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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Gesicht, ein totenbleiches, von fürchterlichster Angst verzerrtes Gesicht.
    »Du lieber Gott, was haben Sie, mein armer Freund?«
    Er stammelte, erstickte ein Schluchzen und zitterte so heftig, daß er kaum sprechen konnte.
    »Ich habe … daß meine Frau stirbt. Nicht bei uns, anderswo. Ich werde Ihnen alles erzählen. Reine glaubt, daß sie verreist ist, und ich habe ihr gesagt, daß ich ebenfalls dahin fahren muß. Ich bitte Sie inständig, Reine so lange unter Ihre Obhut zu nehmen. Aber das ist noch nicht alles, ich habe einen Wagen unten. Sie müssen unbedingt sogleich mit mir kommen.«
    Trotz seines Mitleides mit dem Unglücklichen schüttelte Mathieu den Kopf.
    »Unmöglich, mein Freund, ganz unmöglich! Meine Frau ist am Entbinden.«
    Fassungslos starrte Morange ihn einen Augenblick an, als ob ein neues Unheil auf ihn herabgestürzt wäre. Dann wurde er von heftigem Zittern befallen, eine Flut von Bitterkeit stieg ihn ihm auf und verzog seinen Mund.
    »Jawohl, freilich, Ihre Frau ist ja guter Hoffnung, und sie soll nun entbunden werden, das ist der natürliche Lauf der Dinge. Ich begreife, daß Sie bei dem frohen Ereignis zugegen sein wollen. Aber das tut nichts, mein Freund, Sie werden mit mir kommen, ich weiß gewiß, Sie werden mit mir kommen, denn ich bin zu unglücklich, zu unglücklich. Ich versichere Ihnen, daß ich nicht allein dahin zurückkehren werde, wohin ich Sie führen will; ich kann nicht mehr, meine Kraft ist zu Ende, ich brauche jemand, jemand, der mit mir geht, oh, ich bitte Sie, ich beschwöre Sie!«
    Es lag eine solche Seelenangst, eine solche Verzweiflung in diesen gestammelten, hervorgestoßenen Worten, daß Mathieu davon tief erschüttert wurde. Er sah diesen armen schwachen, gefühlvollen Menschen, der fortan allein sein sollte, aller Kraft und alles Willens beraubt, wie ein ins Wasser gefallenes, ertrinkendes Kind.
    »Warten Sie,« sagte er, »ich werde sehen, ob ich mitgehen kann.«
    Er eilte hinauf zu Marianne, um ihr zu sagen, daß es ein schreckliches Unglück bei den Morange gegeben haben müsse, und daß der Buchhalter unten sei und ihn anflehe, ihm Hilfe und Beistand zu leisten. Sie entschied sofort, daß er ihm dies nicht verweigern könne, um so mehr, als sie gegenwärtig keine Schmerzen fühle. Sie hatte sich vielleicht geirrt. Dann fiel ihr etwas ein: da Morange einen Wagen hatte, konnte Mathieu vorerst bei den Séguin vorbeifahren, den Doktor benachrichtigen und ihn hersenden, wenn er frei war. Dann werde er beruhigter seinem Freunde den Dienst erweisen können, um den er ihn bat.
    »Du hast recht, du bist eine tapfere Frau,« sagte Mathieu, sie auf den Mund küssend. »Ich sende dir Boutan und kehre sobald als möglich zurück.«
    Er ging hinunter in den Salon, küßte die Kinder und auch Reine, die ganz ahnungslos war und sich auf das Mittagessen bei den Beauchêne freute, an dem nun auch sie teilnehmen sollte. Er rief das Stubenmädchen und trug ihr auf, die Kinder sogleich, unter seinen Augen, hinüberzuführen. Er begleitete sie selbst durch den Garten und folgte ihnen mit den Blicken, bis sie die Schwelle des Beauchêneschen Wohnhauses überschritten hatten.
    Im Vorhaus lief unterdessen Morange, ohne weiter an seine Tochter zu denken, rastlos auf und ab und verzehrte sich vor Angst und Ungeduld.
    »Sind Sie bereit? Sind Sie bereit?« fragte er verstört. »Beeilen wir uns, um Gottes willen!«
    Im Wagen fiel er gebrochen, vernichtet in den Sitz zurück, schloß die Augen und bedeckte sein Gesicht mit der Hand. Mathieu hatte ihn vor dem Einsteigen gefragt, ob sie über die Avenue d’Antin fahren könnten; und da Morange ihm geantwortet hatte, daß diese auf dem Wege läge, hatte er dem Kutscher die Adresse Séguins gegeben. Dort angelangt, stieg er aus, indem er sich entschuldigte. Er erfuhr von einem Stubenmädchen, daß Madame Séguin endlich entbunden worden sei, aber daß es scheine, als ob nicht alles vorüber sei; er beruhigte sich aber, als Boutan ihm sagen ließ, daß er vor Ablauf einer Stunde bei Madame Froment sein werde.
    Als er wieder im Wagen saß, beugte sich der Kutscher herab, um nach der Adresse zu fragen.
    »Der Mann fragt nach der Adresse.«
    »Die Adresse, die Adresse – ja richtig! Rue de Rocher, unten, da wo die Straße steigt. Ich weiß die Nummer nicht. Es ist ein Kohlenhändler im Hause.«
    Mathieu begriff. Er hatte gesehen, er wußte alles. Schon als Morange halb wahnsinnig hereingekommen war und ihm gesagt hatte, daß seine Frau sterbe,

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