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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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Unternehmensleitung gab endlich zu, dass das Gas direkt unter der Ölbohrplattform ausgetreten war.
    »Am 17. September 2008 kam es unter der Ölbohrplattform Central Azeri zu einem Gasaustritt unterhalb des Meeresbodens.«
    BP nähert sich zentimeterweise der Wahrheit. Aber es könnte ja immer noch die Schuld dieser bösen Hexe Mutter Natur sein, die direkt unter der Bohrinsel von BP Gas ablassen muss.
    Da fällt mir Naipauls Satz wieder ein: Imperiale Mächte lügen nicht, sie lassen aus .
    Was hat BP weggelassen?
    Folgendes, sagt unser Mann am Kaspischen Meer: Das Gasleck trat unmittelbar auf, nachdem…

    »… stickstoffhaltiger Zement verwendet wurde.«
    Da haben wir den entscheidenden Hinweis, der zum Himmel stinkt: Das Gasleck unter Central Azeri trat auf, weil BP eine Zementmischung verwendet, die zwar schnell abbindet, aber hochriskant ist.
    Sie kennen vielleicht die Redewendung: So aufregend, wie Zement beim Trocknen zuzuschauen. Das sagt man, weil es so verdammt lange dauert. Eine Ölbohrplattform zu leasen oder zu betreiben kostet pro Tag eine richtige Stange Geld – etwa eine halbe Million Dollar. Zeit ist Geld. Um die Wege des Herrn beim Trocknen von Zement (Verdunstung) zu beschleunigen, versetzt BP den Zement mit Stickstoff. Das ist natürlich riskant, aber nicht für die Burschen, die die Anweisung erteilen, schnelltrocknenden Zement zum Abdichten der Bohrlöcher zu verwenden.
    Wen kümmert das schon?
    Die Witwen der Todesopfer von der Deepwater Horizon zum Beispiel. Denn genau die Zementmischung wurde zum Abdichten des Bohrlochs im Golf von Mexiko verwendet, wodurch sich eine Gaswolke bildete und die Bohrinsel explodierte.
     
    Das riecht doch schwer nach »Material- und Kosteneinsparung«. Vielleicht kann man in London oder Baku etwas »auslassen«, ohne dass sich die Regierung darum schert, aber in den USA, wo immer noch Recht und Gesetz herrschen (wenn auch nur so lala), kann man nicht einfach etwas Wichtiges weglassen.
    BP erwähnte den Stickstoff im Zement nicht, und auch nicht, dass es bereits Probleme damit gegeben hatte. Und BP sagte auch nichts darüber, dass sich die Leitung der Central Azeri mit Methan gefüllt hatte und die Besatzung mit über 200 Mann nur eine Streichholzbreite vom großen Knall entfernt war.
    Wurde hier bewusst etwas verschwiegen? Wenn ja, könnte man BP wegen grober Fahrlässigkeit zur Verantwortung ziehen – oder könnte man das Unternehmen zumindest an den guten alten Pranger stellen? Wenn die Behörden von diesem fast tödlichen Gasleck aufgrund der Verwendung von schnell abbindendem Zement erfahren hätten, wäre
das Zeug vermutlich verboten oder sein Einsatz wenigstens mit Auflagen belegt worden. Und auch BP wäre verboten oder mit Auflagen belegt worden.
    Ein Anwalt würde womöglich von »fahrlässiger Tötung« sprechen. Aber ich bin kein Anwalt, das überlasse ich den Gerichten. Vielleicht reichen elf Leichen nicht; das Gesetz braucht womöglich ein ganzes Dutzend, damit daraus Material für eine Anklage wird.
    Hotel Riviera, Baku
    Ich weiß, Sie haben bereits Ihr Urteil gefällt: Das Schweigen von BP, die Vertuschung der Explosion im Kaspischen Meer, die Verwendung von Billigzement, obwohl die Probleme bekannt waren – das alles lässt BP schuldig wirken. Schuldig, schuldig, schuldig. Aber BP ist nur schuldig, wenn es diese Explosion im Kaspischen Meer wirklich gegeben hat.
    Ja, unser Mann am Kaspischen Meer hat es mir gesagt. Ein Zeuge, dessen Identität ich geheim halten muss. Aber der Beweis? Und wie zum Teufel vertuscht man einen Blowout, bei dem fast 211 Ölarbeiter verbrannt wären, ohne dass etwas nach außen dringt?
    Hatte mir unser Mann am Kaspischen Meer also ein modernes Märchen vom Seeungeheuer aufgetischt? Oder eine ungeheuerliche Vertuschungsaktion beschrieben?
    Wie mein Freund, der Prediger Jesse Jackson, so gerne sagt: »Ich brauche einen Zeugen!« Am liebsten sogar zwei. Oder mehr.
    Bitte Herr, gib mir einen, nur einen der 211 Evakuierten von der BP-Bohrinsel Central Azeri, der sich bereit erklärt, vor laufender Kamera interviewt zu werden. Wir fanden sogar einen, nennen wir ihn Ölarbeiter Nummer 1, aber… er verschwand. Puff, weg war er. Keine Chance, ihn zu erreichen. Anrufe werden nicht beantwortet. Freunde wissen nicht, wo er ist. Something’s happening here, Mr. Jones, um einmal kurz Bob Dylan zu zitieren. Irgendwie wurden BP und das Ministerium für Sicherheit alarmiert, und jetzt sorgten sie dafür, dass die Arbeiter von

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