Frucht der Sünde
burnin’ on low light, everythin’ you wearin’, honey, just a little too tight …»
«Wahnsinn», sagte Jane. Sie hatte Rap und Drum ’n’ Bass immer ein bisschen langweilig gefunden, aber wenn so ein Konzert in Ledwardine stattfand, war das natürlich etwas anderes.
«… and de drummin’ begin, feel de drummin’ inside, fingers dancin’, dancin’, dancin’ up an’ down yo’ spine …»
Jeff unterbrach sich und gähnte. «Entschuldigt mich, Ladys, muss mal nachsehen, ob diese Krüppel das Equipment richtig rum abstellen.»
Colette sah ihm nach, als er zum Eingang des Restaurants tänzelte. «Ist er nicht einfach der Hammer?»
«Kann sein.»
«Er haut dich um mit seiner Musik, Janey. Das kann ich dir sagen. Reinste Magie.»
«Findest du es nicht ein bisschen fies, Wall und Gittoes dieSachen reintragen zu lassen, wenn sie gar nicht eingeladen sind?», fragte Jane. «Cool ist es ja schon, aber …»
«Ich will ja gerade, dass sie unbedingt reinkommen wollen.» Colette fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. «Und ihre Freunde auch. Ich will, dass sie sich bepissen vor Lust, hier reinzukommen.»
Jane sah sie an. Diese Seite Colettes verstand sie nicht.
«Sie könnten Ärger machen.»
«Hmhm.» Das war Zustimmung. «Könnten sie. Wenn sie sich trauen.»
«Du
willst
, dass es so kommt?»
«Klar.»
«Verstehe ich nicht.»
«Oh Janey …» Colette seufzte in gespielter Verzweiflung. «
Wenn
sie reinkommen, sollen sie sich wie Eindringlinge fühlen. Unerwünscht. Sie sollen gekränkt sein, verstehst du? Meine grässlichen Eltern haben sich natürlich die Gästeliste angesehen, und deshalb stehen jetzt eine Menge
nette
Jungs aus
guten
Familien drauf und dazu noch ein paar vom Schlag Lloyd Powells, weil sein alter Herr
Councillor
ist. Jetzt sag mir mal: Was soll daran spannend sein?»
«Spannend?»
«Eine Party», sagte Colette geduldig, «ist keine Party, wenn’s keine Spannung gibt.»
Die Abendluft war erfüllt vom Duft der Apfelblüten, die wie Raureif die Bäume überzogen. Lol schauderte, als er in der Einfahrt zu seinem Cottage aus dem rostigen Astra stieg.
Während er das Haus aufschloss, begann das Telefon zu klingeln. Lucy, dachte er, es ist irgendwas passiert. Außer Lucy wusste niemand, dass er zurück war.
Sie hatte ihn nach der Sache mit Jane Watkins weggeschickt.«Geh ein paar Tage weg», hatte sie gesagt, «in irgendeine Stadt. Irgendwohin, wo es anders ist als hier, verstehst du, Laurence? Wir reden, wenn du wieder da bist. Wenn du wieder aufnahmefähig bist.»
Er hatte Gary Kennedy nicht mal angerufen, sondern war nur vier Tage durch Oxford mit seinen Parks, seinem Fluss und seinen Straßen voller Touristen gelaufen.
Und er hatte Thomas Traherne gelesen, viel geschlafen und noch mehr Traherne gelesen – den Dichter, der das Universum in den Wäldern und Feldern dicht bei Lols Cottage gefunden und sich von dieser Erfahrung vollkommen hatte überwältigen lassen.
Lucy hatte besorgt gewirkt, als sie ihm nachgewinkt hatte. Als er vom Speicher heruntergekommen war und gesagt hatte, er fühle sich wie in einem Alptraum, da hatte sie ihm nicht widersprochen. Und es war wirklich so irreal wie in einem Traum gewesen, Jane Watkins im Apfelgarten liegen zu sehen – allerdings wie in einem rätselhaften, bedrohlichen Alptraum.
Als Lol ins Wohnzimmer ging, strich ihm Ethel um die Beine. Lucy hatte sie gefüttert, während er weg war. Er nahm die Katze auf die Arme, und sie begann zu schnurren. Dann nahm er das Telefon an.
«Hallo?»
«Du kleiner Arsch», klang die Reibeisenstimme in seinem Ohr. «Was für ein Spielchen hast du hier mit mir vor?»
Karl Windling, der alte Karl Windling. Es klang, als wäre er ganz in der Nähe. Er hatte mit Dennis geredet, er war sauer. Lol brach der kalte Schweiß aus. Windling konnte im
Black Swan
sein. Er konnte in seinem Auto sitzen, draußen auf der Straße vor dem Haus.
«Verarsch mich nicht, Alter, versuch bloß nicht, mich zu verarschen.»
Lol sagte: «Wo bist du?»
«Nahe genug. Und jetzt bleibst du verdammt nochmal, wo du bist. Kapiert? Egal wo du hingehst, ich finde dich. Du rührst dich nicht vom Fleck. Ich komme rüber. Ich habe einen netten kleinen Vertrag dabei. Und den unterschreibst du, mein Alter. Du glaubst doch nicht …»
Sanft legte Lol den Hörer auf. Dann ging er zum Fenster. Er sah nur den Astra in der Einfahrt. Und das Blütenmeer des Apfelgartens.
Er trug Ethel in die Küche und füllte
Weitere Kostenlose Bücher