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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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RICHTIG?»
    «Alles in Ordnung, Frau Pfarrer?», fragte Ken Thomas.
    «Entschuldigen Sie, Ken, ich hab an was anderes gedacht.»
    «War ja auch ein langer Abend», sagte Ken. Dann senkte er die Stimme. «Eine echte Sauerei, dass sie Ihnen nichts gesagt hat. Sie in eine so peinliche Situation zu bringen. Sie hätte es Ihnen sagen müssen. Dafür gibt’s keine Entschuldigung. Ich an Ihrer Stelle würde mich beschweren.»
    Merrily schüttelte den Kopf. Dann sagte sie: «Ken, Sie bleiben nicht noch eine Weile hier, oder?»
    «Na ja, normalerweise sollte ich mich zurückmelden. Möchten Sie, dass ich bleibe, bis Sie abgeschlossen haben?»
    «Das wäre mir sehr recht. Wir hatten in letzter Zeit so eine Art Vandalismus hier.»
    «Was denn genau?»
    «Ach, das ist ziemlich kompliziert. Vielleicht klärt sich ja gleich noch alles auf. Hoffentlich.»
    Sie ging nach vorn zur Kanzel.
Ist das richtig
?, hatte sie auch Lol gefragt.
Das ist doch die einzige Frage, die übrig bleibt, wenn man genau darüber nachdenkt.
    Und es war ihr richtig erschienen, die Wahrheit herauszufinden und sie bekannt zu machen. Sie wäre schließlich fast Anwältin geworden und hätte mit dem gleichen Ziel für ihre Klienten und vor Gericht gekämpft. Die ersten Gerichtssäle waren bestimmt nach dem Muster von Kirchen erbaut worden, bis hin zu der Tatsache, dass man auf die Bibel schwören musste. Aber in der Kirche war man einem anderen Richter Rechenschaft schuldig. Der Pfarrer auf der Kanzel war kaum mehr als ein Anwalt und im schlimmsten Fall ein Vertreter der Hölle-und-Verdammnis-Anklage.
    Ist es wirklich richtig? Merrily kniete sich vor den Altar und betete um Beistand.
    «Wenn es falsch ist», sagte sie laut, «dann kannst du mich ja einfach zur Hölle fahren lassen.»
    Wie es fast allen anderen offensichtlich am liebsten gewesen wäre.
     
    Nachdenklich betrachtete Lol den Karton, aus dem zwei Flaschen des Engelsweins fehlten. Dann zeigte er Gomer die Geschichte von dem verschwundenen Mädchen in Mrs.   Leathers Buch.
    «Es ist doch ganz klar. Sie denkt, sie kann mit Colette Verbindung aufnehmen. Sie glaubt, Lucy möchte, dass sie es versucht.»
    Gomer war nicht überzeugt. «Sie soll da alleine hingegangen sein? Dahin, wo sich Edgar den Rest gegeben hat?»
    Merrily hatte ihm den Schlüssel zum Pfarrhaus gegeben, damit er nach Jane suchen konnte. Doch im ganzen Haus hatte er bis auf eine kleine schwarze Katze, die ihn von der Kommode der Eingangshalle aus beobachtet hatte, kein lebendes Wesen angetroffen.
    «Die beiden waren einmal zusammen dort. Ob Jane nun wirklich daran glaubt oder nicht, sie denkt bestimmt, sie muss es wenigstens versuchen.»
    «Also gut», sagte Gomer. «Dann gehn wir mal.»
    Mit einer großen Taschenlampe ausgerüstet, die sie in der Küche gefunden hatten, stiegen sie über Lucys Gartenzaun und gingen über das alte Bowlingfeld zum Apfelgarten.
    «Ich weiß nich, was ich von solchen Sachen halten soll», sagte Gomer. «Als ich noch ein Junge war, ham die Leute drüber gelacht. Aber als meine Oma ein kleines Mädchen war, hat keiner gelacht. Un? Ist nich mal ein Jahrhundert her. Vorher ham die Leute jahrhundertelang dran geglaubt, dass es in ’nem Apfelgarten oder ’nem Weizenfeld mehr gibt als das, was sie mit ihren eigenen Augen sehen können. Un jetzt? Ein paar Jahrzehnte Computer un Traktoren mit Klimaanlage, un das alles soll Quatsch sein. Ein Trauerspiel, was? Computer un Traktoren mit Klimaanlage.»
    «Passen Sie auf», sagte Lol, «hier ist überall Gestrüpp.»
    «Hab nie verstanden, warum die Powells die Pflanzung so verkommen lassen. Früher hab ich gedacht, es wär Aberglaube, getarnt als Sorge ums Naturerbe. Aber Rod Powell muss man sich mal ansehn, sieht der vielleicht wie ein abergläubischer Mann aus?»
    «Wie sieht ein abergläubischer Mann denn aus, Gomer?»
    «Na, mehr wie du, Lol, wenn du die Wahrheit hörn willst.»
    «Danke, Gomer. Aber warum ist er dann zu diesem Wassailing gegangen?»
    «Konnt er wohl kaum ablehnen. Cassidy sagt, es ist gut fürs Dorf, und Powell ist Councillor   …
Verdammmich

    Gomer blieb auf der Lichtung vor dem Apfelbaum-Mann stehen. Der rosa Mond spiegelte sich in seinen Brillengläsern und verlieh ihm das Aussehen der Gestalt aus einem Alptraum.
    «Verdammt, ich hab’s, mein Junge. Ich weiß jetzt, warum dieser Engelswein wie Pferdepisse schmeckt! Hör zu. Cassidy will also die alte Cider-Produktion wieder ankurbeln, ja? Kein leichtes Geschäft bei der Konkurrenz,

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