Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Augenzeuge, der direkt vor Ort gewesen war. Ich werde nie erfahren (und ich hoffe wirklich, dass das so bleibt), was es heißt, nur noch wenige Minuten zu leben.
Es gab also die Geschichte von unserem Mann am Kaspischen Meer und die offizielle BP-Version, verfasst von jemandem, würde ich mal denken, der nicht dort war, um mit dem Tod auf Tuchfühlung zu gehen. Das alles geschah am 17. September 2008.
Die offizielle BP-Geschichte, Version Nummer 1, die an diesem Tag veröffentlicht wurde, lautete:
»Heute Morgen wurde im Umfeld einer Ölbohrplattform im Kaspischen Meer ein Gasleck entdeckt.«
Laut dieser Version war es einfach Mutter Natur, die ein bisschen vor sich hinpupste, wie unhöflich von ihr. Das Gasleck befand sich in ziemlich sicherer Entfernung von der Bohrinsel.
Dann gab es die offizielle BP-Version Nummer 2. Sie war in einem obskuren Umweltverträglichkeitsbericht von 2009 versteckt:
»Ein Gasleck wurde Mitte September in der Nähe der CA [Central Azeri]-Ölplattform entdeckt.«
Bei Version 1 war es noch »im Umfeld«, jetzt war es schon »in der Nähe«. Mit jeder Version kroch das Gas näher. Aber trotzdem war es noch das Gas von Mutter Natur, nicht das Gas aus dem Bohrloch von BP.
Also keine große Sache, keine Gefahr. Dennoch ordnete BP, stets besorgt um die Sicherheit der Arbeiter, die Evakuierung der Bohrinsel an.
»Präventiv stellten wir alle Tätigkeiten auf der Plattform ein.«
»Präventiv«. In der BP-Geschichte befand sich das Leck nicht direkt unter der Bohrinsel, daher bestand keine wirkliche Gefahr; aber was soll’s, dann wird halt evakuiert.
Der Schriftsteller V.S. Naipaul, der den Nobelpreis für Literatur (und Bitterkeit) gewann, schrieb einmal, dass imperiale Mächte »nicht lügen, sondern auslassen«. Das heißt, den miesen Teil verschweigen sie lieber.
Unser Mann am Kaspischen Meer sagt, BP ließ den Teil aus, in dem das Gas direkt unter der Bohrinsel austrat und kurz vor einer Explosion stand. Dann wäre die Bohrinsel in die Luft gejagt worden. Unser Mann am Kaspischen Meer beschrieb die Situation noch genauer, er sagte, das Gas drohte direkt unter den Arbeitern zu explodieren. Er erzählte:
»… das Gas trat an der Hauptsteigleitung aus, die Bohrinsel war in eine Methanwolke gehüllt. HOCH explosiv. «
Die orangefarbenen Rettungsboote wurden in Panik zu Wasser gelassen. Die Besatzung befand sich in einer »Gaswolke«. Die Evakuierung war keine »präventive« Maßnahme, sondern eine Maßnahme im Sinne von: »Heilige Scheiße, wir werden alle sterben!« Unser Mann am Kaspischen Meer sagte:
»Mit Gottes Gnade [Inshallah] hat sich das Gas nicht entzündet, daher gab es keine Explosion, und niemand kam ums Leben.«
»In Methan gehüllt«, genau wie die Deepwater Horizon. Ein geistesgegenwärtiger Leiter auf der Central Azeri sorgte dafür, dass es auf der Plattform »dunkel wurde«. Keine Lichter, keine Flammen, ja nicht einmal ein Lichtschalter durfte betätigt werden. Man nimmt an, dass die Deepwater Horizon explodierte, weil ein Arbeiter, anstatt wie die anderen sein Heil in der Flucht zu suchen, mehrfach den Schalter für den »Blowout Preventer« betätigte – eine Reihe von Absperrventilen, die
das Ausströmen von Öl und Gas stoppen sollen. Eigentlich eine kluge Tat – wenn der Schalter funktioniert hätte. Aber das tat er nicht, und der heldenhafte Arbeiter starb bei der Explosion.
Alle 211 Arbeiter auf der Central Azeri kamen mit dem Leben und »ein paar Knochenbrüchen« (so unser Mann am Kaspischen Meer) davon, weil dem Rettungsboot ein wundersames Entkommen in rekordverdächtigen 90 Minuten gelang. Das hatte Badpenny nur entdeckt, weil der Besitzer des Rettungsschiffes einen besonderen Orden von Baby Baba persönlich verliehen bekam – für eine Lebensrettungsaktion, die es angeblich gar nicht gegeben hatte (aber das hatte der Autokrat wohl vergessen).
Womit wir zur offiziellen BP-Version Nummer 3 kommen. Nach einer weiteren, die ganze Nacht währenden Orgie mit den Unterlagen der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde fand Badpenny ein Schreiben, das belegte, dass das Gasleck noch näher bei der Plattform lag. BP (eher ein amerikanisches als britisches Unternehmen) muss laut amerikanischem Gesetz Probleme melden. Die Unternehmensleitung unterzeichnet die Berichte im Wissen, dass falsche Angaben strafrechtlich verfolgt werden können.
Eine drohende Gefängnisstrafe veranlasste BP dann doch dazu, sich etwas mehr der Wahrheit anzunähern. Die
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