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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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engagiert. In den ersten Wochen gibt es dann ein paar kleinere Veranstaltungen, und darauf folgen die großen Konzerte und das Theat   … und noch andere Programmpunkte. Wir wollten aber vor der Eröffnung unseren neuen Cider vorstellen, den wir mit Hilfe der Powells und ihres alten Rezepts hergestellt haben – natürlich hat Barry auch dabei geholfen.»
    «Ich habe nur die Flaschen organisiert», sagte Barry. «Sie mussten zu den Roten Pharisäern noch ein paar andere Äpfel dazukaufen, nachdem der Apfelgarten im letzten Jahr nicht besonders ertragreich war.»
    «Und wir haben ein unheimlich schönes Etikett», sagte Caroline. «Ein junger Mann von Marches Media hat es an seinem Computer entworfen. Den Hintergrund bildet eine Zeichnung der Kirche.»
    «Wie viele Flaschen sind es?», fragte Merrily.
    «Was meinst du, Barry? Dreihundert?»
    «Eher fünfhundert.»
    «Er wird sehr exklusiv und ziemlich teuer. Natürlich haben wir nur Champagnerflaschen verwendet. Es gab mal eine Zeit, in der Cider höher geschätzt wurde als Champagner, und dieser Cider ist wirklich unschlagbar gut, oder, Barry? Nicht wie das Zeug, das sie den Dorfleuten im
Ox
andrehen. Also haben wir uns gefragt, ob Sie anlässlich Ihrer Einberufung   …»
    «Einsetzung.»
    «Klingt ein bisschen nach Kriegseinsatz, nicht?» Caroline drückte Merrilys Arm. «Also, wir haben uns gefragt, ob wir bei dieser Gelegenheit die erste Flasche öffnen können.»
    «Und jeder darf probieren?»
    «Nur einen winzigen Schluck. Der Cider, das war Dermot Childs Idee, wird einen Bezug zur Kirche haben, denn die Kirche stand früher ja im Zentrum des Apfelgartens. Und der Name – ich glaube, dieser Vorschlag stammt von   …»
    «…   Lucy Devenish», sagte Barry.
    «Ganz recht.» Caroline warf ihm einen missbilligenden Blick zu. «
Ich
wollte sagen, der Name ist von einem Gedicht Trahernes abgeleitet.»
    «Via Miss Devenish», beharrte Barry stur. «Nachdem sich keiner so gut mit seinem Werk auskennt wie sie.»
    «Klingt nicht schlecht», sagte Merrily. «Wie Sie vermutlich wissen, möchte ich, dass es in der Kirche weniger förmlich zugeht. Ich halte es zwar für etwas verfrüht, eine Bar mit Zapfhahn und Lichtorgel einzurichten, aber   …»
    Caroline brach in schrilles Lachen aus.
    «…   in ein paar Gläsern Cider sehe ich kein Problem. Soll ich das Zeug segnen oder so etwas?»
    Sie erntete einen begeisterten Blick von Caroline. «Würde das denn gehen?»
    «Ich weiß nicht so genau. Was meinst du, Ted?»
    Sie wusste nicht, warum sie ihn überhaupt fragte.
    «Merrily», sagte Ted, «Alf Hayden hat zu seiner Zeit vom Traktor bis zur Mikrowelle im Gemeindehaus alles gesegnet.»
    «Na gut», sagte Merrily. «Und wie heißt er nun?»
    «Der Cider?», fragte Barry. «Engelswein. Gefällt Ihnen der Name?»
    «Das stammt von Traherne?»
    «Die ursprüngliche Zeile heißt: ‹Tränen sind der Wein der Engel und Gott zum Wohlgefallen, sie   …› – wie geht es weiter, Mrs.   Cassidy? Der Text steht doch auf dem Rückenetikett.»
    «Vorher kommt noch, dass sie süß, kostbar und gesund sind.»
    «Genau. Und am Ende schreibt er noch, dass sie das Beste sind, um das Feuer des Teufels zu löschen, aber das haben wir weggelassen. Süß, kostbar und gesund. Das hätte keine Werbeagentur besser hingekriegt, oder, Frau Pfarrer?»
    «Aber er hat doch nicht über Cider gesprochen, sondern über Tränen.»
    «Tja», Barry breitete die Hände aus, «wenn es am Ende Tränen gibt, können wir uns wenigstens alle betrinken.»
     
    Gerade als sie aus der Kirche gehen wollte, kam James Bull-Davies herein.
    «Ah, Mrs.   Watkins.»
    Als ob das ein Zufall wäre.
    Sie hatten sich seit ihrer Unterhaltung in der Küche des Pfarrhauses nicht gesehen.
    «Was für ein Glück, dass ich Sie treffe.» Bull-Davies sah sie leicht verlegen an. «Also   … ich habe mich kürzlich ein bisschen danebenbenommen. Wollte Sie unter Druck setzen. War falsch. Wollte mich entschuldigen.»
    Merrily sagte nichts. Sie verließ die Kirche, und er folgte ihr auf den Friedhof.
    «Kann einem über den Kopf wachsen, diese Sache mit der Familientradition. Man verliert den Überblick. Tut mir leid.»
    «Also», Merrily blieb am ersten Grab stehen und wandte sich zu ihm um, «dann haben Sie noch einmal darüber nachgedacht?»
    Bull-Davies kniff die Augen zusammen.
    «Und sind vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass Sie ein bisschen überreagiert haben, als Sie andeuteten, Ihre Familienehre würde

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