Frühlingsträume - Vision in White (Bride Quartet 1)
schnitt das erste Passepartout für die Fotos, die sie am Vorabend nicht mehr aufkaschiert hatte, weil ihr einfach nicht mehr danach gewesen war und ihr auch die Energie gefehlt hatte. In wenigen Stunden würde sie ein komplettes, nach individuellen Wünschen zusammengestelltes Paket und eine sehr zufriedene Kundin haben. Denn zum Kuckuck, sie wusste,
was sie tat, auch ohne dass sie ihren Geschäftspartnerinnen jeden einzelnen gottverdammten Schritt erklärte.
Musste sie wissen, warum Emmaline Eukalyptus über Spargelkraut als Grün in einem Blumenarrangement verwendete?
Nein, musste sie nicht.
Musste sie Laurels geheime Zutat für Buttercremeüberzug kennen?
Ebenfalls nein.
Musste sie über Parkers letzten Eintrag in ihrem Crackberry diskutieren?
Um Gottes Willen, nein.
Warum zum Teufel interessierte es dann irgendjemanden, welchen Filter sie benutzen wollte oder für welches Kameragehäuse sie sich entschied?
Die anderen machten ihr Ding, sie machte ihres, und alle waren glücklich.
Sie leistete ihren Beitrag. Sie investierte genauso viel Zeit und gab sich ebensolche Mühe wie der Rest. Sie …
Sie hatte das verdammte Passepartout falsch zugeschnitten.
Verärgert schleuderte Mac den ruinierten Karton durch den Raum. Sie schnappte sich einen anderen und kontrollierte diesmal ihre Abmessungen doppelt und dreifach. Doch als sie ihr Passepartoutmesser hob, zitterte ihre Hand.
Ganz vorsichtig legte sie es wieder hin und trat zwei Schritte zurück.
Ja, sie wusste es, wenn sie herumgezickt hatte, dachte sie. Und sie wusste, wann sie sich am Riemen reißen musste. So wie jetzt. Außerdem wusste sie es - wie sie sich seufzend eingestand -, wenn sie zweien der Menschen, die ihr am meisten bedeuteten, eine Bitte um Verzeihung schuldig war.
Selbst wenn sie rotzfrech gewesen waren - und das waren sie -, so hatte sie doch damit angefangen.
Sie schaute auf die Uhr und seufzte erneut. Sie konnte das nicht jetzt erledigen, konnte sich nicht von dieser Last befreien. Nicht wenn Parker gerade Kunden durch das Haus führte.
Wir bieten Ihnen einen Rundum-Service. Wir können jedes Detail auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihre Vorstellung von diesem Tag abstimmen. Die verrückte Zicke, die dort kommt, ist unsere Fotografin, die den Tag für Sie in Bildern festhalten wird.
Wäre das nicht perfekt?
Sie ging ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Es waren ihre Freundinnen, erinnerte sie sich. Sie mussten ihr verzeihen. So war die Regel.
Etwas gefestigter kehrte sie zurück in ihr Studio.
Sie ließ den Anrufbeantworter ihre Gespräche entgegennehmen und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Aufgabe. Als sie fertig war, dachte sie, die Kundin würde nie darauf kommen, dass dieses Paket von einer Zicke in den Fängen eines heftigen Anfalls von Selbstmitleid erstellt worden war.
Sobald sie alles in ihren Wagen geladen hatte, fuhr Mac zum Haupthaus. Sie würden ihr verzeihen, ja, aber zuerst musste sie darum bitten. So lautete eine weitere Regel.
Aus Gewohnheit ging sie zum Hintereingang. Als sie in die Küche trat, sah sie Laurel, die an der Arbeitsplatte beschäftigt war. Mit einer Hand, die so ruhig und sicher war wie die eines Chirurgen, schrieb sie Monogramme auf herzförmige Schokoladentäfelchen.
Da Mac wusste, dass sie die Freundin jetzt nicht unterbrechen durfte, verhielt sie sich ganz still.
»Ich höre dich atmen«, sagte Laurel kurz darauf. »Geh weg.«
»Ich bin nur gekommen, um ein bisschen Kreide zu fressen. Geht ganz schnell.«
»Ich bitte darum. Ich muss noch fünfhundert von diesen Dingern fertig machen.«
»Es tut mir leid, wie ich mich aufgeführt habe und was ich gesagt habe. Ich habe das nicht so gemeint. Und es tut mir leid, dass ich einfach weggegangen bin.«
»Okay.« Laurel legte den Pinsel hin und drehte sich um. »Die Frage ist jetzt, warum.«
Mac wollte etwas sagen, doch die Kehle war ihr mit einem Mal wie zugeschnürt. Dass Laurel sich so querstellte, trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie konnte nur den Kopf schütteln, als sie zu fließen begannen.
»Okay, okay.« Laurel kam herüber und nahm Mac in die Arme. »Es wird alles wieder gut. Na komm, setz dich mal.«
»Du musst noch fünfhundert Schokoherzen mit Monogrammen beschriften.«
»Wahrscheinlich sind es nur noch vierhundertfünfundneunzig.«
»O Gott, Laurel. Ich bin so ein Idiot.«
»Ja, stimmt.«
Kurzerhand setzte Laurel Mac an die Arbeitsplatte und stellte ihr eine Box mit Taschentüchern und
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