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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Knaben und zwei Mädchen.«
    Ihr liebenswürdiges Lachen erstarb in einem abermaligen Stillschweigen, durch welches wieder der leichte Hauch der im Entschlummern begriffenen weiten kahlen Fläche fuhr.
    »Wie aber,« fagte Marianne, »wenn Sie zu lange gewartet hätten, wenn es zu spät wäre?«
    Madame Angelin sah sie einen Augenblick verblüfft an. Dann brach sie in lautes, übermütiges Lachen aus.
    »Was sagen Sie da? Wir keine Kinder haben? Nein, wenn Sie wüßten, wie komisch die Idee ist!«
    Sie hielt verlegen inne, in Verwirrung gebracht durch das, was man sich dabei denken konnte; dann erging sie sich in abgebrochenen, girrenden Koseworten, wie die verliebte Turteltaube, die sie war.
    »Du, Schatz, hör einmal, verteidige du dich doch! Keine Kinder, nein, so was!«
    »Das ist, als ob Sie sagen würden, Madame,« scherzte. Angelin mit verstärkten galanten Anspielungen, daß auf diesem Felde, das Ihr Mann besät, kein Halm wachsen wird!«
    Die beiden Frauen lachten, ein wenig rot und verlegen, Mathieu kam nunmehr zurück, gefolgt von seinen beiden Arbeitern, noch immer den Samen ausstreuend, ihn der Erde anvertrauend, mit der weitausholenden Gebärde, die den ganzen Horizont zu umfassen schien. Durch Wochen würde das Saatkorn nun schlafen, der geheimnisvollen Arbeit des Keimens hingegeben, der unterirdischen Wirksamkeit des Lebens, das sich sodann im Lichte der Sommersonne entfalten würde. Es war nun der notwendigen Ruhe überlassen und sog indessen an der großen Urquelle, an dem < a name=“page285” title=“Wang/bzeyen” id=“page285”>unermeßlichen Kräftesee, der den Boden mit der ewigen Flut durchtränkt, aus welcher alle Wesen ihre Lebensnahrung schöpfen. Und an der Brust Mariannens war nun auch Gervais trinkend halb eingeschlafen, und sog so schwach, daß das Rieseln der Milch nur mehr ein unhörbares Murmeln war, dem leichten Vibrieren der Wintersaat vergleichbar, welche von dem ewigen Lebensstrom genährt wird, der durch die Adern der Welt fließt.
    Zwei Monate vergingen, und es war Januar, als eines scharfkalten Tages die Froment von dem Befuche Beauchênes und Séguins überrascht wurden, die in den noch nicht ausgetrockneten Sümpfen des Plateaus auf Wildenten gejagt hatten. Es war an einem Sonntag, und die ganze Familie war in der großen Küche vereinigt, die von einem mächtigen Feuer fröhlich erhellt wurde. Durch die blanken Fenster sah man auf die weite schneebedeckte Landschaft, die erstarrt in diesem krystallenen Schreine schlief, einer heiligen Toten vergleichbar, die die Auferstehung des April erwartet. Und als die Besucher eintraten, schlief auch Gervais in seiner schneeweißen Wiege, von der Jahreszeit eingelullt, aber wohlgenährt wie die Lerchen im Winter, der auch seinerseits nur das Wiedererwachen erwartete, um in seiner aufgesammelten, siegreichen, triumphierenden Kraft zum Vorschein zu kommen.
    Die Familie hatte frühlich zu Mittag gegessen, und jetzt, solange das Tageslicht dauerte, hatten sich die vier Kinder um einen Tisch am Fenster vereinigt und waren in ein Spiel vertieft, das sie leidenschaftlich interessierte. Die Zwillinge Blaise und Denis bauten unter Beihilfe des dritten Knaben, Ambroise, ein ganzes Dorf aus Pappestückchen, die sie mit Gummi zusammenklebten. Es gab da Häuser, eine Kirche, eine Schule, ein Gemeindehaus. Rose, der es verboten war, eine Schere in die Hand zu nehmen, durfte nur den Gummi handhaben, und sie beschmierte sich damit bis über die Haare. Inmitten des behaglichen Friedens, durch den von Zeit zu Zeit Kindergelächter erscholl, saßen Vater und Mutter nebeneinander vor dem großen Feuer und genossen die köstliche Ruhe des Sonntags nach der harten Arbeit der Woche. Sie fühlten hier ein sehr einfaches Leben, das Leben wirklicher Bauern, ohne jeden Luxus, ohne jede Zerstreuung als die Freude des Beisammenseins. Die ganze fröhliche, vom Feuerschein erleuchtete Küche atmete dieses < a name=“page286” title=“Wang/bzeyen” id=“page286”>gesunde, primitive Leben, wie man es in Gemeinschaft mit der Erde lebt, befreit von allen erkünstelten Bedürfnissen, Begierden und Vergnügungen. Und kein Reichtum, keine Macht hätte sie für das Glück eines solchen friedlichen Nachmittags inniger Gemeinschaft entschädigen können, da ihre Kinder um sie spielten und ihr jüngstgeborener in sanftem Schlafe lag, ohne daß man das leichte Atmen seiner Lippen hörte.
    Beauchêne und Séguin kamen als erfolglose Jäger zu ihnen, mit müden Beinen,

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