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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sollte.
    «Ich spürte in diesem Moment einfach, wer Wil war. Warum
ich
hatte hierherkommen müssen. Um ihm nah zu sein. Um die Wahrheit über ihn bekannt zu machen. Ich wusste, dass das vielleichtdas Wichtigste war, was ich je im Leben tun würde. Ich konnte nicht schlafen. Im Morgengrauen lief ich durchs Dorf und suchte nach einem Zu-verkaufen-Schild. Und dann entdeckte ich die Lodge. Sie stand leer und war ziemlich heruntergekommen. Und ich wusste einfach, egal was sie kosten würde   …»
    Er unterbrach sich und wartete auf eine Reaktion.
    Merrily sagte: «Wusste Richard, warum Sie unbedingt hier wohnen wollten?»
    «Oh ja», sagte Stefan. «Wenn Sie ein paar von Richards Stücken gesehen hätten, dann wüssten Sie, dass ihn Besessenheit fasziniert. Ich glaube, dass ich zu dieser Zeit für ihn selbst eine wurde. Eine Besessenheit. Also hat er die Lodge gekauft.»
    Und Bull-Davies hat ihn bluten lassen.
    «Ich muss ihn spielen», sagte Stefan leise. «Ich muss ihn in mir fühlen – im reinsten Sinn. Ich meine, ich muss Wil
sein
. Und zwar
hier
. Das verstehen Sie doch, Merrily, oder?»
     
    Nachdem er sich verabschiedet hatte, ging Merrily noch ein bisschen auf dem Friedhof auf und ab.
    Zeit, eine Entscheidung zu treffen?
    Stefan Alder war ein netter Kerl. Aber er hatte sich in einen Toten verliebt, in einen Geist, und aus seinen tränenglänzenden Augen hatte auch ein bisschen Wahnsinn gesprochen. Und Coffey? Er war in Stefan verliebt. Er hatte für ihn ein Haus gekauft. Doch er hasste den Verkäufer und würde sich Stefans Leidenschaft bedienen, um sich an Bull-Davies zu rächen.
    Coffey und Bull-Davies waren auf unterschiedliche Art mächtige und einflussreiche Männer. Stefan Alder war das nicht, und das machte ihn verletzlich. Doch zugleich spielte er die Rolle des Katalysators.
    Merrily seufzte und erinnerte sich an ihre Wil-Williams-Predigt. Nachdem sie nun so viele Informationen wie möglich gesammelthatte, sollte sie sich an ihre eigenen Worte halten.
Wenden Sie sich an Ihn! Dafür ist Er schließlich da. Gehen Sie an einen ruhigen Ort   … und legen Sie Ihm Ihre Frage vor.
    «Es wäre mir recht, wenn ich jetzt deine Antwort bekommen könnte. Falls es dir passt.»
    Sie sah zu dem vergoldeten Wetterhahn empor, der sich stolz dem Himmel entgegenreckte, als wäre von ihm ein Hinweis zu erwarten.
    Vielleicht war der Wetterhahn seit Wil Williams’ Zeiten die einzige Neuerung an der Kirche. Hier auf dem Land waren die Kirchtürme noch immer die höchsten, mächtigsten Gebäude.
    Merrily biss sich auf die Unterlippe. War das die Antwort? Künstlerische Freiheit war eine Sache, die Vorstellung von nekrophiler Besessenheit eine andere.
    Sollte sie auf eigenes Risiko einer solchen Besessenheit Raum in der Kirche bieten?
     
    Als sie wieder in die Kirche kam, waren die Theaterleute fort, dafür waren nun Onkel Ted, Caroline Cassidy und ihr Geschäftsführer Barry Bloom da. Sie stellten gerade Tische hinter der letzten Bankreihe auf.
    «Ich weiß nicht so recht», sagte Ted. «Das hier ist immerhin eine Kirche.»
    «Oh, aber denken Sie doch nur mal an den Namen des Ciders», zwitscherte Caroline. «Und wenn so viele Leute kommen, wie Sie vermuten, dann bekommt ohnehin jeder nur einen halben Becher. Ah, Merrily! Merrily wird die Entscheidung treffen.»
    «Vielen Dank auch», sagte Merrily, ohne nachzudenken. «Worum geht’s dieses Mal?»
    Ted und Caroline starrten sie an. Oh nein.
    «Tut mir leid. Bin ein bisschen erschöpft. Ich habe schlecht geschlafen.»
    «Einen Kaffee, Frau Pfarrer?», sagte Barry Bloom. Er war untersetzt, hatte breite Schultern und krauses Haar. Angeblich war er früher bei einer Spezialeinheit der Luftwaffe gewesen, genau wie – aus irgendeinem seltsamen Grund – viele andere Beschäftigte von Catering-Unternehmen in der Umgebung von Hereford. Barry hatte schon eine Kaffeemaschine in der Nähe des Taufbeckens angeschlossen.
    «Oh, sehr gern. Koffein. Wunderbar.» Sie hatte nicht gefrühstückt, und das Mittagessen würde vermutlich auch ausfallen. Sie hätte so gern eine geraucht, aber vielleicht tat sie das besser nicht. «Wo liegt denn das Problem?»
    «Sie wissen ja», sagte Caroline Cassidy, «dass das Ledwardine-Festival am Samstag eröffnet wird.»
    «Ach ja. Gut.» Das bedeutete wohl, dass sie jetzt ihre Entscheidung wegen des Stücks verkünden sollte.
    Caroline fuhr fort: «Wir planen nachmittags eine kleine Eröffnung auf dem Marktplatz   – Terrence hat einen Stadtausrufer

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