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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Straße kam. Auch Gomer gab Gas.
    Was als Nächstes geschah, passierte so schnell, dass er kaum mitbekam, wie der Jeep zuerst auf die Böschung fuhr und dann durch die Hecke brach.
     
    «Wo bist du?» Er lief im Licht der grässlichen Neonröhre umher, durchsuchte die Strohhaufen und warf Müllsäcke zur Seite. «Versuch nicht, dich mit mir anzulegen, du Schlampe, du kleines Flittchen. Wenn du jetzt rauskommst, dann überlass ich dich vielleicht doch nicht Vater, damit er seinen Spaß hat, vielleicht mach ich dann bloß kurzen Prozess mit dir, auf die humane Art, verstehst du   … Wenn du’s auf die humane Art willst, dann kommst du jetzt raus. Bei Vater erlebst du was anderes, kann ich dir sagen. Kommjetzt raus, hörst du. Ich weiß, dass du noch hier drin sein musst, hab die ganze Zeit aufgepasst, während ich deinen Freund aus dem Weg geschafft habe. Wir sind nämlich nicht blöd, hinter unserem Rücken läuft gar nichts. Los jetzt, Jane. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn ich dich erst selber finden muss, dann tue ich dir weh, sehr weh, hörst du, Jane, du kleine Nutte? Du kannst nicht weg sein. Jane. Jane. JANE!»
    Wütend und fassungslos kam er wieder aus dem Cider-Haus.
    «Wo ist sie?»
    Drohend ging er auf Lol zu, der halb blind und zusammengekrümmt vor Schmerzen von dem Pick-up wegtaumelte.
    «Glaubst du, ich bin so blöd und lasse den Schlüssel stecken? Damit du einfach einsteigen und wegfahren kannst? Hältst du mich für
blöd

    Riesige, kräftige Hände, Bauernpranken, Bassistenhände, packten Lol und knallten ihn rücklings an eine Wand.
    «Wo ist sie?», brüllte Lloyd. «Was hast du mit ihr gemacht? Ich reiß dir die Augen aus, Mister!»
    Lol hob die Hand. Er umklammerte den Hals der Cider-Flasche, die er hinten in dem Pick-up gefunden hatte. Er holte aus, so gut es ging, und traf Lloyd mit der Flasche am Kinn.
    Lloyd taumelte und spuckte ein bisschen Blut aus.
    «Also gut», sagte er und rieb sich das Kinn. «Du hast es nicht anders gewollt.»
    Erneut hörte Lol Karl Windlings Stimme.
Und du? Ich meine, wer würde es überhaupt mitkriegen? Gibt’s überhaupt einen Menschen, dem es nicht scheißegal wäre, wenn du tot wärst? Einen einzigen Menschen, der dich vermissen würde? Wer sollte auf dein Grab wohl Blumen legen?
    Lloyd kam mit geballten Fäusten auf ihn zu. Und verzweifelt hob Lol mit beiden Händen die Flasche und schlug sie Lloyd, so fest er konnte, seitlich an den Kopf. Dann flüsterte er: «Jane?»
    Keine Antwort. Lloyd war auf die Knie gesunken. Die Flasche fiel zu Boden und rollte ein Stück über den Kies. Der Mond schien auf das Etikett.
    Engelswein.
    Tränen sind der Wein der Engel
, seufzt Traherne,
und das Beste, um das Feuer des Teufels zu löschen
.
     
    Eigentlich wirkte alles ganz sauber und ordentlich. Von der Böschung aus konnte Gomer im Licht des Mondes sämtliche Details erkennen. Wirklich eine saubere Sache. Der Escort sah aus, als hätte er sich in das Heck des Tiefladers verbissen, das Autodach war die Oberlippe.
    «Nein, Sie bleiben hier», sagte Gomer und versperrte Merrily den Weg. «Halten Sie mich ruhig für ’nen Sexisten, Frau Pfarrer, aber das is kein Anblick für Sie. Bleiben Sie hier auf ’m Feld, ich geh erst mal sehn, was passiert is.»
    Er schlitterte die Böschung hinunter auf die Straße und zündete sich erst mal eine Zigarette an. Und dann beugte er sich unter das Heck des Tiefladers, wo die Kühlerhaube des Escorts sein musste. Das Heck des Tiefladers hatte die Windschutzscheibe glatt durchbrochen und sich dann weit in den Innenraum geschoben.
    Gomer schnupperte herum, richtete sich wieder auf und wischte sich die Hände an der Hose ab.
    Der Lastwagenfahrer kam auf ihn zu. Gerade hatte er auf die Straße gekotzt. Er trug eine Baseballmütze und einen Ohrring.
    «Soso», sagte Gomer. «Jeremy Selby.»
    «Gomer?»
    «Ziemlich spät für ’ne Lieferung Cider.»
    «Wollte runter nach Southampton. Da gibt’s ’n Rock-Festival.»
    «Tja», sagte Gomer. «Is auch das Beste, was man mit dem Zeug anfangen kann, wo sie dort sowieso alle zu high sin, um was von dem Geschmack mitzukriegen.»
    «Es ist so verdammt schnell gegangen, Gomer. Unglaublich. Hab’s gar nicht richtig mitgekriegt. Der Typ kriecht mir fast hintenrein, und dann ist es genau vor mir aus der Hecke gerannt, wusste erst nicht mal, was es ist, bin einfach nur in die Eisen gestiegen, ganz automatisch, wissen Sie, es war riesengroß und ganz weiß.»
    «Jetzt mal ganz ruhig, mein

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