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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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du es gekonnt hättest.»
    «Ich hab’s ja versucht, ehrlich. Ich meine, wir haben uns immer gut verstanden, wenn es nicht gerade um Religion ging. Und nach dem, was gestern passiert ist, klappt es bei diesem Thema ja vielleicht auch noch. Aber wir denken wohl von verschiedenen Richtungen aus darüber nach. Manchmal kommt es mir so vor, als ob mir alles vollkommen   … klar ist. Aber ich kann nicht mit ihr darüber reden. Sie ist so blockiert. Mit dem ganzen Dogmenkram und so. Ich habe zum Beispiel das Buch von Traherne herumliegen lassen, aber sie hat immer etwas anderes zu tun.»
    «Jane.» Lucy wurde ganz ernst. «Das ist jetzt nicht der richtige Moment, um auf deinem hohen Teenagerross zu sitzen. Und sieh mich nicht so an, du freches Stück. Deine Mutter hat möglicherweise in beruflicher Hinsicht eine eingeschränkte Sicht der Dinge, aber unter dieser Soutane lebt immer noch ein denkender, fühlender und zugänglicher Mensch.»
    «Das Ding trägt sie Gott sei Dank nicht mehr. Ich meine, außer an der Front.»
    «Ja. Das ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass ihre Persönlichkeit wieder stärker wird. Sie wird ihren Weg allein finden, und obwohl du vielleicht so was wie einen Crashkurs gehabt hast, weiß sie immer noch tausend Mal mehr als du. Trotzdem musst du ihr helfen. Wenn sie nicht mit mir reden will, und das verstehe ich, dann musst du ihr erklären, dass es kein Fehler war, nach Ledwardinezu kommen, auch wenn sie genau das befürchtet. Sie wird hier gebraucht. Und sie selbst braucht
deine
Unterstützung, nicht die des Bischofs, nicht die der Cassidys und auch nicht die von eurem aufgeblasenen alten Onkel.»
    «Aber sie stellt mir immer nur Fragen!»
    «Dann beantworte sie, so gut du kannst, und bete um Hilfe.»
    «Beten?» Jane wandte den Blick von Lucys Adleraugen ab. «Und zu wem?»
    «Das weißt du selbst», sagte Lucy. «Und noch etwas. Gestern Abend hat mir deine Mutter angedeutet, dass sie Richard Coffey die Erlaubnis verweigern wird, sein grässliches Stück in der Kirche aufzuführen.»
    «Ja. Wir haben uns darüber ein bisschen gestritten. Sie hat mit Stefan Alder geredet und findet, dass seine Besessenheit von Wil Williams ein bisschen daneben ist, so eine Schwulensache. Es liegt nicht daran, dass sie gegen das Stück ist, sondern daran, dass er sich in einen Toten verliebt hat, und das ist wie spirituelle Nekrophilie und lauter so widerliches Zeug, von dem ich ihrer Meinung nach keine Ahnung habe. Sie will ihn seine schrägen Gelüste nicht in der Kirche befriedigen lassen. Ich finde, das Stück dort aufzuführen wäre cool und irgendwie schön.»
    «Da hast du auch recht», sagte Lucy. «Aber aus den falschen Gründen. Jane, sie muss ihre Meinung ändern. Sie muss Wils Geist sprechen lassen. Du musst sie davon überzeugen.»
    Jane war verwirrt. «Aber eben haben Sie es doch noch ein
grässliches
Stück genannt.»
    «Es geht nicht um das Stück, es geht um das, was es auslöst. Das Stück wird vermutlich nicht so wirken, wie sich Coffey das vorstellt. Nicht, wenn Merrily bleibt.»
    «Ich verstehe nicht, was Sie damit meinen.»
    «Das macht nichts.» Lucys Blick wurde unruhig. «Jane, ich muss jetzt gehen.»
    «Wohin?»
    «Vielleicht komme ich später bei euch vorbei. Das alles ist zu viel für einen einzelnen Menschen. Besonders, wenn er so alt und schwach ist wie ich.»
    «Was meinen Sie denn mit ‹das alles›?»
    Doch Lucy antwortete nicht. Sie trat einen Schritt zurück und wirkte ungefähr so alt und schwach wie ein Jumbojet kurz vor dem Abheben. Jane dachte, sie sollte Lucy noch von Lol und seinen Problemen erzählen und davon, dass er über Nacht im Pfarrhaus gewesen war und Mom deshalb die bemalten Wände gesehen und eine dieser Fragen gestellt hatte, die sie, wenn es nach Lucy ging, beantworten sollte.
    «Geh nach Hause, Jane. Und denk daran, was ich dir gesagt habe.»
    « O.   k. » Sie gingen zurück in die Church Street, und Lucy setzte sich auf ihr Moped.
    Ein Polizeiauto fuhr vorbei. «
Denen
habe ich nichts erzählt», sagte Jane.
    «Der Polizei? Du bist von der Polizei befragt worden?»
    «Von Detective Howe. Die Frau ist furchtbar. Sie sieht aus wie eine sadistische Zahnärztin. Sie kommt wieder, wenn sie Colette nicht finden. Offenbar glaubt sie, dass ich irgendetwas weiß.»
    Ein Lächeln überflog Lucys Gesicht. «Jane, wenn du ihr alles erzählt hättest, was du weißt, dann bin ich ziemlich sicher, dass sie nie mehr bei dir auftauchen würde.»
    «Weil sie mich dann

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