Frühstück im Bett
gemein.«
»So gemein wie die Szene in der Umkleidekabine?«
»Nicht ganz.« Gigi wandte sich zu Sugar Beth, eine Mini-Außenministerin, die zwischen zwei Krieg führenden Nationen zu vermitteln suchte. »Nach allem, was Sie Mom angetan haben, sollte sie die Perlen behalten – obwohl sie blöd an ihr aussehen.«
»Sie sehen wundervoll an mir aus«, fauchte Winnie. »Deshalb trage ich sie so oft.«
»Seien Sie froh, dass Mom die Perlen behalten will, Sugar Beth. An Ihnen würden sie auch blöd aussehen.«
»Darauf kommt’s nicht an«, entgegnete Sugar Beth. »Sondern … Ach, schon gut, ich weiß, wohin dieses Gespräch führen würde. Spar dir deinen Atem, Gigi. Deine Mutter und ich werden uns nie wie Schwestern benehmen – ganz egal, wie sehr du dich drum bemühst. Bestenfalls dürfen wir auf eine gewisse Höflichkeit hoffen.«
»Okay. Aber haben Sie schon mal überlegt …« Gigi berührte Winnies Schulter. »Meine Mom und ich sind Ihre einzigen Blutsverwandten auf dieser Welt.«
In Sugar Beths Kehle stieg das alte beklemmende Gefühl auf. »So ist’s nun mal, Kindchen. Übrigens, du darfst Tante Sugar zu mir sagen.«
»Super, vielen Dank, Tante Sugar. Wie lieb von dir! Kann ich Gordon zu Dad bringen?«, fragte Gigi unvermittelt.
»Wenn du uns allein lässt, wird dein Wunsch genauso wenig in Erfüllung gehen.«
»Ich will Gordon nur mit Dad bekannt machen.«
»Und dein armer Ritter?«
»Den nehme ich mit.« Gigi ergriff den Toast, den Sugar Beth auf einen Teller gelegt hatte, und rief den Hund zu sich. Sekunden später verschwanden die beiden.
Winnie stand auf und ging zum Herd. »Dass du mich beneidet hast, wusste ich – aber nicht, wie sehr.«
»Darüber musst du dich nicht so unverhohlen freuen.«
»Das Schicksal vergönnt einem nicht allzu viele Glücksmomente. Und die wenigen will ich auskosten.« Lächelnd beförderte Winnie einen armen Ritter auf ihren Teller. Dann musterte sie ihn kritisch. »Da fehlt der Zimt.«
»Davon wurde ich abgelenkt, als ich mich vor deiner Tochter gedemütigt habe.«
Winnie träufelte einen Klecks Sirup auf den Toast und ergriff ihr Besteck, stellte den Teller vor sich hin und begann zu essen. Jetzt wirkte sie nicht mehr so selbstsicher. Schließlich räusperte sie sich. »Wenn’s dir recht ist, würde ich gern ein paar Tage hier bleiben.«
»Früher oder später musst du dich mit Ryan auseinander setzen.«
»Lieber später.« Winnie schob noch einen Bissen in den Mund. »Was läuft zwischen Colin und dir?«
»Ich spiele mit Seiner Lordschaft.«
Lachend verdrehte Winnie die Augen. »Du bist verrückt nach ihm.«
»Das hast du gesagt.«
Winnie ging ins Wohnzimmer und holte ihre Handtasche. »Jedenfalls werde ich genüsslich mit ansehen, wie er dir den Laufpass gibt.«
»Warten wir’s ab.«
Statt zu antworten, kicherte Winnie, und die Haustür fiel hinter ihr ins Schloss.
Sugar Beth packte den Ahornsirup. »Welch ein Vergnügen, die alte Feindschaft aufzuwärmen …«
»Sie war schon immer ein wildes Mädchen«,
schluchzte Madam.
Der Page und die Herzogin, von Georgette Heyer
18
D en ganzen Tag beobachtete Sugar Beth das Kommen und Gehen im Yesterday’s Treasure. Obwohl das Schild »Geschlossen« an der Tür hing, herrschte da drüben reges Leben und Treiben. Gegen halb zehn erschienen Ryan und Gigi, dann schauten die Gorgonien vorbei. Kurz vor zwölf fuhr ein Laster vor. Ryan stand auf dem Gehsteig, in Jeans und einem Arbeiterhemd, und sprach mit den Männern, bevor er sie ins Haus führte. Etwas später eilte Gigi heraus und kehrte mit Pizzakartons zurück. Winnies Familie rückte zusammen. Vielleicht hatte sich in der Galantine-Welt alles zum Guten gewendet.
Was bedeutete, dass Winnie die nächste Nacht nicht im Kutschenhaus verbringen würde … Nicht, dass Sugar Beth sich auf ihre Gesellschaft gefreut hätte … Andererseits, die Konfrontation an diesem Morgen hatte ihr teilweise gefallen.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als eine dünne Frau mit kantigem Kinn vor der Kasse stehen blieb. »Erinnerst du dich an mich, Sugar Beth? Pansye Tims, Corinnes große Schwester.«
»Ja, natürlich, Pansye. Wie geht’s dir?«
»Gerade habe ich eine Stirnhöhleninfektion überwunden«, erklärte Pansye und beugte sich vor. »Die ganze Stadt redet über gestern Abend. Nicht auszudenken, was Winnie passiert wäre, wenn du sie nicht aus dem Feuer getragen hättest! So
eine wunderbare Frau! Ohne sie wäre Parrish nicht mehr dasselbe, und ich
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