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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Frau keines mehr haben will.«
    Diese letzte Bemerkung, die ihm sehr geistreich schien, machte ihn bis zu Tränen lachen, in der behaglichen Zufriedenheit, die er mit sich und seinen Grundsätzen empfand.
    »Aber,« sagte Mathieu, »dieses Kind, laufen Sie nicht Gefahr, daß jene hübschen Mädchen es bekommen, welche Sie sich auswärts verschaffen? Es ist ja dann nicht lustiger als zu Hause, wenn Sie auch bei ihnen unterschlagen müssen.«
    Beauchêne wurde plötzlich ruhig, nahm mit verdutzter Miene diesen Einwurf auf, den er nicht erwartet hatte.
    »Unterschlagen, unterschlagen! Ein anständiger Mann gebraucht eben eine gewisse Vorsicht, das ist alles. Und dann, diese Mädchen, die sich amüsieren, bekommen keine Kinder, das ist eine bekannte Sache. Im übrigen bezahlt man sie, und es ist ihre Sache, den Gefahren ihres Geschäftes vorzubeugen… . Schließlich, mein lieber Freund, wieso wollen Sie, daß man wisse, ob sie ein Kind bekommen, da man sie doch nicht wiedersieht? Und gesetzt selbst, man fände sie eines Tages schwanger, so wüßten sie selbst nicht zu sagen, von welchem Herrn sie es sind. Das Kind ist eben von niemand, das gibt es einfach bei diesen Mädchen nicht!«
    Wieder heiter geworden, in voller Selbstsicherheit, ohne Gewissensbisse und ohne jeden Skrupel in bezug auf das Vergnügen, dem er entgegenging, blieb er an der Ecke der Rue Caumartin stehen. In einem Hause dieser Straße, im Hofe, hatte er für diese Gattung von Abenteuern ein Zimmer gemietet, welches die Frau des Portiers aufräumte. Und da er mit seiner Arbeiterin nicht viel Umstände machte, hatte er der hübschen Blondine einfach auf der Straße vor dem Haustore Rendezvous gegeben.
    Mathieu sah aus der Entfernung Norine neben einer Gaslaterne stehen. Sie war im einfachen hellen Kleide, und ihr schönes Haar, welches unter ihrem runden Hute hervorquoll, hatte einen rötlichgelben Schein unter dem flackernden Licht.
    Beauchêne strahlte in freudiger Erregung und verabschiedete sich von dem jungen Manne mit einem kräftigen, beziehungsreichen Händedrucke.
    »Also, auf morgen, mein Lieber. Gute Nacht!«
    Und sich noch einmal zu seinem Ohr neigend:
    »Sie ist durchtrieben, die Kleine. Sie hat ihrem Vater gesagt, daß sie mit einer Freundin ins Theater geht. So ist sie bis ein Uhr nach Mitternacht frei.«
    Mathieu blieb allein auf dem Trottoir. Die letzten Worte seines Chefs, den er mit Norine in einem Haustor verschwinden sah, hatten ihm das Bild Moineauds, des Arbeiters, vor die Seele gerufen; und er sah ihn wieder, Hände und Gesicht von der Arbeit gegerbt und gerunzelt, stumm und unbewegt in der Frauenwerkstätte die Strafpredigt mitanhörend, die seiner Tochter Euphrasie zuteil wurde, während die andre, das große blonde Mädchen, verstohlen lächelte. Wenn die Kinder der Armut erwachsen sind, Fleisch für Kanonen oder für die Prostitution geworden, so kümmert sich der Vater, von der schweren Last seines Lebens stumpf gemacht, nicht sehr viel darum, welchem Unheil der Wind die aus dem Nest gefallenen Jungen zuträgt.
    Es hatte eben halb zehn Uhr geschlagen, Mathieu hatte also noch mehr als eine Stunde bis zum Abgang seines Zuges vom Nordbahnhofe. Er beeilte sich daher auch nicht und schlenderte als Spaziergänger die Flucht der Boulevards entlang. Er selbst hatte ebenfalls viel zu viel gegessen und getrunken, die vertraulichen Mitteilungen, die er eben empfangen, summten noch in seinen Ohren und versenkten ihn vollends in eine Art trunkene Betäubung. Seine Hände brannten. Flammen schlugen über sein Gesicht. Und dieser lauwarme Abend, auf diesen von den elektrischen Flammen bestrahlten Boulevards, erfüllt von dem fiebernden Leben einer dichten, flutenden Menschenmenge, inmitten des unaufhörlichen Rasselns der Fiaker und Omnibusse! Es war wie ein Strom heißen Lebens, der sich durch die Nacht ergoß, und er ließ sich mitführen, mittragen, fühlte die glühende Begierde, die aus dem vereinigten Atem aller dieser Menschen wehte.
    Dann lebte er, in seiner unklaren Träumerei, diesen Tag noch einmal durch. Er sah sich vorerst des Morgens bei den Beauchêne; Vater und Mutter waren als ehrbare Komplizen darüber einig, nur ein Kind haben zu wollen, während ihr kleiner Maurice bleich auf dem Sofa schlummerte, einem wächsernen Jesukindlein vergleichbar. Und jetzt sah er Constance ehrsam zu Bette gehen, nachdem sie noch vorher nach dem schlafenden Kinde gesehen hatte, um dann allein in dem kalten Ehebette zu wachen, bis zu der

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