Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Blüten sein», stellte Lucy fest.
    «Ist das ein gutes Zeichen?»
    «Lässt auf eine reiche Ernte hoffen. Das sagt allerdings noch nichts über die Qualität aus. Besonders nicht bei diesem Apfel hier, dem Roten Pharisäer.»
    «Warum heißt er so?»
    Lucy lächelte. «Sie haben mich gefragt, woher ich wusste, dass der Tod in der Luft lag. Es lag daran, dass es im Herbst eine Apfelblüte gab. Außerhalb der normalen Jahreszeit.»
    «Ah», sagte Merrily. «Eine alte Bauernweisheit.»
    «Eine Blüte am Baum, wenn die Äpfel sind reif/​zeigt das sichere Ende von jemandes Zeit
», rezitierte Lucy Devenish.
    «Es hat also im letzten Herbst eine Apfelblüte gegeben», sagte Merrily.
    «Es war November, also fast schon Winter. Und es hat nur ein einziger Baum geblüht.»
    Merrily wandte sich vom Apfelgarten ab.
    «Bevor wir uns verabschieden, meine Liebe   …»
    «Ja?»
    «Was auch immer Sie über mich gehört haben – Sie sollen wissen, dass mir Ihr Wohl am Herzen liegt. Und wenn irgendetwas Sie beunruhigen sollte   … oder ängstigen   …»
    «Was zum Beispiel?» Merrily fiel auf, dass Lucy nicht mehr lächelte.
    «Oh, ich warte lieber, ob Sie überhaupt Fragen an mich haben werden. Ich will mich nicht   …»
    «Streiten?», sagte Merrily.
    «Und unterschätzen Sie den Apfelgarten nicht. Er umschließt immerhin das ganze Dorf.»

Teil zwei
    Als ich im Haus alleine saß,
    Die Verlorenheit kannte kein Maß,
      … den Blick ich hob,
    Hinauf zur stillen Wand,
    Und in dem Raum erkannt
    ich nichts, was mein.
     
    Thomas Traherne,
    Gedichte der Seligkeit

13   Der Feudalist
    Am frühen Montagabend ging Ted mit ihnen zum Pfarrhaus. Abgesehen von einer neuen Spüle und Schränken in der Küche, Steckdosen überall und einem schwarzen Loch, wo vorher der monströse Elektroofen gestanden hatte, war eigentlich alles beim Alten geblieben.
    «Es ist noch genauso riesig wie vorher», jammerte Merrily.
    «Mach dir keine Sorgen!» Ted drückte ihr den Arm. «Du wirst dich im Handumdrehen daran gewöhnen. Ihr werdet euch hier bald wie zu Hause fühlen. Wie ich gehört habe» – er strahlte – «hast du im Dorf schon viel Eindruck gemacht. Das sagen alle.»
    «Das ist sehr nett von dir, aber ich habe noch den Neulingsbonus.»
    «Unsinn.» Ted gluckste in sich hinein. «Dermot ist gestern Abend bei mir vorbeigekommen, um es mit meinen Scotchvorräten aufzunehmen. Er meinte, du hältst dich besser, als er erwartet hatte. Sehr gut.»
    Dieser idiotische Dermot. Sie fragte sich, worüber die beiden wohl sonst noch gesprochen hatten. Über ihre missratene Tochter, das Produkt einer katastrophalen Ehe mit einem Ganoven?
    «Merrily», sagte Ted, «ich habe wirklich schon ein paar schaurige alte Gemäuer gesehen, aber dieses Pfarrhaus hat eine so warme, heimelige Atmosphäre, dass du bestimmt bald vergessen hast, wie groß es ist. Besonders, wenn Jane ihr eigenes Apartment hat.»
    Jane grinste. Merrily sagte: «Wir werden sehen.»
     
    Nachdem Ted gegangen war, tauchte Gomer Parry in der Einfahrt auf.
    «Der Umzug, Frau Pfarrer. Ham Sie schon was geplant?»
    «Also   …» Sie hatte sich mehr Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre wenigen Möbel so verteilen konnten, dass das Pfarrhaus nicht mehr aussah wie ein vor Jahrzehnten aufgegebenes Lagerhaus, als darüber, wie sie die Sachen überhaupt hierherbekommen sollte.
    «Es is nur so. Wenn Sie noch nichts geplant ham, warum solln Sie sich dann mit überteuerten Umzugsfirmen rumschlagen, wenn ich einen schönen, sauberen Lastwagen zur Verfügung hab?»
    Wenn Sie ernsthaft darüber nachdachte, würde es kompliziert werden. «Die Sachen sind überall in Cheltenham verteilt, verstehen Sie? Ein paar in einer Lagerhalle, ein paar bei meiner Mutter, ein paar   …»
    «Kein Problem. Machen wir eben eine Rundfahrt. Is doch kackeinfach, äh, ganz einfach. Außerdem», er nahm die unangezündete Zigarette aus dem Mund und beugte sich vertraulich zu Merrily, «bleibt so der alte Laster in Betrieb. Minnie sagt immer, bei uns sieht’s aus wie auf ’m Schrottplatz, und ich sag immer, man weiß nie, wozu man die Sachen nochmal brauchen kann.»
    «Wie viele Fahrzeuge haben Sie denn, Gomer?»
    «Ach, nur noch vier. Und Gwynneth, meinen Bagger.»
    Soweit Merrily wusste, wohnten sie in einem kleinen Bungalow mit einem nicht gerade weitläufigen Garten.
    «Hat mir drei Monate gegeben, damit ich sie wegschaffe. Aber, sehn Sie, Minnie ist ’n bisschen religiöser als ich. Also hab ich ihr erklärt,

Weitere Kostenlose Bücher