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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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hätten.
    »Vortrefflich, Ihre Frau soll sich nur ausruhen, sie soll sich aber auch so viel Bewegung wie möglich machen. Ich bemerke übrigens, daß es ihr nicht an Appetit fehlt. Wenn ich meine Patienten bei Tische finde, bin ich nicht mehr Arzt, sondern ein zu Besuch gekommener Freund.«
    Marianne drohte ihm scherzhaft Mit dem Finger.
    »Doktor, Sie machen mich gar zu stark, schreiben mir eine Gesundheit zu, die mich demütigt. Sie werden mich zwingen, Ihnen Leiden zu gestehen, von denen ich nichts sage, um niemand zu beunruhigen. So habe ich zum Beispiel diese Nacht einige schreckliche Stunden gehabt, reißende Schmerzen, als ob ich zerstückelt würde.«
    »Ist das wahr?« fragte Mathieu, ganz bleich. »Du hast Schmerzen gehabt, während ich schlief?«
    Der Doktor, ernst geworden, nickte mit dem Kopfe.
    »Beklagen Sie sich nicht, Madame, Sie haben nur Ihren, ich will nicht sagen notwendigen, aber unvermeidlichen Teil von Leiden. Sie gehören zu meinen glücklichen, meinen starken, meinen tapferen Patientinnen, und ich habe wenig so schöne Schwangerschaften wie die Ihrigen. Nun, was wollen Sie? Ohne Leiden geht es nun einmal nicht ab.«
    »Oh,« rief sie, »ich will gern leiden, ich necke Sie nur, das ist alles!«
    Und leiser, wie zu sich selbst: »Leiden, das ist sogar gut. Würde ich so lieben, wenn ich nicht litte?«
    Der Lärm, den die Kinder mit ihren Löffeln machten, übertönte diese Worte. Es trat eine Pause im Gespräch ein, und es war der Doktor, der infolge einer Ideenverbindung, die er nicht aussprach, wieder das Wort ergriff:
    »Ich höre, daß Sie Donnerstag bei den Séguin zu Mittag essen. Ach, die arme kleine Frau! Sehen Sie, das ist eine, deren Schwangerschaft schrecklich ist!«
    Mit einer Geste gab er das ganze Drama zu verstehen, die Verblüffung und Bestürzung, in welche diese unerwartete Schwangerschaft das Ehepaar versetzt hatte, die Verzweiflung der Frau, die eifersüchtigen Wutausbrüche des Mannes, ihr trotz alledem fortgesetztes Leben der eleganten Vergnügungen inmitten ihrer Zwistigkeiten, und der beklagenswerte Zustand, in dem die Frau nun auf einer Chaiselongue lag, während er, ohne sich um sie zu kümmern, sein Junggesellenleben wieder aufnahm.
    »Ja,« erwiderte Marianne, »sie hat uns so dringend eingeladen, daß wir nicht haben abschlagen können. Ich glaube allerdings, es ist nur eine Einbildung, ein Verlangen, mit mir zu sprechen, um zu hören, wie ich es mache, um stark und beweglich zu sein.«
    Ein plötzlicher Gedanke gab Boutan seine Heiterkeit wieder.
    »Wissen Sie, daß Sie sich beide auf demselben Punkte befinden, sie erwartet das Ereignis wie Sie gegen den ersten März. Trachten Sie also, am Donnerstag sich zu verständigen; wählen Sie mir nicht etwa denselben Tag, denn ich kann nicht bei beiden zu gleicher Zeit sein.«
    »Und unsre Cousine Constance?« fragte scherzend Mathieu, »ist sie nicht auch mit dabei, damit die Garnitur vollständig ist?«
    »O nein, nein, die ist nicht dabei. Sie wissen, daß sie sich zugeschworen hat, nie mehr dabei zu sein, und die weiß sich so einzurichten, daß sie ihr Wort hält. Ich wünsche, daß es ihr wohlbekommt.«
    Er hatte sich erhoben und wollte sich verabschieden, als der Ueberfall, der ihm gedroht hatte, ausgeführt wurde. Ohne daß jemand es merkte, hatten die Kinder ihre Plätze verlassen und sich zum Angriff bereitet, nachdem sie sich mit den Augen verständigt hatten. In einem Nu hatte der gute Doktor die beiden Aeltesten auf den Schultern, der Jüngere umklammerte seine Taille, während die Kleine an seinen Beinen hinaufzuklettern versuchte.
    »Hopp, hopp, hü! Mach die Eisenbahn! Hü, hü!«
    Sie zerrten ihn, sie stießen ihn unter unaufhörlichem Lachen, Zwitschern und Schreien. Die Eltern eilten ihm entrüstet und scheltend zu Hilfe. Aber er beruhigte sie.
    »Lassen Sie sie, lassen Sie sie nur, sie sagen mir adieu, die lieben Kleinen. Da es nun einmal, wie unser Freund Beauchêne mir vorwirft, ein wenig auch meine Schuld ist, daß sie zur Welt gekommen sind, so muß ich sie auch wohl ein wenig aushalten. – Sehen Sie, was mir besonders an Ihren Kindern gefällt, das ist, daß sie gesund sind, wie die Mama, die sie geboren hat. Für jetzt verlangen Sie nicht mehr von ihnen.«
    Nachdem er sie unter vielen Küssen wieder auf den Boden gesetzt hatte, nahm er beide Hände der Mutter und sagte ihr, daß alles vortrefflich gehe, daß er ruhig Abschied nehme, daß sie nur wie bisher fortfahren solle. Und als der Vater ihn

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