Vielleicht waren es Löwen oder Adler gewesen. Lol ließ sich von seiner Wut durch die Einfahrt treiben. Diese Wut hatte sich schon lange angekündigt und fühlte sich fremd und irgendwiesperrig an, als wäre sie ein steifer, neuer Mantel. Er wusste, dass er das Leben immer so hingenommen hatte, wie es eben gekommen war. Als Alison gegangen war, hatte er automatisch angenommen, dass der Fehler bei ihm liegen musste, dass er irgendeine Charakterschwäche hatte, im Bett nicht gut genug war oder Alison genervt war, weil er mit fremden Leuten nichts anfangen konnte.
    Tja, so war er eben. Total verkorkst, da konnte man nichts machen, und doch   …
    «Tu mir das nicht an, Lol», sagte Alison ausdruckslos. Er musste an Karl Windling denken. Scheinbar war immer
er
es, der
ihnen
etwas antat.
    Lol sah über seine Schulter zurück den Hügel hinab. Zwischen den Bäumen ragte der Kirchturm empor, und die Sonne ging gerade als großer roter Ball unter – es sah aus, als würde eine Nadel gleich einen Ballon zum Platzen bringen. Und er würde am liebsten die selbstgefällige Blase zum Platzen bringen, in der Alison lebte.
    «Hab mir gedacht, der Colonel ist in der Kirche, um sein Gutsherren-Theater zu spielen. Ist also ein guter Zeitpunkt.»
    «Lol», sagte Alison sanft, «die guten Zeiten sind vorbei.»
    Sie wirkte unheimlich sexy in ihrer schwarzen Seidenhose und einer schwarzen Bluse, die bis zu den Sommersprossen aufgeknöpft war, die sie überraschenderweise zwischen den Brüsten hatte. Nach all der Zeit begehrte er sie rasend, und das machte ihn wütend und traurig und   …
    «Kann ich nicht mal reinkommen?»
    «Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Du etwa?»
    Das wäre eigentlich der Moment gewesen, in dem er hätte außer sich geraten und sie mit hysterisch kippender Stimme fragen müssen, ob Bull-Davies’ Schwanz eigentlich so viel länger war oder warum sie ihn verlassen hatte. Doch das tat er natürlich nicht.
    «Als ich seinen Landrover auf dem Marktplatz gesehen habe, wäre ich fast in die Kirche gegangen, hätte mich neben ihn gesetzt und ihm ein paar Fragen gestellt.»
    «Das wäre nur peinlich geworden. Für euch beide.»
    «Bloß dass nur einer von uns etwas zu verlieren hat.»
    Alison schloss langsam die Tür. Er stellte seinen Fuß dazwischen. Er wusste, dass so etwas kaum funktionieren würde. Mit einer Flügeltür dieser Größe konnte sie ihm vermutlich problemlos den Knöchel brechen. Was sie tun würde, hing davon ab, ob sie ihn noch weiter demütigen wollte.
    Alison zog die Tür wieder weiter auf, um Schwung zu holen. Er ließ seinen mickrigen Fuß da stehen, wo er war.
    «Fuck you.» Alison ließ den Türflügel offen stehen, drehte sich um und verschwand im Inneren des Hauses.
    Er folgte ihr.
     
    Der Bischof sagte: «In der Erklärung, die Sie nun abgeben werden, versichern Sie   …»
    Bei ihrem Gespräch vor dem Gottesdienst hatte sich der Bischof geradezu begeistert über Richard Coffeys Vorhaben geäußert. Eine Gemeindekirche sollte ein richtiger Veranstaltungsort sein, ein Ort der Zusammenkunft nicht nur beim Gottesdienst, sagte der Bischof. Er war ja so glücklich, dass dieses schöne, lebendige Dorf, in dem so viele kreative Menschen wohnten, nun einen jungen, energiegeladenen, sensiblen und   … durfte er es sagen?   … weiblichen Pfarrer bekommen würde.
    Das ist eben immer noch ein sensibles Thema
, hatte David Campbell vom College gesagt. Sensibel. Auch Bull-Davies hatte von Sensibilität gesprochen und damit gedroht, ihr zu schaden, wenn sie einmal unterschiedlicher Auffassung darüber sein sollten, was den Interessen des Dorfes diente. Davon hatte sie dem Bischof nichts erzählt. Es spielte keine Rolle. Bull-Davies würde nach ihrer Entscheidungvermutlich zu ihrem Freund fürs Leben werden. Coffey und Alder, möglicherweise sogar der Bischof selbst, dagegen zu ihren Feinden.
    Merrily wurde ein bisschen schwindelig. Sie hätte wirklich etwas essen und nicht so viel Kaffee trinken sollen.
    Der Bischof sprach weiter: «…   dass Sie die göttliche Gnade und Wahrheit an diese neue Generation weitergeben und Seine Botschaft denen

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