Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
ihre Fressnäpfe und die Wasserschale auf. Dann beugte er sich zu Ethel hinunter und streichelte sie.
    Er wusste nicht, wie lange er wegbleiben musste, damit Karl endlich aufgab.
     
    Als Jane hereinkam, saß Merrily mit einem Tee am Küchentisch. Der Aschenbecher vor ihr quoll über vor Kippen.
    Jane warf ihre Schultasche auf den Boden. «Du musst um sieben in der Kirche sein, oder?»
    «Ja», sagte Merrily verdrießlich.
    Jane setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. «Zweifel? Dafür ist es jetzt ein bisschen spät, oder?»
    Merrily zündete sich die nächste Zigarette an. Wenn Jane in der Schule war, konnte sie es kaum abwarten, bis sie wieder nach Hause kam. Dann bildete sie sich nämlich ein, dass sie und ihre Tochter genau auf der gleichen Wellenlänge waren. Doch wenn sie Jane jetzt ansah   … da sah sie Distanziertheit in ihren Augen. Und das war keine Paranoia. Ob sie es selbst wusste oder nicht, Jane war mit ihren Gedanken woanders.
    «Ich habe mich heute mit Stefan Alder unterhalten.»
    «Cool», sagte Jane ohne große Begeisterung. Noch vor ein paar Wochen hätten ihre Augen bei dieser Mitteilung aufgeleuchtet,und sie hätte Merrily nach jeder Einzelheit gefragt, denn auch wenn er schwul war, sah Stefan einfach unschlagbar süß aus.
    «Er hat mir von dem Stück erzählt und wie es dazu gekommen ist, dass   …»
    Merrily hielt inne. Sie würde Jane das irgendwann erklären müssen, denn im Dorf würde bestimmt darüber geredet werden. Trotzdem wusste sie nicht, ob ihre Tochter erwachsen genug war, um so etwas zu verstehen.
    Sie legte ihre Zigarette ab. «Richard Coffey hat das Stück eigentlich wegen Stefan geschrieben. Stefan ist schwul, verstehst du? Er ist homosexuell.»
    «Ich weiß, was schwul bedeutet», sagte Jane genervt. «Und ich weiß, dass sie glauben, Wil Williams wäre deswegen verfolgt worden. Auch wenn es nicht stimmen sollte.»
    «Genau. Stefan ist   … ich weiß nicht, ob seine Beziehung mit Coffey gerade in einer schwierigen Phase ist oder ob er nur wegen seiner Karriere mit Coffey zusammenbleibt   …»
    «Klingt ziemlich zynisch.»
    «Ich habe gesagt,
ich weiß nicht
, ob es so ist, Jane. Aber was ich weiß, ist, dass Stefan Alder glaubt, er wäre   … ich will nicht das Wort besessen verwenden   … von Wil Williams’ Geist auserwählt, um die Umstände seines Todes wiedererstehen zu lassen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.»
    «Wahnsinn», sagte Jane.
    «Genau. – Stefan hat sich in einen   … Geist verliebt.»
    «Ist doch schön, oder?», sagte Jane.
    «Nein! Das ist gar nicht schön! Es ist nicht normal, und es ist gefährlich, und Coffey spielt nur mit, weil er ein vollkommen kranker Charakter ist. Ich glaube, es wäre falsch, wenn ich sie das Stück in der Kirche spielen lassen würde.»
    «Was?»
    Merrily zog an ihrer Zigarette. «Ich werde vorschlagen, dass sie es im Gemeindesaal machen. Heute Abend gebe ich es bekannt. Ich dachte, ich sage es dir schon vorher.»
    «Das kannst du nicht machen», sagte Jane.
    «Das muss ich, Schatz.»
    «Ich glaub’s einfach nicht!» Jane stand auf, ihr Stuhl fiel polternd zu Boden. «Jetzt kneifst du. Und ich hab gedacht, du wärst cool drauf.»
     
    Lol fuhr zwei Runden durchs Dorf, um nach einem Platz zu suchen, an dem er den Astra parken konnte. Es waren viel mehr Autos unterwegs als normalerweise. Ein paar Dutzend Leute liefen auf dem Marktplatz herum. War in der Kirche eine Veranstaltung?
    Schließlich ließ er das Auto in der Nähe des
Ox
stehen. Ständig sah er sich nach Karl oder seinem Sportwagen um. Er wollte sich bei Lucy verstecken, auch wenn seine Ängste ihm Bilder von Karl vorgaukelten, wie er betrunken und gewalttätig in Lucys Wohnzimmer herumwütete. Aber wo sollte er sonst hin? Doch als er bei ihr klingelte, erfolgte keine Reaktion. Lucy war nicht zu Hause. War sie in der Kirche bei der Veranstaltung?
    Ja, das war sie bestimmt, genauso wie jeder andere, der in dieser Gemeinde etwas darstellte. Zum Beispiel James Bull-Davies. Sollte er reingehen und versuchen, Lucy auf sich aufmerksam zu machen? Er war seit der Beerdigung seiner Mutter in keiner Kirche mehr gewesen. Schon bei dem Gedanken wurde ihm beinahe schlecht. Und außerdem hatte er keine Lust, James Bull-Davies zu sehen – mit Alison.
    Nein. Nicht mit Alison.
    Bull-Davies und Alison gingen selten gemeinsam ins Dorf. Und Bull-Davies würde sie mit seiner Auffassung davon, was korrekt war, niemals mit in die Kirche nehmen. Lol sah hoch zur

Weitere Kostenlose Bücher