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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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reichen Erbin für dich bestehen will. Unser armer Blaise hat ein Mädchen ohne Vermögen geheiratet. Ebenso Denis, gar nicht zu reden von deiner Schwester Claire, die ich Frédéric, einem einfachen Bediensteten unsers Hauses, gegeben habe. Ich denke also keineswegs geringschätzig von Thérèse. Ich finde sie im Gegenteil allerliebst, sie ist eines der hübschesten Mädchen der Gegend, nicht groß, aber lebhaft und energisch, mit einem rosigen Mäulchen unter ihrem wirren, blonden Haar, das wie vom Mehl der Mühle bestäubt aussieht.«
    »Nicht wahr, Vater?« fiel Grégoire begeistert ein. »Und wenn du sie kennen würdest, so gut und so mutig wie sie ist! Sie nimmt es mit einem Manne auf, sie würde selbst dem lieben Gott standhalten… Sie tun unrecht, sie zu schlagen, denn sie wird sich das nicht gefallen lassen. Wenn sie etwas will, so führt sie es durch, und auch ich könnte sie nicht hindern.«
    Seine Gedanken verfolgend, hörte Mathieu kaum auf ihn.
    »Nein, nein,« fuhr er fort, »ich sehe gar nicht geringschätzig auf ihre Mühle. Es bedarf der ganzen beschränkten Verbohrtheit dieses Lepailleur, um unter den heutigen Verhältnissen nicht ein Vermögen aus ihr zu ziehen. Seitdem der Getreideanbau, dank unserm Erfolge, in der Gegend wieder zu Ehren gekommen ist, hätte er schon eine hübsche Zahl klingender Taler zusammenlegen können, wenn er einfach nur das alte Werk erneuert hätte, anstatt das Rad im Moose faulen zu lassen. Und noch besser wäre es, dort eine Dampfmühle zu bauen und sie mittels einer Flügelbahn mit dem Bahnhof Janville zu verbinden.«
    Er fuhr fort, seine Gedanken zu erläutern, und Grégoire hörte, wieder heiter geworden, zu und erwiderte schließlich mit einem Scherze.
    »Also, Vater,« sagte er, »da du durchaus willst, daß ich einen Beruf ergreife, so ist die Sache ganz einfach. Ich heirate Thérèse und werde Müller.«
    Mathieu protestierte lebhaft.
    »Nein, nein, ich spreche nur so theoretisch von der Sache… Du hast mir versprochen, vernünftig zu sein, Grégoire. Noch einmal, um unser aller Frieden willen, laß Thérèse in Ruhe, denn wir haben von den Lepailleur nichts andres als Feindseligkeiten zu erwarten.«
    Sie waren zu Hause angelangt, das Gespräch war zu Ende. Am Abend erzählte Mathieu seiner Frau das Geständnis Grégoires, wodurch sie noch mehr beunruhigt wurde, denn auch ihr bereitete die Sache viel Sorgen. Es verging jedoch ein Monat ohne ernste Ereignisse.
    Dann fand Marianne eines Morgens das Zimmer Grégoires leer. Gewöhnlich kam er zu ihr herein, um ihr guten Morgen zu wünschen. Vielleicht war er sehr zeitig aufgestanden, um einen Spaziergang zu machen. Ein leichter Schauer überlief sie, als sie sich daran erinnerte, daß er sie gestern bewegt, scheinbar scherzend, zweimal in die Arme geschlossen hatte, ehe er zu Bette ging. Und als sie suchend umherblickte, sah sie auf dem Kaminsims einen an sie gerichteten Brief, einen zärtlichen Brief, worin der junge Mann sie um Verzeihung bat, daß er ihr Kummer verursache, und sie bat, auch dem Vater seine Bitte um Verzeihung zu überbringen, ohne aber andres hinzuzufügen, als daß er sich in die Notwendigkeit versetzt sehe, sie auf einige Zeit zu verlassen. Das war ein sehr schmerzlicher Schlag für die Eltern, dieses Spalten der bisher so geeinigten Familie, diese unschöne Handlung des verzogensten ihrer Kinder, des ersten, der, in einem Anfall besinnungsloser Torheit, das gemeinsame Band zerriß. Ihr Schrecken war um so größer, als sie vermuten mußten, daß er nicht allein davongegangen sei. Sie fanden bald heraus, wie ungefähr das Beklagenswerte sich zugetragen hatte, denn Charlotte erinnerte sich, daß sie Grégoire fast sogleich wieder hinabgehen gehört hatte, noch ehe die Mägde die Tore geschlossen hatten. Wahrscheinlich war er davongeeilt, war mit Thérèse irgendwo im Gehölz zusammengetroffen, worauf sie zusammen nach VieuxBourg gerannt sein mochten, von wo der letzte Zug nach Paris fünfundzwanzig Minuten nach Mitternacht abging. Und so war es auch; sie erfuhren gegen Mittag, daß Lepailleur über die Flucht Thérèsens einen furchtbaren Lärm schlage, die Sache sofort der Gendarmerie angezeigt habe und verlange, daß man die Schuldige samt ihrem Verführer gefesselt zurückbringe. Auch er hatte einen Brief im Zimmer seiner Tochter gefunden, einen tapferen Brief, worin sie klar und bündig erklärte, daß sie, da sie gestern wieder geschlagen worden sei, nun genug davon habe, daß sie aus

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