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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wäre», sagte Mira, «ist, wenn sich Liza undein paar andere vor der Vorstellung unters Publikum mischen und sich unterhalten. Sodass es wirkt, als würden die Dorfbewohner mit ihren Ahnen sprechen. Dann wird es viel glaubwürdiger, und wir bekommen einen richtigen Zeitsprung hin.»
    «Unheimlich», sagte Creighton. «Aber das funktioniert nur, wenn wir bei jeder Vorstellung genügend Leute aus dem Dorf im Publikum haben.»
    «Dann vergeben wir eben Freikarten an die Kirchgänger. Darum könnte sich die Pfarrerin kümmern.»
    «Das könnte aber komplizierter werden, als Sie denken», sagte Merrily. Plötzlich herrschte Schweigen.
    Stefan Alder sah sie von der Kanzel aus. «Oh   … hallo!» Er kam herunter, lief durch den Mittelgang zu ihr und nahm ihre Hand.
    «Sie sind Merrily Watkins, oder?»
    «Mr.   Alder.»
    Creighton und Wickham kamen dazu. Sie fühlten sich offenbar leicht unbehaglich.
    «Sehen Sie», sagte Creighton. «Ich hoffe, Sie halten uns nicht für anmaßend. Sie verstehen bestimmt, dass wir es planen müssen, als würde es hier stattfinden, aber wenn Sie nein sagen   …» Er breitete die Hände aus. «Dann war’s das. Kein Problem.»
    «Und wo würden Sie das Stück dann aufführen?»
    «Oh», Stefan Alder warf eine aschblonde Haarsträhne zurück, «dann wird der Bischof Richard bestimmt einen anderen Ort zur Verfügung stellen. Ich persönlich habe aber beschlossen, nicht weiterzumachen, wenn es hier nicht geht. Verstehen Sie   …»
    Creighton warf ihm einen wütenden Blick zu.
    «Nein, wirklich, Martin. Ich will ganz offen sein. Schließlich war es meine Idee   … Hören Sie, Merrily, haben Sie gerade etwas sehr Wichtiges zu tun? Ich meine, könnten wir uns unterhalten? Nur wir beide?»
     
    In seinem sandfarbenen T-Shirt und den ausgewaschenen Jeans wirkte Stefan Alder genauso jung und unschuldig wie Richard Coffey durchtrieben und verdorben. Er sah aus wie der Sänger einer dieser Boygroups, für die Jane nach eigenem Bekunden inzwischen viel zu alt war.
    Hinter der letzten Gräberreihe des Friedhofs, wo auf der einen Seite der Obstgarten und an der anderen der Pfarrhausgarten angrenzte, stand ein Apfelbaum an der Hecke.
    «Es könnte dieser hier gewesen sein», sagte Stefan. «Ich meine natürlich nicht genau diesen Baum, aber einen, der früher an seiner Stelle gestanden hat. Ich habe mit Ihrem Mr.   Parry geredet, und er sagte, diese Stelle hier könnte zu Wils Zeiten zum Obstgarten gehört haben. Man sieht ja, dass die Gräber auf dieser Seite, wo der Friedhof erweitert wurde, relativ modern sind.»
    Das stimmte. Es gab sogar einen Grabstein aus schwarzem Marmor. So etwas hatten die Traditionalisten inzwischen verboten.
    «Es kann aber doch nicht dieser Baum gewesen sein», sagte Merrily, «denn die Legende sagt, dass an der Stelle, an der er beerdigt wurde, nie mehr ein Apfel gewachsen ist.»
    Der Baum an der Hecke stand in voller Blüte.
    «Ist ja klar, dass so etwas erzählt wird, oder? Solche Geschichten werden hinterher doch immer ausgeschmückt.» Stefan brach einen Blütenzweig ab. «Als ich das erste Mal von ihm gelesen habe, hat mich das nicht besonders berührt. Ich habe nur gedacht, was für ein armer Kerl das war. Ich meine, selbst wenn er ein Hexer war   … eine Apfelpflanzung zerstören, also ehrlich!»
    «Der Fall wäre vielleicht sogar niedergeschlagen worden, wenn er vor Gericht gekommen wäre. Das kam zu dieser Zeit öfter vor. Ich habe den Eindruck, dass die Leute in den 1670ern ein bisschen schlauer geworden sind, was diese ganzen Anklagen wegen schwarzer Magie und so weiter angeht. Wer Probleme mit seinemNachbarn hatte, behauptete einfach, dass er seinen Zuchtbullen unfruchtbar gemacht hatte oder so.»
    «Das stimmt. Es muss mehr dahinterstecken. Sie wollten seinen Tod unbedingt, sonst ergibt das alles keinen Sinn.»
    «Weil er schwul war?»
    «Thomas Bull wollte seinen Tod. Und James Bull-Davies weiß das.»
    Seine Augen, die genauso hellblau waren wie seine Jeans, leuchteten vor unschuldiger Leidenschaft. Er schien den Tränen nahe und wirkte viel zu schwach und zu verletzlich, um mit so einem eiskalten Typen wie Richard Coffey zusammenleben zu können. Aber das ging sie nichts an.
    Sie gingen zur Friedhofsmauer und lehnten sich dagegen. Vor ihnen lag die Kirche. Wenn nur die Steine hätten reden können, aus der sie erbaut worden war, dann wären all ihre Fragen beantwortet worden.
    «Wenn ich Sie recht verstehe», sagte Merrily, «dann glauben Sie,

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