Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
der Badewanne und stierte vor sich hin. Als sie gewahr wurde, dass sie nicht mehr alleine im Bad war, hob sie den Kopf und starrte Senta an, die nicht gerade so aussah, als sei sie besonders glücklich.
»Was guckste denn so blöd?«, schnappte Ina, »kann ich was dafür, wenn dein doofer Spiegelschrank nicht richtig aufgehängt ist! Ich wollte lediglich nachsehen, ob Klopapier da drinnen ist.«
»Na klar«, dachte Senta voller Sarkasmus, »deshalb sitzt du ja auch hier mit nackigem Arsch auf meiner Badewanne.« Was genau Ina in ihrem Spiegelschrank gesucht hatte, würde wohl für immer ihr Geheimnis bleiben, denn neben der Toilette hing, gut sichtbar für jeden, eine fast frische Rolle Klopapier.
Frustriert besah sie sich den Schaden. Der Schrank war hin, so viel stand fest.
»Zieh dir erstmal die Hose hoch, Ina. Übrigens, wirf einmal einen Blick dorthin!« Sie zeigte mit dem Finger in Richtung Klo. »Was siehst du da?«
»Man wird sich doch wohl mal irren dürfen!«, versetzte Ina mit weinerlicher Stimme.
»Geht es denn wieder einigermaßen?« Senta sah Ina fragend an.
»Mir geht es gut!« Ina sprang auf wie ein Schachtelteufel. »Schließlich haben wir doch heute Silvester, oder irre ich mich!?«
Sie zog sich umständlich die Hose hoch, die um ihre Knöchel hing. »Also lass uns feiern!«
Senta war baff. Diese Gefühlsumschwünge waren etwas, das sie nicht nachvollziehen konnte. Ohne auch nur einen Blick auf das Chaos zu werfen, das sie angerichtet hatte, verschwand die Chaosqueen Richtung Küche und überließ Senta den Schlamassel.
Als diese sich schließlich wieder einfand, war vom Kartoffelsalat kein Schwanz mehr übrig. Ina schob sich gerade den letzten Rest von den guten geräucherten Würstchen in den Schlund.
»Ach, war das gut!« Sie rieb sich genüsslich den Bauch und Senta musste an sich halten, um nicht ausfallend zu werden.
Lilly hatte sich wohl in ihr Zimmer verkrümelt, so wie es aussah. Das konnte ja heiter werden.
Ina sah sie skeptisch an. »Ist was?«
Nachdem Senta keine Antwort gab, fuhr sie fort.
»Du hättest mir nicht so was Starkes geben dürfen! Du weißt doch, dass ich nicht viel vertrage!«
»Na klar, gib nur mir die Schuld!« Senta holte tief Luft, um nicht etwas zu sagen, das sie unweigerlich bereuen würde. Sie sah Ina freundlich lächelnd an und dachte dabei: »Auch Hyänen grinsen, bevor sie einem an die Kehle gehen.«
»Soweit ich mich erinnere, habe ich nicht gesagt, dass du die Flasche Cognac auf Ex aussaufen sollst! Und dass du nichts verträgst, das ist mir neu!«
Das saß! Ina machte ein beleidigtes Gesicht, schien es sich aber sogleich anders zu überlegen.
»Kannst du mal an mein Auto gehen, Senta? Ich habe auf dem Weg hierher drei Flaschen Champagner bei der Tankstelle mitgenommen, die köpfen wir heute!«
Sie hopste auf und ab wie ein Kleinkind. Als sie merkte, dass Senta nicht sofort reagierte, schmollte sie auch wie ein solches.
»Ach Senta, sei bitte kein Spielverderber!«
»Bin ich dein Butler, oder was? Geh doch selbst. Die frische Luft wird dir gut tun!«
»Ich habe nicht die richtigen Schuhe an!«
Ina streckte Senta ihre Füße hin, die in den für sie typischen Samtpantöffelchen steckten. Senta fragte sich, wie ein normaler Mensch bei diesem Wetter mit solchen Dingern vor die Türe gehen konnte. Aber was war an Ina schon normal?
»Wo hast du denn geparkt?« Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie gar kein Auto gehört hatte. Ina hatte vor der Haustür gestanden, als wäre sie vom Dach gefallen.
»Ich habe meinen Wagen unten an der Hauptstraße stehen lassen!«, verkündete sie fröhlich. »Schließlich weiß man doch nie, ob hier geräumt wurde!«
»Na, wenn du meinst, dass deine Luxuskarosse da besser steht, von mir aus. Du musst es ja wissen! In der Waschküche stehen meine Gummistiefel. Die ziehst du jetzt an und marschierst zu deinem Auto!«
Ina zog einen Flunsch. Grummelnd machte sie sich auf den Weg ins ewige Eis.
Als sie dann zu dritt im Wohnzimmer saßen, jeder ein Glas von Inas Moet in der Hand, war die Welt wieder einigermaßen in Ordnung. Man sah sich eine dieser allgegenwärtigen Silvestershows an und wartete mehr oder weniger geduldig, bis es zwölf schlug.
Ina war geradezu euphorisch. Von ihrem Debakel mit Paul war keine Rede mehr. Sie machte munter Zukunftspläne.
Kurz bevor der Zeiger der Uhr endgültig die Zwölf erreichte, gingen sie dick eingemummelt auf die Terrasse, jeder ein volles Glas in der Hand, um das
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