Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Junge.» Gomer nahm die Kippe aus dem Mund. «Was war es denn? Was ist denn aus der Hecke gerannt?»
    «Ein verdammtes Riesenschaf. Und weiß wie ’n Eisbär.»
    «Jau.» Gomer ging zur Vorderseite des Lastwagens. Kein Schaf. War klar. Gomer nickte und schlenderte zurück. «Wohin isses denn dann verschwunden, Jeremy?»
    «Weiß ich doch nicht, verdammt. In einer Sekunde war’s da, und in der nächsten war’s wieder weg. Ich schwör bei Gott, Gomer, es   …»
    «Schon gut, mein Junge.» Gomer klopfte ihm auf die Schulter. «Wenn die Polizei fragt, hab ich’s auch gesehen. Hast du sie schon gerufen?»
    «Über’s Handy.»
    Beide gingen ein paar Schritte auf der Straße. Es war totenstill.
    «Das arme Schwein», sagte Jeremy. «Schätze, da ist nichts mehr zu machen.»
    «Wie denn? Wenn er mit Hintern auf ’m Rücksitz hockt, aber sein Oberkörper   …»
    «Schon gut! Scheiße, ich zittere immer noch. Wissen Sie, wem das Auto gehört?»
    «Weiß ich. Das gehört Rod Powell.
Gehörte
, muss man wohl jetzt sagen.»
    «Was?» Jeremy Selby riss sich entsetzt die Baseballmütze vom Kopf.
«Ich hab grade Councillor Powell umgebracht?»
    «Jau.» Auf Gomers Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Er streckte Jeremy die Hand entgegen. «Schlag ein, Kumpel.»
     
    Sie hörte ein krächzendes Geräusch wie von einem Nachtvogel. Es kam näher.
    «…   ane   …?   … ane   …?»
    Merrily stand noch auf demselben Fleck, an dem Gomer sie zurückgelassen hatte. Die gepflügten Schollen lagen im rosa Widerschein des Mondes vor ihr. Sie hatte nicht zu dem Unfallwagen hingesehen, genau wie Gomer es ihr gesagt hatte. Sie fühlte sich schwach, verfroren und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann registrierte sie ein großes Loch in ihrem Pulloverärmel. Knapp unter dem Ellbogen. Den konnte sie jetzt wegwerfen.
    Irgendetwas stand da vorn auf dem Feld. Jetzt krächzte es wieder.
    «J   … ane?»
    Merrily sah genauer hin. «Lol?»
    «Merrily? Entschuldigung, ich kann nichts   … meine Brille ist weg.»
    Er stolperte über eine Ackerfurche. Bevor er in ihre Arme fiel, sah sie, dass sein Gesicht ganz blutig und sein Mundwinkel aufgerissen war. Ein Auge war zugeschwollen.
    Merrily begann zu weinen. «Oh Lol, was haben sie mit dir gemacht?» Sie spürte sein Blut an ihrer Wange. Sie dachte daran, wie sie vor dem Kaminfeuer aufgewacht war und gesehen hatte, wie er sie betrachtete. Zufrieden hatte sie ihre Augen wieder geschlossen. Und auch jetzt schloss sie die Augen. Die Nacht wirbelte um sie herum, aber nicht rosa, sondern tiefblau.
     
    «Lol, mein Junge!»
    Merrily blinzelte. Gomer stand vor ihnen.
    «Keine Aufregung», sagte Gomer. «Gibt’s keinen Grund für.»
    Die Nacht wurde wieder zu einer ganz normalen Nacht. Die Angst überflutete Merrily wie eine Sturzwelle. Was war mit Jane? Sie starrte Gomer an.
    «Du bist wirklich zu nix zu gebrauchen, Junge», sagte Gomer. «Würdest nich mal ’nen Elefanten in deinem Vorgarten finden. Grade is sie aus’m Apfelgarten hier gegenüber gekommen.»
    «Jane!», rief Merrily.
    Neben dem drahtigen alten Gomer wirkte Jane sehr klein und jung und zerbrechlich. Ihr Gesicht war so weiß wie ein Leintuch. Sie blickte unruhig über ihre Schulter.
    «Oh Gott», sagte Lol.
    Er trat einen Schritt zurück, damit Merrily ihre Tochter in die Arme nehmen konnte, und sah zum Himmel auf. Mit seinem tränenden Auge sah er undeutlich eine merkwürdige, V-förmige Wolke über dem Mond hängen, sodass es einen Moment lang wirkte, als sei der Mond ein großer roter Apfel.
    Dann hörte er Jane sagen: «Mom, wo warst du denn seit gestern?»
     
    H.   L.   MCCREADY & PARTNER
    RECHTSANWALTSKANZLEI
    APEX HOUSE | KING STREET | HEREFORD
     
    Hochwürden M.   Watkins
    Pfarrhaus
    Ledwardine
    Herefordshire
     
    3.   Juni
    Sehr geehrte Mrs.   Watkins,
     
    ich werde Ihnen in dieser Sache zu gegebener Zeit noch ein förmliches Schreiben schicken, fand es jedoch angemessen, Ihnen eine Art Vorwarnung zukommen zu lassen. Wenn Miss Devenish noch lebte, bin ich sicher, dass die Polizei im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse sehr an einem Gespräch mit ihr interessiert wäre! Doch unter den gegebenen Umständen kann man nur wieder einmal sagen: Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.
     
    Zuvor jedoch möchte ich Ihnen versichern, wie erfreut ich war zu erfahren, dass Sie und Ihre Tochter nach diesem wahrlich dramatischen Abend wieder vollständig

Weitere Kostenlose Bücher