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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Brausekopf, der von seiner tollen Jugend nur die Waghalsigkeit in seinen glücklichen Unternehmungen behielt, worin ihm übrigens die entschlossene blonde Thérèse kräftig zur Seite stand. Sie wären beide überglücklich, sich in dieser von Efeu überrankten, romantischen alten Mühle lieben zu können, bis die Zeit gekommen sein würde, sie unbedenklich niederzureißen und die große weiße Dampfmühle mit dem mächtigen neuen Werk an ihre Stelle zu setzen, von der ihr erobernder Ehrgeiz träumte.
    Während der Jahre, die folgten, erlebten Mathieu und Marianne noch weitere Trennungen. Es kam nun an die drei Mädchen, Louise, Marguerite und Madeleine, die Reihe, eine nach der andern aus dem elterlichen Neste auszufliegen. Alle drei verheirateten sich in der Gegend. Louise, ein Mädchen voll Gesundheit und Fröhlichkeit, eine rundliche Brünette mit schwerem Haar und großen, lachenden Augen, heiratete den Notar Mazaud aus Janville, einen kleinen, gelassenen, überlegten Mann, der nur mit seinem sparsamen, stillen Lächeln die vollkommene Befriedigung verriet, ein so heiteres Geschöpf zur Frau zu bekommen. Die zartere Madeleine, eine träumerische Schönheit mit goldbraunem Haar, mit dem verfeinerten Geschmack der Musikerin, hatte sodann eine Liebesheirat gemacht, sich nach einem förmlichen Roman mit dem Architekten Herbette vermählt, einem schon berühmten, eleganten, schönen Manne, der bei Monval ein Stückchen Park besaß, wohin er kam, um sich von seinen großen Pariser Arbeiten zu erholen. Und Marguerite, die wenigst Hübsche der drei, die selbst häßlich genannt werden konnte, aber den Reiz unendlicher Herzensgüte besaß, wurde von dem Doktor Chambouvet in VieuxBourg gewählt, einem kräftigen, gemüts und liebevollen Manne, der von seinem Vater die Praxis und ein schönes, großes weißes Haus geerbt hatte, das zu einem Hause der Armen geworden war. Nach der Verheiratung der drei Mädchen blieben nunmehr neben Mathieu und Marianne in dem allmählich leer werdenden Neste nur die zwei Jüngsten, Nicolas und Benjamin.
    In dem Maße jedoch, als die lieben Kleinen ausgeflogen waren, wuchsen andre Kleine aus ihnen hervor, die zahlreichen Heiraten vermehrten ihre Nachkommenschaft in immer reicherem Maße. In der Fabrik, wo er herrschte, hatte Denis, in nahezu acht Jahren, drei Kinder bekommen, zwei Knaben, Lucien und Paul, und ein Mädchen, Hortense. Während er siegreich seinen Platz in der großen Handelswelt eroberte, hatte Ambroise Zeit gefunden, seinem Léonce einen kleinen Bruder zu geben, Charles, und zwei kleine Schwestern, Pauline und Sophie. Auf dem Hofe hatte Gervais bereits zwei Knaben, Léon und Henri, während Claire, eifriger am Werke, obgleich die Jüngere, drei Kinder zählte, einen Knaben, Joseph, und zwei Mädchen, Lucie und Angèle. Dann war Grégoire, in der Mühle, der einen kräftigen Jungen hatte, Robert. Dann die Jüngstverheirateten, Louise, mit einem Mädchen von zwei Jahren, Colette, Madeleine mit einem Sohne von sechs Monaten, Hilaire, endlich Marguerite, die nahe vor der Entbindung stand, und deren Kind Sebastien heißen sollte, wenn es ein Knabe, Christine, wenn es ein Mädchen war. Nach allen Seiten sandte die Familieneiche ihre Aeste aus, der Baum verzweigte sich, verdichtete sich, Sprossen folgten auf Sprossen, und noch war Mathieu nicht sechzig Jahre alt und Marianne nicht siebenundfünfzig, beide noch blühend in Gesundheit, Kraft und Fröhlichkeit, frisch erhalten durch die Freude, dieses Stück Menschheit, das aus ihnen entsprossen war, immerfort wachsen, den ganzen Boden rings um sie bedecken zu sehen, wie ein Wald, der aus einem einzigen Baume entstanden ist.
    Aber das große Fest, das in diesem Zeitabschnitte die Glorie Chantebleds bildete, war, neun Monate nach der Heirat ihrer Enkelin Berthe, die Geburt eines Kindes dieser letzteren, eines Töchterchens, Angeline, der ersten Urenkelin Mathieus und Mariannes. In diesem rosigen Kindchen lebte Blaise, der noch immer Betrauerte, wieder auf, sie ähnelte ihm von ihrer Geburt ab so sehr, daß Charlotte, schon Großmutter mit zweiundvierzig Jahren, darüber weinte. Madame Desvignes war sechs Monate vorher gestorben, war sanft und still dahingegangen, so wie sie gelebt, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, die nur darin bestanden zu haben schien, nach dem Zusammenbruch ihres Vermögens ihre Töchter zu verheiraten. Gleichwohl war sie es gewesen, die, ehe sie aus der Welt ging, für ihre Enkelin Berthe den Mann gewählt

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