Frühlingsträume - Vision in White (Bride Quartet 1)
ich nichts hätte anfangen können, selbst wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mir auch die gottverdammten Schlüssel dazu zu geben.«
»War ein Versehen. Du hast mich an dem Tag so schnell zur Tür hinausgeschoben. Kein Wunder, dass ich mich nicht erinnere. Und hör auf, mir gegenüber zu fluchen.« Sie brach in Tränen aus, so dass jede Menge dekorativer Tropfen aus ihren schockierten blauen Augen rannen. »Wie kannst du mich nur so behandeln? Wie kannst du mir die Chance auf ein bisschen Glück missgönnen?«
Es funktioniert nicht, sagte Mac sich, als sich ihr Magen zusammenkrampfte. Diesmal nicht. »Du weißt, dass ich mir selbst genau die gleichen Fragen gestellt habe, allerdings mit vertauschtem Ich und Du. Es ist mir nie gelungen, die Antwort herauszufinden.«
»Tut mir leid. Tut mir leid. Ich bin verliebt. Du weißt nicht, wie es ist, so für jemanden zu empfinden. Wie alles andere in den Hintergrund tritt und nur noch ihr beiden zählt. Es war doch nur ein Auto, Mackensie.«
»Es war nur mein Auto.«
»Schau, was du mit meinem gemacht hast!« Noch während die Tränen auf ihren Wangen glitzerten, kam Lindas Wut wieder durch. »Du hast es zu diesem … diesem Drecksschuppen abschleppen lassen. Und der schreckliche Kerl dort hält es fest wie eine Geisel.«
»Dann bezahl das Lösegeld«, schlug Mac vor.
»Ich verstehe nicht, wie du so gemein zu mir sein kannst. Das liegt daran, dass du dir nie Gefühle erlaubst. Du machst Fotos von Gefühlen, aber selbst hast du keine. Jetzt bestrafst du mich dafür, dass ich welche habe.«
»Okay.« Mac ging erneut in die Hocke und fegte den auf dem Boden verstreuten Inhalt energisch zurück in die Tasche ihrer Mutter. »Ich habe keine Gefühle. Ich bin eine schreckliche Tochter. Und deshalb möchte ich, dass du gehst. Ich will, dass du verschwindest.«
»Ich brauche das Geld für mein Auto.«
»Von mir bekommst du es nicht.«
»Aber … du musst …«
»Nein.« Energisch drückte Mac Linda die Tasche in die Hand. »Das ist es ja eben, Mama. Ich muss nicht. Und ich werde auch nicht. Es ist dein Problem, also sieh zu, wie du es löst.«
Lindas Lippen zitterten, ihr Kinn zuckte. Keine Manipulation, dachte Mac, nicht nur. Ihre Gefühle waren irgendwo sogar echt. Und sie sah sich als Opfer.
»Wie soll ich jetzt nach Hause kommen?«
Mac griff zum Telefonhörer. »Ich rufe dir ein Taxi.«
»Du bist nicht meine Tochter.«
»Weißt du, das Schlimme für uns beide ist, dass ich das doch bin.«
»Ich warte draußen. In der Kälte. Ich will keine Minute länger mit dir im gleichen Raum verbringen.«
»Du wirst vor dem Haupthaus abgeholt.« Mac wandte sich ab und schloss die Augen, als sie die Tür zuknallen hörte. »Ja, ich brauche ein Taxi zum Brown Estate. So schnell wie möglich.«
Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube ging Mac zur Tür und schloss ab. Das Entspannungsprogramm nach dem Arbeitstag würde sie um Aspirin ergänzen müssen, dachte sie. Ein ganzes Röhrchen müsste gerade eben reichen. Vielleicht würde sie die Tabletten nehmen, sich in einem dunklen Zimmer hinlegen und versuchen, die Gefühle auszuschlafen, die sie doch offenbar gar nicht hatte.
Sie nahm als Erstes die Aspirin und spülte sie mit einem ganzen Glas eiskaltem Wasser hinunter, um das Kratzen in ihrem Hals zu lindern. Dann setzte sie sich auf den Küchenboden.
Dort würde sie sitzen bleiben, bis ihre Knie aufhörten zu zittern, bis es in ihrem Kopf nicht mehr so hämmerte. Bis sie nicht mehr das Gefühl hatte, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen.
Als das Telefon klingelte, griff sie nach oben und schaffte es, den Apparat von der Theke zu holen. Sie las die Nummer auf dem Display und nahm Parkers Gespräch entgegen. »Ich bin okay.«
»Ich bin da.«
»Ich weiß. Danke. Aber ich bin okay. Ich habe ihr ein Taxi gerufen. Es kommt in ein paar Minuten. Lass sie nicht rein.«
»Geht klar. Ich bin da«, wiederholte Parker. »Also, was immer du brauchst …«
»Parker? Sie ändert sich nie, also muss ich das tun. Ich wusste nicht, dass es so wehtun würde. Ich dachte, es würde sich gut anfühlen, gut und befriedigend. Vielleicht mit einem Hauch von Triumph. Aber das tut es nicht. Es ist nur schrecklich.«
»Du wärst nicht du, wenn es nicht wehtäte. Du hast das Richtige getan, falls dir das hilft. Das Richtige für dich. Und Linda fängt sich wieder. Das weißt du.«
»Ich will wütend sein.« Erschöpft und weinerlich presste Mac das Gesicht an die hochgezogenen Knie.
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