Frühstück im Bett
allzu gut an Winnie aussehen würden. Aber auf diesen formlosen Look war sie nicht vorbereitet gewesen. »Nettes Outfit.«
Wie üblich war Winnie der edlere Mensch, und so ging sie nicht auf die Herausforderung ein. »Alles okay«, sagte sie kühl. Gordon kroch unter dem Tisch hervor, um den neuen Hausgast zu inspizieren, fletschte die Zähne und trabte ins Wohnzimmer. »Danke, dass du mir meinen Nachtschlaf gegönnt hast.«
»Das Mindeste, was ich tun konnte. Nachdem ich dein Leben gerettet hatte.«
Jetzt wurde Winnies Toleranzgrenze überschritten. »Als du mir ein Bein gestellt hast, wäre ich beinahe verletzt worden.«
»Kein Risiko, kein Lohn.«
»Das war mein Risiko.«
»Deshalb fand ich’s ja so unwiderstehlich.«
»Musst du ewig im Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit stehen?«
»Sagen wir mal, ich nutze meine Chancen.«
»Und andere gnadenlos aus.«
»Hat dir schon irgendjemand erklärt, dass du überhaupt keinen Humor hast?«
»Nicht alles ist lustig.«
»Findest du irgendetwas lustig? Oder wirkst du ununterbrochen so, als hättest du in eine Zitrone gebissen?« Gordon begann im Wohnzimmer zu bellen. »Still!«
Dann merkte Sugar Beth, warum er kläffte. Jemand klopfte an die Haustür. Ärgerlich ging sie in die Diele, öffnete die Tür und sah Gigi vor sich stehen, in einem Pullover und Jeans, die ihr tatsächlich passten. Trotz des zerzausten Haars sah sie bildhübsch aus.
»Habt ihr euch angeschrien?«
»Hi, Kindchen.«
Winnie stürmte aus der Küche, und Gigi rannte ihr entgegen. Etwas ungeschickt umarmte sie ihre Mutter. Für ein paar Sekunden schloss Winnie die Augen und hielt sie einfach nur fest. Als sie einander losließen, senkte Gigi verlegen den Blick und kniete nieder, um Gordon zu begrüßen. »Hallo, alter Junge. Hast du mich vermisst?« Gordon wälzte sich auf den Rücken und ließ sich genüsslich am Bauch kratzen. Dabei warf er Winnie einen feindseligen Blick zu. Gigi musterte das Outfit ihrer Mutter und rümpfte die Nase. »Krass.«
»Beruhige dich, das gehört nicht mir. Für einen Samstag bist du ungewöhnlich früh auf den Beinen.«
»Vielleicht habe ich geahnt, dass irgendwas nicht stimmt.« Gigi tätschelte den Basset ein letztes Mal und stand auf. »Sobald
ich die Augen öffnete, erzählte mir Dad, was passiert ist. Aber er meinte, ich könnte hierher kommen.«
»Willst du einen armen Ritter mit Zimt?«, fragte Sugar Beth und kehrte in die Küche zurück.
»O ja, bitte.«
»Mir hast du nur Chips angeboten«, beschwerte sich Winnie.
»Verdammt, ich muss die armen Ritter ganz vergessen haben.«
In Gigis Augen flackerte Hoffnung auf. »Seid ihr jetzt Freundinnen?«
Sugar Beth beschäftigte sich mit den Eiern und überließ es Winnie, die Frage zu beantworten. »Nein.«
Enttäuscht runzelte Gigi die Stirn. »Hasst ihr euch immer noch?«
»Ich hasse niemanden«, erwiderte Mutter Teresa und schenkte sich Kaffee ein. Um ein verächtliches Schnaufen zu übertönen, schlug Sugar Beth noch ein Ei auf.
»Hätte ich eine Schwester, würde ich sie nicht hassen.« Gigi kauerte sich bei der Tür auf den Boden, damit Gordon auf ihren Schoß klettern konnte.
»Wir sind keine richtigen Schwestern«, betonte Winnie und setzte sich an den Tisch.
»Halbschwestern – ihr hattet denselben Vater.«
»Aber wir wuchsen nicht zusammen auf.«
»Wenn ich eine Halbschwester hätte – selbst wenn wir nicht zusammen aufgewachsen wären –, würde ich mich freuen. Ich finde es schrecklich, das Leben eines Einzelkindes zu führen.«
»Was du schon mindestens hundert Mal erwähnt hast.«
Vorwurfsvoll starrte Gigi ihre Mutter an. »Warum verabscheust du sie eigentlich so sehr? Das begreife ich nicht.«
»Hör mal, Gigi, das geht dich nichts an.«
Nun fand der Waffenstillstand zwischen Mutter und Tochter ein jähes Ende. Bedrückende Stille erfüllte die Küche, nur vom wohligen Schnaufen des Hundes durchbrochen, der von
Gigi hinter den Ohren gekrault wurde. Während Sugar Beth mit dem Schneebesen in Tallulahs alter gesprenkelter Schüssel rührte, tendierte Gigi dazu, sie für die gute Schwester und ihre Mom für die böse zu halten.
Höchste Zeit für ein klärendes Wort … Sugar Beth tröstete sich mit der Erkenntnis, dass sie Winnie nach dem üblen Streich am letzten Abend was schuldig war. Und nicht nur deswegen. »Um die Wahrheit zu gestehen, Zuckerpüppchen, vor vielen Jahren habe ich deiner Mutter das Leben reichlich schwer gemacht.«
Da ließ Gigi das Ohr des
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