Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
folgte, war sehr beredt. In Senta schrie es: »Kleb ihr eine! Hau ihr mal so richtig aufs Maul!«
Auf der Stelle verflog der letzte Rest des Alkoholdunstes, sie war stocknüchtern. Ihr besorgter Blick wanderte zu Lilly, die bei den Worten Inas schockiert aufgesprungen war.
Was sollte das nun wieder bedeuten? Lilly war außer sich! Sie war weder Prüde noch unaufgeklärt, aber das überstieg dann doch ihre Akzeptanz. Hier ging es um ihre Mum, da hatte sie für solche Aussagen kein Verständnis.
»Mann, Ina kannst du nicht mal denken, bevor du den Mund aufmachst?« Senta musste schwer an sich halten, um nicht aus der Rolle zu fallen, weil dies ihre Tochter noch mehr verunsichern würde. So wie die selbstgefällig grinsend dasaß, war nicht anzunehmen, dass sie sich für ihre Entgleisung schämte. Ob die überhaupt raffte, was sie da angerichtet hatte?
»Es ist spät geworden. Wir sollten alle zu Bett gehen!«, presste sie zwischen schmalen Lippen hervor.
»Ach, nun komm, Schätzelchen, was soll ich denn schon im Bett?« Ina winkte ab. »Im Bett sterben die meisten Leute, das solltest du doch wissen!«
Senta drehte ihr den Rücken zu. Sie konnte nicht mehr in dieses Gesicht sehen, ohne befürchten zu müssen, dass sie ausrastete. Schweigend griff sie nach Lillys Hand und zog sie aus der Gefahrenzone. Wer wusste schon, was Ina noch so alles vom Stapel ließ, mit ihrer zugedröhnten Birne.
Wenig später lagen sie nebeneinander in Sentas Bett. Lilly wollte nicht in ihrem Zimmer schlafen und Senta ahnte den Grund. Es dauerte auch nicht lange und Lilly stellte ihr zögerlich die Frage, die sie bereits erwartet hatte.
»Stimmt es, was Ina da heruntergelassen hat?«
Man merkte, dass ihr diese Frage alles andere als leicht fiel.
»Ich kann dir nicht sagen, was Ina geritten hat, als sie sich diesen Blödsinn ausgedacht hat.« Sie sah Lilly fest an, die sich aufgesetzt hatte. »Aber wie auch immer, Gabriel Scharf ist in unser Leben getreten und ich muss sagen, ich bin dankbar dafür. Ich kann nicht sagen, dass mir die Alternative gefallen würde. Ich lebe ausgesprochen gerne.«
Lilly war ganz still geworden. Gespannt lauschend hing sie an den Lippen ihrer Mutter.
»Ich werde also mit ihm ausgehen. Das hat nichts mit Inas »Auftrag« zu tun, sondern damit, dass dieser Mensch schlicht und ergreifend mein Leben gerettet hat.«
»Ich finde es voll ok, wenn du dich mit ihm triffst, Mum. Ich bin so froh, dass er da war, um dich aus dem brennenden Auto zu ziehen.«
Erleichtert kuschelte sich Senta in ihr Kissen, aber Lilly war anscheinend noch nicht fertig. »Ich finde Inas Aktion total krass. Wie kommt die auf solch eine absurde Idee?«
Na ja, Senta wusste, dass sie sich nicht von jeglicher Schuld freisprechen konnte. Wie sollte ein Mädchen wie Lilly auch verstehen, was zwei erwachsene Frauen sich so erzählten bei einem feucht-fröhlichen Beisammensein. Dass Ina weit übers Ziel hinausgeschossen war, stand außer Frage.
»Das kann ich dir auch nicht genau sagen. Sie hat mich mit ihrem tollen »Geschenk« ganz schön aus der Fassung gebracht, das darfst du mir glauben.«
Sie fand, diese Antwort kam der Wahrheit am nächsten. Ihr Blick fiel auf den Wecker, es war bereits zwei Uhr durch und Tico brachte wenig Verständnis auf für Langschläfer, das wusste sie aus Erfahrung. »Lass uns jetzt schlafen. Ich bin hundemüde!« Senta gähnte herzhaft.
Bald schon hielt Morpheus sie in seinen Armen. Allerdings sollte dieser himmlische Zustand nicht lange anhalten. Punkt sechs krallte sich ihr »Wecker« in ihren nackten Unterarm und hinterließ darauf drei rote Striemen.
»Autsch!« Senta fuhr erschrocken hoch. Besorgt sah sie ins Bett nebenan, aber Lilly schlief weiter.
»Musste das sein, du Blödmann?«, flüsterte sie dem Missetäter zu. Im Schein der Straßenlaterne saß er da und schaute sie mit unschuldigem Blick an. Der hatte kein schlechtes Gewissen, soviel stand fest.
In Bademantel und Puschen schlurfte sie müde den Flur entlang und öffnete Tico die Haustüre, damit er sich im Hof erleichtern konnte. Es war noch stockdunkel. Die Außenbeleuchtung leuchtete nur einen kleinen Teil des Hofes aus, sodass er schnell ihren Blicken entschwand.
Es war saukalt und Senta, die träumend dagestanden hatte, begann zu bibbern.
»Tico, kommst du!?«
Kein Bild kein Ton.
»Tico hierher!«
Nichts!
Oh, diese Töle! Jetzt musste sie ihn auch noch aus irgendeiner Ecke kratzen. Ina, bequem, wie sie nun einmal war, hatte die
Weitere Kostenlose Bücher