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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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widerfahren wird wie uns!“, schimpfte Arrow verärgert. „Du gehörst an ihre Seite und dabei bleibt es!“
    „Ich denke nicht, dass es in deiner Macht liegt, mich davon abzuhalten“, antwortete Dewayne mit einer derart herablassenden Arroganz, dass ihm seine elfischen Wurzeln in diesem Moment mehr denn je anzumerken waren. „Außerdem scheinst du zeitweilig gerne zu vergessen, dass auch ich unter seinem Verlust gelitten habe und darauf verzichten kann, auch noch meine einzige Schwester zu verlieren.“
    „Und wenn wir nie zurückkehren?“, fuhr Arrow aus der Haut. „Dann werden du und ich die Ewigkeit zusammen verbringen, während deine Frau eure Tochter allein großzieht – ein Kind, das dich niemals kennen lernen wird!“
    „Hör auf damit!“, herrschte er sie an. „Ich habe mich entschieden und dulde keine Widerrede!“
    Während Arrow ihren Bruder noch einige Sekunden lang zornig anfunkelte, war ihr längst klar, dass sie diesen Kampf verloren hatte. Mit einem wütenden Schnauben machte sie auf dem Absatz Kehrt und verließ das Zimmer.
    „Ich sage es ja immer“, murmelte Anne kopfschüttelnd, „gleicher Vater – gleicher Dickkopf.“ Und während sie diese Worte sprach, machte sie sich darüber Gedanken, ob dies wohl der letzte Streit ihrer beiden Schützlinge sein würde, den sie miterleben durfte. Obwohl vielen die Auseinandersetzungen der beiden Geschwister oft ungemein auf die Nerven gingen, vermisste Anne diese bereits jetzt, und das machte sie traurig.

    Als wäre es nicht schon anstrengend genug, sich mit ihrem Bruder herumschlagen zu müssen, wollten jetzt auch noch die Zwerge mitkommen. Eigentlich war Arrow davon ausgegangen, dass gerade Bon einen kühlen Kopf bewahren und seine Männer zur Vernunft bringen würde, doch irrwitzigerweise stammte die Idee sogar von ihm. Und weil sie sich nicht darüber einigen konnten, wer zu Hause bleiben sollte, mussten alle mitkommen.
    Arrow liebte die Zwerge nach wie vor, doch irgendetwas sagte ihr, dass es so nicht funktionieren würde. Im Traum war sie allein gewesen und die Stimme in ihrem Kopf hatte ihr immer wieder gesagt, dass sie sich an das Geträumte halten sollte. Was die Stimme nicht sagte, war, wie sie das anstellen sollte, und langsam aber sicher fing das Gerede an, ihr auf die Nerven zu gehen.
    Vielleicht hätte sie gar nicht nach Hause zurückkehren sollen, um die Reise anzutreten. So viel Ärger wäre ihr erspart geblieben, wenn sie ihren Dickschädel durchgesetzt und es woanders versucht hätte. Doch wie so oft seit ihrem Aufenthalt in der Weltenbibliothek hatte ihr diese seltsame Stimme ständig dazwischen geredet und sie beschworen, es unter gar keinen Umständen von einem anderen Ort aus zu versuchen. Mittlerweile wurde Arrows Sorge, dass sie unter Wahnvorstellungen leiden könnte, immer größer. Doch es half alles nichts. Sie konnte niemandem davon erzählen. Vermutlich würden sie sie alle für verrückt erklären, und das trüge nur dazu bei, die Reise weiter hinauszuzögern. Im schlimmsten Fall würde jemand anders auf die Idee kommen, an ihrer Stelle reisen zu wollen, und das konnte sie unter keinen Umständen zulassen. Vor allem aber sagte ihr die Stimme, dass es nicht möglich war, diese Aufgabe an jemand anderen abzutreten.
    Alle warteten darauf, dass es Mitternacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren die Grenzen zwischen den Welten dünner als zu jeder anderen Zeit des Tages – das wusste seit jeher jedes Kind. Wie eine Selbstverständlichkeit hatten sie sich auf die Geisterstunde zur Öffnung des Tores geeinigt. Und als es endlich so weit war, schlug Arrows Herz, als würde es um ihr Leben gehen.
    Mit zitternden Händen warf sie die Karte in das Feuer. Obwohl die Bibliothek vor lauter Zwergen beinahe überquoll, gab niemand einen Ton von sich. Die Anspannung war unerträglich. Alle warteten gebannt auf das, was gleich geschehen würde. Nur Harold saß still in einer dunklen Ecke und warf einen nachdenklichen Blick durch das Fenster. Er war noch immer auffällig still und sehr in sich gekehrt. Allerdings schien ihm die bevorstehende Öffnung des Tores zur Unterwelt keine großen Sorgen zu bereiten. Es war, als habe er etwas ganz Anderes auf dem Herzen – eine Art Trauer, die er mit niemandem teilen konnte.
    Die Minuten schlichen dahin und endlich geschah etwas. In den lodernden Flammen verwandelte sich die Karte in ein Stück rötliches Metall, dessen Oberfläche das Zeichen der Göttin Perseis trug. Angespannt

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