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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die Fahrzeuge stehn für den Dienst am Herrn bereit   … Verstehn Sie, was ich meine?»
    «Verstehe. Danke, Gomer. Ich bezahle im Voraus   …»
    Gomer zuckte empört zurück.
    «Na gut, dann wenigstens das Benzin. Oder Diesel. Was Sie eben brauchen.»
    «Is schon vollgetankt, Frau Pfarrer.» Er betrachtete das Pfarrhaus. «Erdgeschoss und drüber noch zwei Stockwerke, das wird ’n bisschen Schlepperei. Wissen Sie was, ich sag meim Neffen Bescheid. Der is in Ordnung. An welchem Tag sollen wir denn kommen? Es geht immer, außer Donnerstag, da muss sich Nev um die Jauchegruben kümmern. Ach, und morgen. Da is die gerichtliche Untersuchung, wissen Sie?»
    «Die gerichtliche Untersuchung?»
    «Edgar Powell. Haben’s ewig verschoben. Den alten Edgar ham inzwischen schon die Würmer gefressen.»
    «Sind Sie als Zeuge geladen, Gomer?»
    «Ja, verdammich. Und ein halbes Dutzend andere. Wern vermutlich bis nachmittags zum Tee drauf rumreiten. Vor allem, wenn’s stimmt, dass Rod Doc Asprey aufrufen lassen will, damit er erzählt, sein Dad wäre schon halb verrückt gewesen.»
    «Warum sollte Rod so etwas wollen?»
    «Die Schande, Frau Pfarrer. Auf keinen Fall will er, dass sein Vater als Selbstmörder dasteht. Wenn sie also beweisen, dass Edgar nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt hat, dann sieht’s mehr nach Unfall aus, verstehn Sie?»
    «Ja. Und was werden
Sie
dem Richter sagen, Gomer?»
    «Kommt auf die Fragen an. Ich kann nur sagen, was ich gesehenhab. Un das war nich viel, mit dem ganzen Blut auf der Brille. Aber ich erinner mich, dass Edgar sein Gewehr
nich
zusammen mit den anderen gehoben hat. Jetzt machen Sie daraus, was Sie wollen.»
    «Ich vermute, die Frage wird sein, ob er einfach plötzlich auf komische Ideen gekommen ist oder verwirrt war oder   …»
    «Oder ob er sich’s vorher ausgedacht hat. Glaub ich nicht. War kein Typ für so ’ne Vorstellung. Sind Bauern nie. Wenn er sich hätt abschaffen wollen, dann hätt er’s allein für sich in ’ner Scheune gemacht. Aber   … ich weiß auch nich   … Der alte Edgar war nämlich kein bisschen bekloppt, verstehn Sie? – So. Wie wär’s denn mit Mittwoch?»
    «Das wäre wunderbar. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, Gomer.»
    Gomer grinste. «Sie schulden mir nichts, Frau Pfarrer. Kann sein, dass Sie eines Tages auch mal was für mich tun können, is aber hoffentlich noch ’ne Weile hin   … Wie geht’s der Kleinen?»
    «Oh Gott, redet eigentlich das
ganze
Dorf darüber?»
    «Ehrlich, Frau Pfarrer, machen Sie sich mal darüber keine Gedanken. Hier weiß doch jeder, wie dieses Cassidy-Mädchen ist. Promiskuität nennt Minnie das.»
    «Ich hoffe, sie hat Prämaturität gesagt», meinte Merrily.
    «Jo», sagte Gomer. «Kann auch sein.»
     
    Jane stand auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks und sah nach oben.
    «Sag mal, warum ziehen wir nicht gleich ein? Wie wär’s mit heute Abend?»
    Ihre Stimme hallte durch das leere Haus. Sie trug noch ihre Schuluniform mit dem blauen Blazer und dem Faltenrock. Merrily, die am Fuß der Treppe stand, musste schlucken, als ihr plötzlichwieder bewusst wurde, wie sehr sie Jane liebte. Und zugleich überkam sie eine seltsame, unerklärliche Furcht.
    «Wie soll das denn gehen? Sogar mit Gomers Hilfe dauert es bis Ende nächster Woche, bevor alles richtig eingeräumt ist. Außerdem bezahlt die Diözese das Hotel, also können wir uns zum ersten Mal ohne das übliche Chaos in aller Ruhe einrichten.»
    «Wir haben doch Schlafsäcke, Mom. Wir könnten sie im Salon auf den Boden legen. Uns schon mal eingewöhnen. Los, komm schon, das wird lustig.»
    «Auf den Steinfliesen? Jane, das kann nicht dein Ernst sein.»
    Jane sah auf sie herunter. «Du willst eigentlich gar nicht hier einziehen, stimmt’s?»
    «Das ist doch Unsinn», erwiderte Merrily unbehaglich.
    Im Erdgeschoss nichts als Türen. Oben   – Türen. Alle halb geöffnet. Am liebsten hätte sie eine nach der anderen zugeknallt, zuletzt die Haustür, und zwar von außen, und wäre mit Jane wieder in den
Black Swan
geflüchtet.
    «Ich merke es an der Art, wie du darüber sprichst», sagte Jane. «Immer redest du davon, wie groß es ist. Außerdem ist der
Swan
ein Hotel, man fühlt sich, als hätte man Ferien. Wenn wir erst hier drin wohnen, wird es mit deinem Job richtig ernst, dann kannst du nicht mehr so tun, als könnten wir morgen wieder abreisen.»
    Die Intelligenz dieses Kindes war erschütternd.
    «Außerdem ist nichts dabei, es

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