Frucht der Sünde
einen Seitenblick zu.
Lol hatte erst ein Mal mit ihm gesprochen. Damals hatten Alison und er Apfelbaumholz für den Kamin gekauft.
«Was haben Sie hier zu suchen?», sagte Lloyd Powell.
Lol stand unsicher am Rand des Feldes, wo es in einen unkrautüberwucherten Hof überging, der mit Kies ausgestreut war.
«Ich spreche mit Ihnen», sagte Lloyd. «Kommen Sie mal rüber ins Licht.»
Das einzige Licht stammte von einer Lampe über der Tür eines dunklen Gemäuers. Lol schätzte, dass es das Cider-Haus sein musste. Langsam ging er darauf zu.
«Hallo», sagte er.
Lloyd sah aus wie der Marlboro-Mann ohne Zigarette. Doch Lol sah nur einen Karl Windling ohne Bart.
«Ah», sagte Lloyd. «Jetzt weiß ich, wer Sie sind. Sie sind der Typ, den Alison Kinnersley für James hat sitzenlassen.»
Lol nickte. Lloyd betrachtete ihn einen Moment lang und schien dann das Interesse zu verlieren. «Gehen Sie», sagte er. «Ich habe zu tun.»
Er wandte Lol den Rücken zu, zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und ging zur Tür des Cider-Hauses. «Nein», sagte Lol. «Das werde ich nicht tun.»
«Was war das?» Lloyd drehte sich nicht einmal um. Lol sah seinen bulligen weißen Pick-up in der Nähe stehen. Die Heckklappe war geöffnet. Er erkannte, dass ein totes Schaf im Auto lag und noch etwas anderes, das kaum größer und in einen schwarzen Müllsack verpackt war.
«Schon alles eingeladen, Lloyd?» Immer noch drehte sich Lloyd nicht um.
«Kann ich vielleicht helfen?»
«Eher nicht», sagte Lloyd. «Sie haben vermutlich ohnehin nicht genug Kraft. Und jetzt verschwinden Sie und kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten.»
Der rosa Mond schien auf eine surreale Traumlandschaft herab. Lol war nicht sicher, ob er tatsächlich anwesend war.
«Ich dachte, als ich hier vorbeikam», hörte er sich selbst sagen, «da kann ich gleich Jane mit nach Hause nehmen.»
Lloyd drehte sich langsam um.
Karl Windlings Stimme klang durch Lols Kopf:
Und jetzt bleibst du verdammt nochmal, wo du bist. Kapiert? Egal wo du hingehst, ich finde dich. Du rührst dich nicht vom Fleck. Ich komme rüber.
Lol ging zu ihm hinüber und blieb vor ihm stehen.
«Also gut», sagte Lloyd. Er schwang sich herum und schlug Lol mit der Faust ins Gesicht. Als Lol zurücktaumelte, versetzte er ihm einen Tritt in den Magen; noch während er fiel, zerschmetterte er ihm die Brille, und als er auf dem Boden lag, trat er ihm an den Kopf.
«Gomer», sagte Merrily, als sie auf die Old Barn Lane zufuhren, «Sie glauben nicht, dass Lol sie betrunken im Apfelgarten findet, oder?»
«Oh, Frau Pfarrer.» Gomer fuhr langsamer, weil er nicht direkt hinter Rod an der Kreuzung stehen wollte, und tat so, als könne er nicht antworten, weil er sich aufs Fahren konzentrieren musste.
«Sie glauben, dass sie im Cider-Haus ist.»
«Hätt ich viel zu tun, wenn ich so ein Unsinn glauben würd», gab Gomer barsch zurück.
«Was passiert in dem Cider-Haus?»
«Da wird Cider gemacht. Früher jedenfalls.»
Gomer bog ab und musste sofort bremsen. Rod Powell fuhr langsam hinter einem großen Laster her.
«Spinn ich, oder was?», rief Gomer aus. «Um die Uhrzeit fahren die hier noch mit Schwerlasttransportern?»
Es war ein Tieflader, der eine Ladung Kisten transportierte. Der Fahrer schaltete krachend in einen höheren Gang und wurde schneller. Sie kamen in die Nähe der Stelle, an der die arme alteLucy hopsgegangen war. Dahinter wurde die Strecke gerade, und dann kam die Einfahrt zum Hof der Powells.
Bevor Rod ebenfalls in einen höheren Gang schaltete, sah ihn Gomer einen Blick in den Rückspiegel werfen. In diesem Dorf fuhren nicht gerade viele Leute einen Army-Jeep und hatten dabei eine angezündete Kippe im Mundwinkel hängen.
«Verflixt.»
Rod hatte bestimmt auch die Pfarrerin erkannt. Er wusste jetzt, dass sie ihm folgten, und das würde ihm kein bisschen gefallen.
Gomer bremste etwas ab, um einen größeren Abstand zwischen sich und Rod zu bringen. Seiner Meinung nach fuhr Rod nach Hause, um festzustellen, ob etwas schiefgelaufen war. Und dabei wollte er ganz bestimmt keine Gesellschaft haben.
Aber ganz gleich, was es im Cider-Haus zu vertuschen gab, an der Sache im Apfelgarten konnte er nichts mehr ändern. Daran, dass diese Patricia Young, davon war Gomer überzeugt, unter dem Apfelbaum-Mann begraben lag.
Verdammt. Rod drückte auf die Tube, offenbar wollte er so nahe wie möglich hinter dem Laster fahren, um ihn zu überholen, sobald das gerade Stück
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