Frühstück im Bett
Wie sollte sie den Schmerz betäuben? Da gab es nur eine einzige Möglichkeit – sie musste sich betrinken. Sie ging in die Küche und hoffte, Schokolade würde denselben Zweck erfüllen.
Als Ryan nur Sugar Beths Volvo in der Zufahrt des Kutschenhauses stehen sah, fluchte er. Offenbar war Winnie nicht hier. Und er hatte weiße Tulpen gekauft. Gewiss, nach zehn war’s ein bisschen zu spät, um Blumen abzuliefern. Aber Gigi feierte mit dem Spanish Club im Casa Pepe, und er hatte mehrmals hin und her fahren und zahllose Kids hinbringen müssen.
Er starrte die Stoßstange des Volvos an und versuchte, seine verkrampften Rückenmuskeln zu lockern. Aber sie gaben nicht nach. Die Hoffnung, Winnie hätte ihm die hässliche Szene im Antiquitätenladen verziehen, war trügerisch gewesen. Während er ihr an diesem Tag geholfen hatte, die Feuerschäden zu beseitigen, war sie ihm zwar nicht mit unverhohlener
Feindschaft begegnet. Doch das bedeutete weder Vergeben noch Vergessen. Jedes Mal, wenn er sich um ein Gespräch unter vier Augen bemüht hatte, war sie ihm ausgewichen. Und sie weigerte sich nach wie vor, nach Hause zu kommen.
Andere Leute hatte sie angelächelt. Lachend beobachtete sie Gigi, die alte Hüte probierte, schwatzte mit den Arbeitern, die den verkohlten Schutt wegräumten, und scherzte mit den Gorgonien. Nur ein einziges Mal lächelte sie ihn an, und da wurde sein Mund trocken. Bisher hatte er ihr Lächeln kaum beachtet. Und jetzt wusste er, wie es langsam die Lippen zu umspielen begann und dann das ganze Gesicht erhellte.
Für seine Hilfe hatte sie sich nicht bedankt und auch kein Aufhebens um ihn gemacht. Die alte Winnie hätte ihn gebeten, sich nicht an den Aufräumungsarbeiten zu beteiligen. Natürlich hätte er trotzdem darauf bestanden. Und dann wäre sie dauernd um ihn herumgeschwirrt, hätte gefragt, ob er Kaffee trinken oder etwas essen wollte, und seine Nerven strapaziert. So fürsorglich war die neue Winnie nicht, sondern eigensinnig, selbstbewusst und so verführerisch, dass er unentwegt an sein heißes Verlangen denken musste.
An diesem Tag hatte er zum ersten Mal mehrere Stunden im Yesterday’s Treasures verbracht. Obwohl er wusste, wie sehr sie Antiquitäten liebte, hatte er den Laden insgeheim für das Hobby einer reichen Frau gehalten. Und jetzt, nachdem er beobachtet hatte, wie behutsam sie mit ihren Schätzen umging, wie enthusiastisch sie mit Gigi darüber sprach, erkannte er ihre Kompetenz und schämte sich.
Er legte die Tulpen auf den Beifahrersitz und stieg aus seinem BMW. Zweifellos war es absurd, ausgerechnet Sugar Beth nach Winnies Verbleib zu fragen. Aber er wollte die Gorgonien nicht anrufen.
Wie schon so oft, überlegte er, was an diesem Morgen zwischen Winnie und Sugar Beth geschehen war. Gigi wusste das, und er ärgerte sich, weil er erfolglos versucht hatte, ihr ein paar Einzelheiten zu entlocken.
Was die Tulpen betraf, besann er sich anders und holte sie aus dem Auto. Vielleicht würden sie Winnie etwas milder stimmen, wenn er sie im Kutschenhaus zurückließ. Nun musste er seine Frau umwerben – ein Gedanke, der ihm zu seiner Verblüffung gefiel. Er liebte Herausforderungen, wenn er auch nicht erwartet hatte, Winnie würde ihn provozieren.
Barfuß, in einem hüftlangen T-Shirt, öffnete Sugar Beth die Tür, und ihr Schmollmund erinnerte ihn an die einstige Homecoming Queen. Obwohl sie immer noch faszinierend aussah, bereute er nun, dass er vierzehn Jahre mit Erinnerungen an die einstige Liebe vergeudet hatte, statt sich um seine Frau zu kümmern.
»Pour moi?« Sie entriss ihm die Tulpen. »Wie süß von dir!«
»Nein, für Winnie. Untersteh dich, ihr zu erzählen, ich hätte dir Blumen mitgebracht! Das meine ich ernst, Sugar Beth. Keine albernen Spiele! Du hast schon genug Schaden angerichtet.«
»Wird mir wieder mal die Schuld in die Schuhe geschoben?«
Allerdings.
Sie umfasste sein Handgelenk, zog ihn ins Haus und starrte ihn wie einen großen Schokoriegel an. »O Mann, du bist genau das, was der Doktor mir verschrieben hat. Ich brauche dringend ein bisschen Ablenkung.«
»Die musst du dir woanders suchen«, erwiderte er und wandte sich zum Gehen.
Aber sie eilte an ihm vorbei, lehnte sich an die Tür und versperrte ihm den Weg. »Bitte, Ryan!«, gurrte sie, und er spürte, wie sich die Härchen an seinen Armen sträubte. »Ich bekämpfe gerade einen Dämon namens Rum. Bleib hier, nur für eine kleine Weile.«
»Bist du
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