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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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drückte ab. Die Kugel durchschoss den Kiefer, verfehlte jedoch das Gehirn. Die Bischöfe, die der Selbstmordversuch in Verlegenheit brachte, verstießen ihn aus dem Priesteramt.

    Jedes Jahr an Karfreitag unternahmen Nicholas und ein paar nicht tot zu kriegende ehemalige Bewohner von Chenega eine kühle Bootswallfahrt zu ihrem alten Dorf. Sie sammelten angeschwemmte Knochen ein, stellten ein Kreuz am Strand auf und leisteten den mit jedem Jahr erbärmlicheren Schwur, an den Sund zurückzukehren und ihre Häuser wieder aufzubauen.
    Gibt es Wunder? Ich möchte gern daran glauben.
    Im März 1969 landete ein Hubschrauber in Cordova, und ein Vertreter der Firma Humble Oil suchte nach Vater Nick, um ihm ein Angebot zu unterbreiten, mit dem die Probleme Chenegas gelöst wären. Das größte Problem bestand darin, dass der Rabe den Bewohnern von Chenega zwar Sonne und Mond geschenkt, es jedoch versäumt hatte, ihnen eine unterzeichnete Besitzurkunde für ihren Grund und Boden zu geben. Niemand im Dorf hatte ein Stück Papier, auf dem stand: »Das gehört uns.« Nur wenn sie dieses Papier beibrachten, könnten die Bewohner nach Chenega zurückkehren.
    Der Mann wollte mit der Macht seines Unternehmens Humble Oil in Washington Abhilfe schaffen und ihnen den Titel für ihre Heimatinsel besorgen. Der Konzern mit dem freundlichen Namen Humble (»bescheiden«) war eine in Alaska ansässige Tochterfirma des weniger bescheidenen Konzerns Standard Oil, der sich drei Jahre später in Exxon umbenannte.
    Als Gegenleistung wollte »Mr. Humble« nur eins von Nicholas: dass er Humble und seinen Partnern das alte Chugach-Dorf Valdez verkaufte.
     
    Valdez ist für die Ölindustrie ein heiliger Ort. Aufgrund der unsicheren Geologie Alaskas (»tsunamigene subduzierende Kontinentalplatten«) war Valdez der einzige Flecken an der gesamten, 66 000 Kilometer langen Küste, an dem man einen Hafen für Supertanker bauen konnte. Der Grund und Boden von Valdez war daher wohl ein paar Milliarden Dollar wert.
    Wie viel würden die Ölgiganten den Eskimos wohl für Valdez zahlen? Sie boten Vater Nicholas einen Dollar.

    Vielleicht war Nicholas Kompkoff eine »dumme besoffene Rothaut«. Vielleicht auch nicht. Ich schreibe dies an Nicholas’ Grab auf Evans Island, im Dorf New Chenega. Von hier aus kann man die nach Erzpriester Nicholas Kompkoff benannte Klinik und Entzugsklinik sehen, die kleine Kirche mit der blauen Kuppel, die rechtzeitig fertig wurde, sodass Nicholas seine letzten Gebete dort sprechen konnte, außerdem zwei Dutzend kleine Bungalows für die zurückgekehrten Bewohner, von denen fast jeder Millionär ist.
    Halten wir kurz inne und tun wir so, als sei das ein Happyend. Wir müssen ja noch nicht zum tragischen Ende kommen.

    Humble Oil und seine weniger bescheidene Mutter Exxon setzten sich vor dem Kongress dafür ein, dass den Einwohnern von Chenega die Besitzrechte sowohl für das alte Dorf als auch für das neue auf Evans Island, das den Geologen zufolge tsunamisicher war, bestätigt wurden. Am 25. Jahrestag des Großen Erdbebens fuhren die Familien von New Chenega in ihr altes Dorf und legten zwischen den Ruinen Kreuze nieder. Dann kehrten sie zu ihren neuen Häusern zurück. Es war der Karfreitag 1989.
    In dieser Nacht, vier Minuten nach Mitternacht, lief die Exxon Valdez auf Grund, und über 4 Millionen Liter Rohöl gelangten ins Meer. Die schwarze Ölschicht schloss rasch das alte Dorf ein, dann das neue und anschließend die Fischgründe. Das Öl blendete und verbrannte jede Robbe der Kolonie, erstickte jeden Fisch, tötete Millionen von Vögeln, verseuchte 1500 Kilometer Küste und ließ New Chenega einsam und verlassen in einem vergifteten Meer zurück. Mit der 3000 Jahre alten Lebensweise der Chugachmiut, die von den Gewässern des Sund gelebt hatten, war es vorbei.
    Mudqnò. Das ist alles. Mehr gibt es nicht zu sagen.
    World Trade Center, New York
    Bis zum 24. März 1989, dem Tag des Unglücks, kümmerte es niemanden, ob die Chugach tot umfielen, was häufig geschah, besonders die jungen traf es.
    Aber vier Minuten nach Mitternacht verwandelten sich diese Ureinwohner für einen Anwalt, der das Glück hatte, sich einen unter den Nagel zu reißen, in ein hübsches Sommerhaus in den Hamptons, einen Mercedes mit allem Schnickschnack, ein Geburtstagsständchen von Rod Stewart, eine jüngere Geliebte und eine neue präsentable Ehefrau.
    Ein Chugach war – ich will nicht übertreiben – vielleicht ein Fünftel seines Gewichtes

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